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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dir hiermit nur eenen extemporierten Blick zuwerfen, aus welchem du ersehen kannst, wie unendlich ich meine Persönlichkeit über deiner Pigmentgeschtalt erhaben fühle.«
    »Pygmäengestalt,« verbesserte Jemmy.
    »Wirst du wohl gleich zwölf Sechsachtelakte schweigen!« gebot der Kleine. »Bringe meine Galle nich in pneumatische Anschwellung, sondern widme mir die Hochachtung, welche ich infolge meines außerordentlichen Lebenslaufes mit vollem Rechte zu beanschpruchen habe! Denn nur unter dieser Bedingung kann ich mich so populär machen, diesem Braten den Segen meiner unleugbaren Kochkunstfertigkeet angedeihen zu lassen.«
    »Ja, brate nur,« nickte Old Shatterhand, um den Ärger des Kleinen abzulenken.
    »Das is freilich bald gesagt. Wo aber nehme ich die Zwiebeln und die Lorbeerblätter her. Übrigens weeß ich noch nich, ob ich mit der Pfanne hinaus an das Feuer darf.«
    »Versuche es.«
    »Ja, versuchen! Wenn die Kerle es nich leiden wollen und mir eene Kugel in die Magengegend schicken, so is es für mich ganz egal, ob das Fleesch unter der Haut eenes Elkes oder Büffels gewachsen is. Aber Furcht gibt's nich, solange man sich bei der richtigen Herzhaftigkeet befindet; feni, fidi, fidschi - ich gehe 'naus!«
    Er trug die Pfanne mit dem Fleische an das Feuer und machte sich an demselben als Koch zu schaffen, ohne von den Wächtern gestört zu werden. Die andern blieben im Zelte sitzen und beobachteten durch die offene Thür das rege Thun und Treiben der Indianer.
    Der Mond verbreitete jetzt fast Tageshelle. Sein Licht fiel auf einen nahen, dunkel bewaldeten Bergstock, von welchem sich ein breites, glitzerndes Silberband herniederschlängelte, ein Flüßchen oder starker Bach, welcher sich unten in ein ziemlich großes, fast seeartiges Wasserbecken ergoß. Der Abfluß dieses letzteren bildete den Wasserlauf, an dessen Ufer man in das Lager gekommen war. Büsche oder Bäume schien es in der Nähe nicht zu geben; die Umgebung des Sees war flach und offen.
    An jedem Feuer saßen Indianer, welche ihren mit dem Braten des Fleisches beschäftigten Frauen zusahen. Zuweilen erhob sich einer oder der andre, um, langsam an dem Zelte vorübergehend, einen Blick auf die Weißen zu werfen. Von Knox und Hilton war nichts zu sehen und zu hören, doch durfte man vermuten, daß ihre Lage keineswegs eine für den Augenblick so befriedigende sei, wie diejenige Old Shatterhands und seiner Gefährten. Nach Verlauf einer Stunde kam Hobble-Frank mit der dampfenden Pfanne in das Zelt zurück; er setzte sie den Gefährten hin und sagte in sehr selbstbewußtem Tone: »Hier habt ihr eure Herrlichkeet. Ich bin neugierig, was ihr für Oogen machen werdet. Zwar fehlt das Gewürze, aber meine angeborene Talenthaftigkeet hat leicht darüber hinwegzukommen gewußt.«
    »Auf welche Weise denn?« fragte Jemmy, indem er sein kleines Näschen über die Pfanne hielt. Das Fleisch brodelte nicht nur, sondern es rauchte, und zwar nicht wenig; das Zelt war in Zeit von einigen Augenblicken von einem scharfen, brenzlichen Geruche erfüllt.
    »Off eene so eenfache Weise, daß der Erfolg een wahres Wunder is,« antwortete der Kleine. »Ich habe mal gelesen, daß Holzkohle nich nur das Salz ersetzt, welches uns hier fehlt, sondern sogar ooch solchem Fleesche, welches eene ziemliche Anrüchigkeet besitzt, den Hohguhgeruch benimmt. Unser Braten war mit eener sehr dissidenten Müffigkeet begabt und so habe ich denn zu dem erwähnten Mittel gegriffen und ihn in hölzerne Asche geschmort, was sehr leicht war, da wir ja Holzfeuer haben. Das Feuer is mir zwar dabei een bißchen mit in die Pfanne hineingeraten, aber gerade das wird, wie mir mein genialer Küchenverschtand mitteelt, von derjenigen knusperigen Wirkung sein, welche eenen gefühlvollen und wohlschmeckenden Menschen bei Tische in Exstasibilität versetzt.«
    »O weh! Elkbraten in Holzasche! Bist du denn gescheit!«
    »Rede doch keenen Äpfelsalat! Ich bin schtets gescheit. Das mußt du doch nu endlich wissen. Die Asche is een chemischer Gegner aller alchimistischen Unreenlichkeet. Genieße also diesen Elk mit dem dazu gehörigen Menschenverschtand; so wird er dir sehr gut bekommen und deiner Konschtitution diejenigen körperlichen und geistigen Kräfte verleihen, ohne welche der Mensch vom schnöden Unorganismus vollschtändig verschlungen wird.«
    »Aber,« meinte Jemmy kopfschüttelnd, »du sagst ja selbst, daß dir das Feuer in die Pfanne geraten ist. Das Fleisch hat gebrannt; es ist

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