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Der Schatten von Thot

Der Schatten von Thot

Titel: Der Schatten von Thot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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die Siegel der ledernen Köcher entfernte und die darin enthaltenen Schriftrollen herausriss – aber da er nicht in der Lage war, die Hieroglyphen zu entziffern, nutzten sie ihm nichts. Wütend warf er sie zu Boden, wo sie Feuer fingen und verbrannten.
    Einem inneren Impuls gehorchend, wollte Sarah danach greifen, aber Kamal hielt sie mit eiserner Hand zurück. Nichts von dem, was in der Kammer der Geheimnisse aufbewahrt worden war, sollte nach außen dringen…
    »Ihr tragt Schuld!«, brüllte Laydon. Die von der blendenden Helligkeit entzündeten Augen des Verräters waren weit aufgerissen und blutunterlaufen, seine Waffe auf Sarah und Kamal gerichtet. Ungeachtet des tobenden Infernos, kannte der Wahnsinnige nur noch ein Ziel: diejenigen zu töten, die seinen Traum vernichtet hatten. »Ihr habt mich belogen, dafür werdet ihr bezahlen…«
    »Kamals Rat war richtig, Onkel«, widersprach Sarah trotzig, »aber deine Kenntnisse in Ägyptologie lassen sehr zu wünschen übrig…«
    Skrupellos wollte Laydon abdrücken – als es eine erneute Erschütterung gab. Risse überzogen den Boden nun wie Spinnennetze, durch die pfeilgerade die Schlackespuren der Todesstrahlen sengten. Laydon geriet ins Wanken, und Kamal sprang todesmutig nach vorn, stürzte sich auf den verräterischen Doktor.
    Um den Besitz der Waffe ringend, wankten die beiden Männer quer durch die Kammer und vollführten dabei einen bizarren Tanz, während die tödlichen Strahlen die Luft um sie zersägten.
    Sarah sprang auf, um Kamal zur Hilfe zu eilen – als plötzlich ein Schuss fiel. Für eine kurze Zeit war unmöglich zu erkennen, ob die Kugel Kamal oder Laydon getroffen hatte. Dann nahm Sarah erleichtert zur Kenntnis, dass es ihr verräterischer Pate war, der verwundet niedersank. Im gleichen Augenblick durchfuhr sie ein brennender Schmerz im linken Arm.
    Nur ihrer blitzschnellen Reaktion hatte Sarah es zu verdanken, dass sie dem Todesstrahl entging, der unmittelbar neben ihr vorbeisengte. Sie ließ sich zu Boden fallen und rollte sich ab, gelangte so zu Laydon und Kamal. Im Zuge des Kampfes hatte sich ein Schuss aus dem Revolver gelöst und Laydon an der Schulter gestreift. Blutend und heulend vor Schmerz sank der Mörder nieder. Von ihm ging keine Bedrohung mehr aus.
    »Lass uns verschwinden«, raunte Sarah Kamal zu, und obwohl es in ihr eine Stimme gab, die sie dazu drängte, Mortimer Laydon seinem Schicksal zu überlassen, packte sie ihn am Kragen seines Tropenanzugs, zerrte ihn auf die Beine und wandte sich mit ihm und Kamal zur Flucht.
    Im diesem Moment löste sich oben im Schacht der erste Schild von der Wand. Unter donnerndem Getöse ging das wuchtige Stück Metall nieder und schlug auf dem Boden auf. Splitter von zertrümmertem Gestein fegten nach allen Seiten. Ein letztes Mal sengten die Todesstrahlen heran, und Sarah und die beiden Männer entgingen ihnen nur mit knapper Not.
    »Kommen Sie! Schnell! Der Turm wird jeden Augenblick einstürzen!« Am Ausgang stand Sir Jeffrey, der ihnen aufgeregt zuwinkte. Anders als Laydons restliche Schergen, die längst getürmt waren, hatte der königliche Berater die Stellung gehalten, sei es aus Loyalität zu seinen Gefährten oder weil er sich mit dem verletzten Bein nicht allein fortbewegen konnte.
    Noch einmal blickte Sarah über die Schulter zurück, sah die Kammer der Geheimnisse in Trümmern und Glut versinken – ein Anblick, der sich für immer in ihre Erinnerung brannte.
    Dann trat sie zusammen mit ihrem Gefangenen und ihren Begleitern die Flucht an, durch die verlassene Vorkammer und die Höhle, in deren dunklen Tiefen der Treibsand lauerte. Über die Säulen zu balancieren, die infolge der Erschütterungen ins Wanken geraten waren, stellte ein ohnehin schon halsbrecherisches Unterfangen dar, das mit dem verletzten Sir Jeffrey und dem Gefangenen im Schlepp nicht gerade leichter wurde. Kamal ging voraus und sondierte den Weg, ihm folgte der leise Gebete sprechende königliche Berater, danach kam Sarah mit Laydon. Es gab ein helles Knacken wie von berstendem Holz, als einige der Säulen, über die sie gerade hinweg waren, auseinander brachen. Lautlos verschwanden die Trümmer in der gierigen Tiefe, die sie in sich aufnahm und nie wieder freigeben würde.
    Mit Glück erreichten Sarah und ihre Gefährten die andere Seite. Durch die Kammer der Mumien gelangten sie zu dem steilen Schacht, den hinaufzusteigen sich infolge der in den Stein gearbeiteten Rillen als einfacher erwies als befürchtet. Nur

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