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Der Schatten erhebt sich

Der Schatten erhebt sich

Titel: Der Schatten erhebt sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wenn Sevanna jetzt nichts anderes vorzubringen hat, als für Couladin die Erlaubnis zum Sprechen zu erbitten, dann gehe ich zu meinen Zelten zurück und warte.« Jheran von den Shaarad, den Todfeinden von Baels Goshien, war ein schlanker Mann, in dessen hellbraunem Haar viele graue Strähnen zu sehen waren. Seine Schlankheit war die einer Stahlklinge. Er sprach niemanden unter den Clanhäuptlingen direkt an. »Ich sage, wir kehren nicht zu den Zelten zurück. Da uns Sevanna nun einmal zusammengebracht hat, sprechen wir doch über etwas, das nur ein bißchen weniger wichtig ist als die Neuigkeit, auf die wir warten: Wasser. Ich möchte mit Euch über die Wasserrechte an der Bergkettenfeste sprechen.« Bael wandte sich ihm drohend zu.
    »Narren!« fuhr Sevanna sie an. »Ich habe genug vom Warten! Ich... « In diesem Augenblick wurden die anderen auf dem Vorsprung der Neuankömmlinge gewahr. In lähmendem Schweigen beobachteten sie, wie sie sich näherten. Die Clanhäuptlinge runzelten die Stirn. Sevanna machte eine finstere Miene. Sie war eine hübsche Frau, noch nicht einmal in mittleren Jahren und noch jünger wirkend, da sie zwischen viel älteren Männern stand. Doch ihr Mund wirkte gierig. Die Clanhäuptlinge waren würdevolle Männer, selbst Han mit seiner säuerlichen Miene, doch der Blick aus ihren blaßgrünen Augen war berechnend. Im Gegensatz zu allen Aielfrauen, die Rand je gesehen hatte, trug sie ihre lose weiße Bluse so weit geöffnet, daß man einen guten Ausblick auf ihren vom Halsschmuck eingerahmten sonnengebräunten Busen hatte. Die Männer hätte er schon an ihrem Verhalten als Clanhäuptlinge erkannt, aber wenn Sevanna Dachherrin war, dann hatte sie nicht viel mit Lian gemein.
    Rhuarc ging geradewegs zu der Felsplatte hin, reichte Speere und Schild, Bogen und Köcher seinen Roten Schilden und kletterte nach oben. Rand gab seine Zügel Mat, der daraufhin knurrte: »Glück steh uns bei!« Er beäugte dabei die Aiel in ihrer Umgebung. Adelin nickte Rand aufmunternd zu, und der trat vom Pferdesattel aus direkt auf den Felsvorsprung. Ein überraschtes Murmeln erfüllte die Mulde.
    »Was tust du da, Rhuarc?« wollte Han mit finsterem Blick wissen. »Bringst einen Feuchtländer hierher? Wenn du ihn schon nicht tötest, dann schicke ihn wenigstens vom Platz der Häuptlinge herunter.« »Dieser Mann, Rand al'Thor, ist gekommen, um zu den Clanhäuptlingen zu sprechen. Haben Euch die Traumgängerinnen nicht gesagt, daß er mit mir kommen werde?« Rhuarcs Worte brachten unter den Zuhörern wieder ein lautes Murmeln hervor.
    »Melaine hat mir vieles gesagt, Rhuarc«, sagte Bael bedächtig, wobei er beim Anblick Rands wieder die Stirn runzelte. »Daß Er, Der Mit Der Morgendämmerung Kommt, aus Rhuidean zurückgekommen sei. Ihr wollt doch nicht etwa sagen, daß dieser Mann... « Er ließ die Worte ungläubig verklingen.
    »Wenn dieser Feuchtländer sprechen darf«, sagte Sevanna schnell, »dann darf Couladin das auch.« Sie hob eine weich wirkende Hand, und Couladin kletterte mit zorngerötetem Gesicht auf den Vorsprung.
    Han fuhr ihn an: »Geht hinunter, Couladin! Es ist schlimm genug, daß Rhuarc die Sitten mißachtet; es ist also nicht notwendig, daß Ihr das auch noch tut!« »Es ist Zeit, mit alten, überholten Bräuchen Schluß zu machen!« schrie der Shaido mit dem Feuerkopf, wobei er sein graubraunes Wams abstreifte. Es gab keinen Grund, von dort oben zu schreien, denn die Worte waren überall im Tal zu hören. Trotzdem senkte er die Stimme nicht. »Ich bin Der, Der Mit der Morgendämmerung Kommt!« Er schob seine Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hoch und reckte seine Fäuste in die Luft. Um jeden Unterarm wand sich ein schlangenartiges Geschöpf mit roten und goldenen Schuppen und metallisch glitzernden Füßen, die jeweils in fünf goldenen Klauen ausliefen. Die Köpfe mit den goldenen Mähnen lagen über den Außenseiten der Handgelenke. Zwei perfekte Drachen. »Ich bin der Car'a'carn!« Der Aufschrei, der zurückhallte, klang wie Donner. Aiel sprangen auf und jubelten. Auch die Septimenhäuptlinge waren auf den Beinen, die der Taardad besorgt zusammenstehend, und die anderen schrien genauso laut wie die menge.
    Die Clanhäuptlinge schienen betäubt - selbst Rhuarc. Adelin und ihre neun Töchter des Speers hatten ihre Speere gepackt, als rechneten sie damit, sie jeden Moment einsetzen zu müssen. Mat blickte zu der breiten Felsspalte hinüber, die aus dem Tal führte, und dann zog er den Hut tiefer

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