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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sogar, er könne des Nachts sehen wie eine Katze.«
    »Und hat einen Gesellschaftsanzug an. Sonderbarer Heiliger!«
    »Wartet nur, bis Ihr ihn im ledernen Büffelrock seht! Da bildet er eine ganz andre Figur.«
    »Nun, Figur hat er auch so schon genug. Aber wer ist denn eigentlich die Frau, welche sich an Euch vergriffen hatte?«
    »Frau? O, diese Lady ist ein Mann.«
    »Wer es glaubt!«
    »Glaubt es nur immerhin!«
    »Sie wurde doch Tante genannt!«
    »Zum Scherze nur, weil er eine so hohe Fistelstimme hat und sich so eigenartig kleidet. Er heißt Droll und ist ein sehr tüchtiger Jäger. Als Fallensteller besitzt er sogar einen ganz außerordentlichen Ruf. Die Biber und Ottern drängen sich geradezu in seine Fallen. Er scheint da ein Geheimnis zu besitzen, eine Lockung, welche kein andrer hat. Doch lassen wir jetzt das Reden. Wie wir jetzt reiten, hat man seine Portion Verstand zusammenzunehmen.«
    Er hatte recht. Old Firehand ritt wie ein Teufel voran, und die andern hetzten wohl oder übel mit gleicher Schnelligkeit hinter ihm drein. Der Lord war ein leidenschaftlicher Parforcereiter und hatte schon oft seinen Hals gewagt; ein Ritt aber wie der gegenwärtige war ihm noch nicht vorgekommen. Man befand sich in dichter Finsternis, gerade wie in einem unerleuchteten Tunnel; kein Hügel war zu erkennen, auch nicht die Erde, welche die Hufe der Pferde berührten. Es war, als ob die Tiere sich in einem unendlichen, lichtlosen Schlunde bewegten, und doch kein Fehltritt und kein Straucheln! Ein Pferd folgte genau dem andern und alles kam bloß auf Old Firehand an. Sein Pferd war noch nie in dieser Gegend gewesen und noch dazu ein ganz gewöhnlicher Klepper, den er hatte nehmen müssen, weil kein andrer zu bekommen gewesen war. Der Lord begann wieder Respekt vor diesem Manne zu fühlen.
    So ging es fort, eine halbe Stunde, eine ganze und noch eine ganze, mit nur kurzen Unterbrechungen, während denen sich die Pferde verschnaufen durften. Der Regen fiel noch immer hernieder, doch so dünn und leicht, daß er diese abgehärteten Männer nicht im geringsten zu genieren vermochte. Dann hörte man Old Firehand vorn rufen: »Aufgepaßt, Mesch'schurs! Es geht abwärts und dann durch eine Furt. Doch reicht das Wasser den Pferden nur bis an den Leib.«
    Es wurde langsamer geritten. Man hörte das Rauschen eines Flusses und man sah trotz der ägyptischen Finsternis die phosphoreszierende Oberfläche des Wassers. Die Füße der Reiter badeten sich in der Flut, dann erreichte man das jenseitige Ufer. Noch ein kurzer Ritt von einer Minute; dann wurde angehalten und der Lord vernahm das scharfe Läuten einer Glocke. Vor seinen Augen war es gerade noch so finster wie vorher.
    »Was ist das? Wer läutet, und wo sind wir?« fragte er den Humply-Bill.
    »An dem Thore von Butlers Farm,« antwortete dieser.
    »Seht Ihr denn etwas von dieser Farm?«
    »Nein. Aber reitet einige Schritte näher, so werdet Ihr die Mauer fühlen.«
    Hunde bellten. Aus ihren tiefen, rauhen Stimmen ließ sich auf ihre Größe schließen. Dann ertönte eine fragende Stimme:
    »Wer läutet, wer will herein?«
    »Ist Master Butler schon zurück?« fragte der Jäger.
    »Nein.«
    »So holt den Schlüssel von der Lady und sagt, daß Old Firehand hier ist!«
    »Old Firehand? Well, Sir, soll schnell besorgt werden. Die Ma'am schläft nicht, und auch jedes andre Auge ist offen. Der Osage war im Vorüberreiten hier und hat gemeldet, daß Ihr kommen werdet.«
    »Was für Menschen gibt es hier!« dachte der Lord. »Der Häuptling ist also noch viel, viel schneller geritten als wir!«
    Nach einiger Zeit hörte man Befehle, durch welche die Hunde zurückgescheucht wurden; dann klirrte ein Schlüssel im Schlosse, hölzerne Riegel schrieen, Angeln kreischten, und nun endlich sah der Lord mehrere Laternen, deren Lichter aber die Finsternis eines grenzenlos scheinenden Hofes nur noch undurchdringlicher machte. Herbeieilende Knechte nahmen den Reitern die Pferde ab, und dann wurden die Gäste in ein hohes, finster erscheinendes Haus geführt. Eine Magd bat Old Firehand, nach oben zur Ma'am zu kommen. Für die andern wurde im Parterre ein großes, rauchgeschwärztes Gemach geöffnet, von dessen Decke eine schwere Petroleumlampe herniederhing. Da standen einige Tafeln und Tische mit Bänken und Stühlen, auf denen die Männer Platz zu nehmen hatten.
    Auf den Tischen standen allerlei Eßwaren, Flaschen und Gläser, eine Folge davon, daß der Trupp von dem Häuptlinge angemeldet worden

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