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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verdorben.«
    »Rede nich, sondern kaue!« fuhr Frank auf. »Es is höchst ungesund, beim Essen zu singen oder zu schprechen, weil dabei die unrechte Kehle offgeklappt wird und die Schpeise in die Milz anschtatt in den Magen kommt.«
    »Ja, kauen, wer soll das Zeug kauen! Da, schau her! Ist das noch Fleisch?«
    Er spießte mit dem Messer ein Stück an, hob es empor und hielt es dem Kleinen an die Nase. Das Fleisch war schwarz gebrannt und von einer dunkeln, fettigen Aschenlage umgeben.
    »Natürlich is es Fleesch. Was soll es denn sonst sein!«
    antwortete Frank.
    »Aber schwarz, wie chinesische Tusche!«
    »So beiß doch nur zu! Da wirscht du sofort dein Wunder schmecken!«
    »Das glaube ich gern. Und diese Asche!«
    »Die wird abgeputzt und abgewischt.«
    »Das mache mir erst einmal vor!«
    »Mit königlicher Leichtigkeet!«
    Er langte sich ein Stück heraus und rieb es so lange an der ledernen Zeltwand hin und her, bis die Asche an derselben kleben geblieben war. »So muß man's machen,« fuhr er dann fort. »Dir aber fehlt's schtets an der nötigen Fingerfertigkeet und Geistesgegenwart. Und nun sollst du sehen, wie delikat das schmeckt, wenn ich jetzt so een Endchen abbeiße und zwischen der Zunge zerdrücke. Das - -«
    Er hielt plötzlich inne. Er hatte in das Fleisch gebissen, nahm die Zähne weit auseinander, behielt den Mund offen und sah seine drei Gefährten einen nach dem andern betroffen an.
    »Nun,« erinnerte Jemmy, »so beiße doch!«
    »Beißen - - wie? Weeß der Kuckuck, das schnorpst und prasselt gerade wie - wie - wie, na, wie gebratene Scheuerbürschte. Sollte man das für menschenmöglich halten!«
    »Das war vorauszusehen. Ich glaube, die alte Pfanne ist weicher als das Fleisch. Jetzt kannst du die Schöpfung deines Geistes selbst verzehren!«
    »Oho! Es soll nich von mir gesagt werden, daß ihr meinetwegen hungern müßt. Wie wärsch denn, wenn mir's klopften?«
    »Versuche es!« lachte Old Shatterhand. »Ich aber will sehen, ob wirklich alles verdorben ist.«
    »Na, vielleicht is een Schtück da, welches noch nich ganz zu gar so großer Charakterfestigkeet gediehen is. Lassen Sie mich nur suchen; ich wisch die Asche ab!«
    Es gab glücklicherweise einige Stücke, welche noch leidlich genießbar waren und für die vier Personen ausreichten; aber Frank war sehr kleinlaut geworden; er zog sich an eine dunkle Stelle zurück und that, als ob er schliefe. Doch hörte er alles, was gesprochen wurde und sah auch, was draußen im Lager vorging.
    Morgen sollten Knox und Hilton am Marterpfahle sterben und die andern Weißen vielleicht ein gleiches Schicksal erfahren.
    Das gab für die Roten ein großes Fest, zu welchem sie zeitig gerüstet sein mußten. Darum legten sie sich nach dem späten Essen zur Ruhe; die Feuer verlöschten bis auf zwei, nämlich dasjenige an dem Zelte, in welchem sich Old Shatterhand mit seinen drei Gefährten befand, und dasjenige, an welchem Knox und Hilton mit ihren Wächtern lagen. Um das erstere hatte sich ein dreifacher Kreis von Roten gelagert und draußen vor dem Dorfe standen zahlreiche Posten. Ein Entkommen wäre, wenn nicht unmöglich, so doch schwer und sehr gefährlich gewesen.
    Old Shatterhand hatte, um nicht während der ganzen Nacht die Augen der Roten auf sich zu haben, die Matte am Eingange herabgelassen. Nun lagen die Weißen im Dunkeln und gaben sich vergeblich Mühe, einzuschlafen.
    »Wie wird es morgen um diese Zeit mit uns stehen!« meinte Davy.
    »Vielleicht haben uns da die Roten in die ewigen Jagdgründe befördert.«
    »Wenigstens einen oder zwei oder drei von uns,« antwortete Jemmy.
    »Warum das?« fragte Old Shatterhand.
    »Ich denke, sie werden sich nicht an Sie wagen.«
    »Also nur an euch? Hm! Was denkst du da von mir! Wir gehören zusammen und keiner von uns darf denken, sich von dem Schicksale der andern ausschließen zu können. Solltet ihr für den Tod bestimmt werden, so kann es mir nicht einfallen, mir das Leben bieten zu lassen. Wir würden in diesem Falle kämpfen bis auf den letzten Mann.«
    »Aber Ihr habt ja versprochen, Euch nicht zu wehren.«
    »Allerdings, und dieses Versprechen halte ich wörtlich. Aber ich habe nicht versprochen, nicht zu fliehen. Zu diesem letzteren würden wir wenigstens den Versuch machen und wer sich uns da in den Weg stellt, der trägt dann selbst die Schuld daran, daß er weggeräumt wird. Übrigens sind meine Sorgen ganz andrer Art, denn ich vermute, daß die Roten nicht direkt unsern Tod beschließen

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