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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mit mir herumquälen, während es doch ein höchst einfaches Mittel gibt, diese Aufopferung ganz unnötig zu machen.«
    »So? Welches denn?« fragte Haller ahnungslos.
    »Ihr geht in Gottes Namen weiter, und ich kehre nach der Farm zurück, von welcher ich kam, ehe ich Euch heute traf.«
    »Das kann ich nicht zugeben; es ist zu weit.«
    »Ganz und gar nicht. Ich bin erst westlich gegangen und dann mit Euch gerade nördlich, also im rechten Winkel. Wenn ich diesen abschneide, habe ich von hier aus nicht ganz drei Stunden zu gehen, und so lange halte ich es sehr gut aus.«
    »Meint Ihr? Nun gut; aber ich gehe mit. Ich habe versprochen, Euch nicht zu verlassen.
    »Und ich muß Euch dieses Versprechens entbinden, da ich Euch nicht in Gefahr bringen darf.«
    »Gefahr?«
    »Ja. Die Pflanzersfrau ist nämlich, wie sie mir erzählte, die Schwester des Sheriffs von Kinsley. Werdet Ihr von dort aus verfolgt, so ist hundert gegen eins zu wetten, daß der Sheriff auf dieser Farm vorspricht. Ihr würdet ihm also gerade in die Hände laufen.«
    »Das werde ich freilich bleiben lassen,« meinte Haller erschrocken. »Wollt Ihr denn wirklich hin?«
    »Ja; es ist das beste für mich und auch für Euch.«
    Er stellte ihm die Vorteile dieses Entschlusses in so aufrichtiger und eindringlicher Weise vor, daß der arme Schreiber endlich in die Trennung willigte. Sie schüttelten sich die Hände, sprachen gegenseitig die besten Wünsche aus und trennten sich dann.
    Haller ging weiter, auf die offene Prairie hinaus. Hartley sah ihm nach und meinte dabei zu sich selbst: »Der Kerl kann mir leid thun, aber es geht nicht anders. Blieben wir zusammen, so wäre er auch verloren, und ich müßte mit ihm sterben. Nun aber ist's hohe Zeit für mich. Wenn sie ihn einholen und nach mir fragen, wird er ihnen sagen, wohin ich bin, also da nach rechts hinüber. Ich mache mich also nach links davon und suche mir einen Ort, an welchem ich mich verstecken kann.«
    Er war kein Jäger oder Fallensteller, aber er wußte, daß er keine Fährte zurücklassen dürfe, und hatte auch zuweilen gehört, wie man es machen müsse, um eine Spur zu verwischen. Indem er in die Büsche eindrang, suchte er sich solche Stellen aus, welche keine Fußeindrücke aufnahmen.
    War ja ein solcher zu bemerken, so glich er ihn hinter sich mit der Hand wieder aus. Dabei war ihm freilich seine Verwundung hinderlich und ebenso der Kasten, den er wieder an sich genommen hatte. Er kam also nur sehr langsam weiter, traf aber zu seinem Glücke bald auf eine Stelle, auf welcher die Büsche so dicht standen, daß sie für das Auge undurchdringlich waren. Er arbeitete sich hinein, legte den Kasten ab und setzte sich darauf. Kaum war das geschehen, so hörte er die Stimmen der drei Reiter und den Schritt ihrer Pferde. Sie ritten vorüber, ohne zu bemerken, daß die Spur von jetzt an eine nur einfache war.
    Der Yankee schob die Zweige nach der betreffenden Richtung auseinander; er konnte hinaus auf die Prairie blicken. Da draußen ging Haller. Die Tramps sahen ihn, und ließen ihre Pferde in Galopp fallen. Jetzt hörte er sie, drehte sich um und blieb erschrocken stehen. Bald hatten sie ihn erreicht; sie sprachen mit ihm; er deutete ostwärts; jedenfalls sagte er ihnen, daß der Yankee in dieser Richtung nach der Farm
    zurückgekehrt sei. Dann krachte ein Pistolenschuß und Haller stürzte nieder.
    »Es ist geschehen,« murmelte Hartley. »Wartet nur, ihr Halunken! Vielleicht begegne ich euch einmal, und dann sollt ihr diesen Schuß bezahlen! Bin neugierig, was sie nun thun werden.«
    Er sah, daß sie abstiegen, und sich mit dem Erschossenen beschäftigten. Dann standen sie beratend bei einander, bis sie wieder zu Pferde stiegen, wobei der Cornel den Ermordeten zu sich quer über den Sattel nahm. Zum Erstaunen des Yankee kam dieser zurück, während seine beiden Gefährten nicht mit ihm umkehrten, sondern weiter ritten. Als der Cornel das Buschwerk erreichte, drängte er sein Pferd ein Stück in dasselbe hinein und ließ dann die Leiche herabfallen; sie lag nun so, daß man sie von außerhalb des Gebüsches nicht sehen konnte, gar nicht weit von Hartley entfernt. Hierauf zog der Reiter sein Pferd zurück und ritt fort, wohin, das konnte Hartley nicht sehen; er hörte den Hufschlag noch kurze Zeit, dann wurde es still.
    Den Yankee überkam ein Grauen. Fast bereute er es jetzt, den Schreiber nicht gewarnt zu haben. Er war Zeuge der entsetzlichen That gewesen, nun lag die Leiche fast in seiner

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