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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Freude machen, wenn ihr euch vorher durch den Schlaf gekräftigt habt.«
    »Das ist nicht übel!« meinte der dicke Jemmy in deutscher Sprache, um von den Roten nicht verstanden zu werden.
    »Unser Todeskampf! Er thut genau so, als ob wir dem Marterpfahle gar nicht entgehen könnten. Was sagst du dazu, alter Frank?«
    »Zunächst noch gar keen Wort,« antwortete der kleine Sachse.
    »Reden werde ich erscht schspäter, wenn die kongressive Zeit dazu gekommen is. Niemand schtirbt vor seinem Tode und ich habe wirklich keene Lust, Ausnahme von dieser
    weltgeschichtlichen Regel zu machen. Nur will ich bemerken, daß es mir noch gar nich wie schterben zu Mute is. Warten wir also die Sache ab. Aber wenn ich etwa mit brutaler Gewalt so vorzeitig zu meinen Großvätern versammelt werden soll, so wehre ich mich meiner Haut, und ich weeß genau, daß an meinem schpätern Leichenschteene viele Witwen und Waisen derer klagen werden, die ich vorher in die Elise expediere.«
    »Ins Elysium meinst Du wohl?« fragte der Dicke.
    »Rede nich so albern! Wir reden jetzt doch deutsch und Elise is echt germanisch. Ich bin een guter Christ und mag also mit dem alten römischen Elysium nischt zu thun haben. Daß nun gerade immer diejenigen Menschen am klügsten thun, welche den kleensten Verschtand besitzen! Es is aber immer so gewesen, daß die größten Kartoffeln am seefigsten sind!«
    Er hätte seinem Ärger über die erfahrene Verbesserung wohl noch ferner Luft gemacht, wenn er die Zeit dazu gehabt hätte.
    Die gab es aber nicht, denn der Augenblick des Empfanges war gekommen. Die Bewohner des Dorfes hatten sich aufgemacht, die zurückkehrenden Krieger zu begrüßen. Sie kamen ihnen in hellen Haufen entgegen, voran die Männer und Knaben, hinter diesen die Frauen und Mädchen, alle aus Leibeskräften schreiend und brüllend, daß es klang, als ob die Schar aus lauter wilden Tieren bestehe.
    Old Shatterhand hatte erwartet, ein gewöhnliches Zeltdorf zu finden, mußte aber zu seiner Enttäuschung erkennen, daß er in einem Irrtum befangen gewesen war. Die große Anzahl der Feuer bewies, daß viel, viel mehr Krieger vorhanden waren, als die Zelte zu fassen vermochten. Es hatten sich die Bewohner vieler andrer Utahdörfer hier versammelt, um den Rachezug gegen die Weißen zu beraten. Die vorausgesandten Boten hatten erzählt, daß der Häuptling sechs Bleichgesichter mitbringe, und die Roten gaben jetzt ihrem Entzücken über diese Botschaft einen Ausdruck, dessen eben nur wilde Völkerschaften fähig sind. Sie schwangen ihre Waffen und schrieen aus Leibeskräften, indem sie die entsetzlichsten Drohungen ausstießen.
    Als das Lager erreicht worden war, sah Old Shatterhand, daß dasselbe aus Büffelhautzelten und aus mittels Zweigen schnell errichteter Hütten bestand, welche einen weiten Kreis bildeten, in dessen Innerem der Zug halten blieb. Hier wurden die beiden Gefesselten von den Pferden losgebunden und auf die Erde geworfen. Das gräßliche Stöhnen des verwundeten Knox wurde von dem Geheul der Roten völlig verschlungen. Dann führte man die andern vier zu diesen beiden. Die Krieger bildeten einen weiten Kreis um sie, und dann traten die Frauen und Mädchen vor, um die Weißen kreischend zu umtanzen.
    Das war eine der größten Beleidigungen, welche es gab. Es ist eine Mut- und Ehrlosigkeitserklärung, Gefangene von den Weibern umtanzen zu lassen. Wer sich das widerstandslos gefallen läßt, wird für tiefer stehend als ein Hund gehalten. Man hatte den vier Jägern bis jetzt die Waffen gelassen. Old Shatterhand rief seinen Gefährten einige Worte zu, worauf dieselben niederknieten und ihre Gewehre anlegten. Er selbst schoß den Bärentöter ab, dessen Knall das Geheul übertönte, und legte dann den Stutzen an die Wange. Sofort trat tiefes Schweigen ein.
    »Was ist das?« rief er so laut, daß alle es hörten. »Sind wir gezwungen worden, mit euch zu reiten, oder haben wir es freiwillig gethan? Wie können die roten Männer uns als Gefangene behandeln? Ich habe mit dem »großen Wolfe« die Pfeife der Beratung geraucht und bin einverstanden gewesen, daß die Krieger der Utahs sich miteinander besprechen, ob wir als Feinde oder Freunde behandelt werden sollen. Diese Besprechung hat noch nicht stattgefunden. Selbst wenn die Utahs uns als Feinde betrachten wollten, sind wir doch nicht ihre Gefangenen. Und selbst wenn wir gefangen wären, würden wir nicht dulden, daß man die Frauen und Mädchen um uns wie um feige Coyoten tanzen

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