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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Darum antwortete er demselben: »Nur gemach, Sir.
    Bevor wir uns nicht kennen gelernt haben, wollen wir uns wenigstens keine Grobheiten sagen. Ihr seid noch neu zu Lande.«
    Das Wort »neu« verfehlte die beabsichtigte Wirkung nicht, denn der Lord rief noch zorniger als vorher: »Wer sagt Euch das?
    Sehe ich etwa wie neu aus? Ich bin mindestens so ausgerüstet, wie die Prairie es erfordert; Ihr aber sitzt da, als ob Ihr soeben aus einem Klub oder gar aus einer Ladiesgesellschaft kämet!«
    Also richtig, das war es! Old Firehand trug nämlich noch denselben eleganten Reiseanzug wie auf dem Dampfer. Er hatte ihn noch nicht ablegen können, da seine Jägerausrüstung auf Butlers Farm bereit lag. Dieser Anzug war zwar durch den Ritt zu den Rafters und dann hierher sehr mitgenommen worden, schien aber bei dem Scheine des kleinen, vom Regen niedergedrückten Feuers noch ganz neu zu sein. Der berühmte Mann wurde von dem Engländer nicht für voll angesehen. Er nickte lächelnd und sagte: »Kann Euch nicht ganz unrecht geben, Sir; aber vielleicht richte ich mich noch hier im alten Westen ein; auf alle Fälle aber wollen wir Freunde bleiben.«
    »Wenn das Euer Ernst ist, so räsonniert nicht wieder über das Wetten, denn an dem Einsatze erkennt man den echten, richtigen Gentleman. Übrigens begreife ich nicht, warum Ihr hier bleiben und nicht mit sofort nach der Farm reiten wollt. Das hat mich zuerst irre an Euch gemacht.«
    »Habe meinen guten Grund dazu.«
    »Will mein weißer Bruder mir wohl diesen Grund nennen?«
    fragte der Osage.
    »Ja. Es genügt, wenn du nach der Farm reitest und Butler benachrichtigst. Er ist ganz der Mann, die richtigen Vorbereitungen zu treffen. Ich bleibe mit meinen Rafters hier und halte die Tramps so in Schach, daß sie nur langsam vorwärts kommen und gewiß nicht eher bei der Farm anlangen, als bis man dort zu ihrem Empfange bereit ist.«
    »Mein Bruder hat stets den besten Gedanken; das würde auch dieses Mal der Fall sein, aber Butler ist nicht in seinem Wigwam.«
    »Nicht?« fragte Firehand überrascht.
    »Nein. Als ich nach dem Osage-nook ritt, kam ich an der Farm vorüber und kehrte ein, um ein Calumet mit meinem weißen Bruder Butler zu rauchen. Ich traf ihn nicht daheim. Er hatte den Besuch seines fernen Bruders und dessen Tochter erhalten und war mit ihnen beiden nach Fort Dodge geritten, um Kleider für die weiße Tochter einzukaufen.«
    »So ist der Bruder also schon angekommen! Weißt du, wie lange Butler in Fort Dodge bleiben will?«
    »Noch einige Tage.«
    »Und wann warst du auf der Farm?«
    »Vorgestern des Morgens.«
    »So muß ich hin, unbedingt hin,« rief Old Firehand, indem er aufsprang.
    »Wie lange währt es, bis du deine Osagen zur Hilfe bringen könntest?«
    »Wenn ich jetzt sofort reite, so sind wir um nächste Mitternacht an der Farm.«
    »Das ist viel, viel zu spät. Sind die Osagen jetzt mit den Sheyennes und Arapahoes befreundet?«
    »Ja. Wir haben die Beile des Krieges in die Erde gegraben.«
    »Diese beiden Stämme wohnen jenseits des Flusses und sind von hier aus in vier Stunden zu erreichen. Will mein Bruder in diesem Augenblicke aufbrechen, um ihnen eine Botschaft von mir zu überbringen?«
    Der Häuptling sagte kein Wort; er trat zu seinem Pferde und stieg in den Sattel.
    »Reite hin,« fuhr Old Firehand fort, »und sage den beiden Häuptlingen, daß ich sie bitte, so schnell wie möglich mit je hundert Mann nach Butlers Farm zu kommen!«
    »Ist das die ganze Botschaft?«
    »Ja.«
    Der Osage schnalzte mit der Zunge, gab seinem Pferde die Fersen und war einen Augenblick später im Dunkel der Nacht verschwunden. Der Lord schaute höchst verwundert drein.
    Gehorchte so ein Krieger wirklich so unbedingt und fraglos dem Manne mit dem Salonrocke? Aber dieser letztere saß auch bereits im Sattel.
    »Mesch'schurs, wir dürfen keine Minute verlieren,« sagte er.
    »Unsre Pferde sind zwar ermüdet, aber bis zur Farm müssen sie es noch aushalten. Vorwärts!«
    Im Nu bildete sich der Zug. Voran Old Firehand mit seinen näheren Bekannten und Jägern, dann die Rafters und endlich die wenigen Osagen mit den Pferden. Das Feuer wurde verlöscht, und dann setzten sich die Reiter in Bewegung.
    Erst ritt man langsam, dann im Trab, und als die Augen sich von dem Lagerfeuer weg an die Dunkelheit gewöhnt hatten, im Galopp. Der Lord machte sich an Bill und fragte. »Wird sich Old Firehand nicht etwa verirren?«
    »O, noch viel weniger als der Osagenhäuptling. Man behauptet

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