Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Gelegenheit, diesen Umstand durch Aqua ministerialia zu beseitigen. Zuletzt fragte Hartley auch die drei Fremden, ob er ihnen dienen könne. Der Cornel schüttelte den Kopf und antwortete: »Danke, Sir! Wir sind äußerst gesund. Und fühle ich mich je einmal unwohl, so helfe ich mir auf schwedische Weise.«
    »Wieso?«
    »Durch Heilgymnastik. Ich lasse mir nämlich auf der Ziehharmonika einen flotten Reel vorspielen und tanze so lange danach, bis ich in Schweiß komme. Dieses Mittel ist probat.
    Verstanden?«
    Er nickte ihm dabei bedeutungsvoll zu. Der Heilkünstler schwieg betroffen und wandte sich von ihm ab, um den Wirt nach den nächstliegenden Farmen zu fragen. Laut des Bescheides, den er bekam, lag die nächste acht Meilen weit gegen Westen, dann eine fünfzehn Meilen nach Norden. Als der Magister erklärte, daß er unverzüglich nach der ersteren aufbrechen werde, fragte ihn der Farmer nach dem Honorare.
    Hartley verlangte fünf Dollar und bekam sie auch sehr gern ausgezahlt. Dann brach er mit seinem Famulus auf, welcher wieder den Kasten auf sich lud. Als sie sich so weit entfernt hatten, daß sie von der Farm aus nicht mehr gesehen werden konnten, sagte er: »Wir sind westlich gegangen, biegen aber nun nach Norden ein, denn es kann mir nicht einfallen, nach der ersten Farm zu gehen; wir suchen die zweite auf. Die Kuh war so hinfällig, daß sie wohl schon in einer Stunde stirbt. Wenn es da dem Farmer einfällt mir nachzureiten, kann es mir schlecht ergehen. Aber ein Mittagessen und fünf Dollar für zehn Tropfen Anilinwasser, ist daß nicht einladend? Ich hoffe, Ihr erkennt Euern Vorteil und tretet in meinen Dienst!«
    »Die Hoffnung trügt Euch, Sir,« antwortete Haller. »Was Ihr mir bietet, ist viel, sehr viel Geld; dafür aber hätte ich noch viel mehr Lügen zu machen. Nehmt es mir nicht übel! Ich bin ein ehrlicher Mann und will es auch bleiben. Mein Gewissen verbietet mir, auf Euern Vorschlag einzugehen.«
    Er sagte das so ernst und fest, daß der Magister einsah, daß alles fernere Zureden unnütz sei. Darum sagte der letztere, indem er mitleidig mit dem Kopfe schüttelte: »Ich habe es gut mit Euch gemeint. Schade, daß Euer Gewissen ein so zartes ist!«
    »Ich danke Gott, daß er mir kein andres gegeben hat. Hier habt Ihr Euern Kasten zurück. Ich möchte Euch gern erkenntlich für das sein, was Ihr an mir gethan habt, aber ich kann nicht, es ist mir unmöglich.«
    »Well! Des Menschen Wille ist sein Himmelreich; darum will ich nicht weiter in Euch dringen. Aber wir brauchen uns trotzdem nicht sogleich zu trennen. Euer Weg ist fünfzehn Meilen weit, bis zu der betreffenden Farm, auch der meinige, und wir können also wenigstens bis dahin beisammen bleiben.«
    Er nahm seinen Kasten wieder an sich. Die Schweigsamkeit in welche er nun verfiel, ließ vermuten, daß die Rechtlichkeit des Schreibers nicht ganz ohne Eindruck auf ihn geblieben sei. So wanderten sie nebeneinander weiter und richteten ihre Augen nur nach vorwärts, bis sie hinter sich Pferdegetrappel vernahmen. Sich umdrehend, erblickten sie die drei Männer, mit denen sie auf der Farm zusammengetroffen waren.
    »Woe to me!« entfuhr es Hartley. »Das scheint mir zu gelten.
    Diese Kerle wollten doch nach den Bergen! Warum reiten sie ha nicht westlich! Ich traue ihnen nicht; sie scheinen eher Strolche als Trappers zu sein.«
    Er sollte bald zu seinem Leidwesen erfahren, daß er mit dieser Vermutung das Richtige getroffen hatte. Die Reiter hielten bei den beiden an, und der Cornel wendete sich in höhnischer Weise an den Quacksalber: »Master, warum habt Ihr Eure Richtung geändert? Nun wird der Farmer Euch nicht finden.«
    »Mich finden?« fragte der Yankee.
    »Ja. Als Ihr fort waret, sagte ich ihm aufrichtig, was es für eine Bewandtnis mit Euern schönen Titeln hat, und er brach schleunigst auf, um Euch zu folgen und sich sein Geld wiederzuholen.«
    »Unsinn, Sir!«
    »Es ist nicht Unsinn, sondern die Wahrheit. Er ist nach der Farm, welche Ihr angeblich mit Eurer Gegenwart beglücken wolltet. Wir aber waren klüger als er. Wir verstehen es Fährten zu lesen und sind der Eurigen gefolgt, um Euch einen Vorschlag zu machen.«
    »Wüßte nicht, welchen. Ich kenne Euch nicht, und habe nichts mit Euch zu schaffen.«
    »Desto mehr aber wir mit Euch. Wir kennen Euch. Indem wir dulden, daß Ihr diese ehrlichen Farmersleute betrügt, sind wir Eure Mitschuldigen geworden, wofür es nur recht und billig ist, daß Ihr uns einen Teil des Honorares

Weitere Kostenlose Bücher