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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Westmänner? Man muß sie nur richtig behandeln!«
    »Nun, ich denke, daß ganz im Gegenteile ich es bin, der Euch behandelt hat, Sir.«
    »Auch richtig. Ihr seid wirklich stark. Das hat aber seinen guten Grund, denn Ihr stammt jedenfalls aus Oldengland?«
    »O nein, Sir. Ich bin ein Deutscher,« antwortete die Tante bescheiden.
    »Ein Deutscher? Dann aber doch sicher aus Pommern?«
    »Falsch geraten! Dort wachsen die Pflanzen höher und breiter als ich bin. Ich stamme aus Altenburg.«
    »Hm! Kleines Nest!«
    »Deutsches Herzogtum, Sir! Dort kommen die besten Ziegenkäse her.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Das ist jammerschade!«
    »Rührt mich aber nicht zu Thränen. Ihr seid ein tüchtiger Kerl, Tante. Interessiere mich für Euch. Ihr seid doch nicht immer Westmann gewesen? Oder gibt es in Altenburg auch Trappers?«
    »Zu meiner Zeit noch nicht. Es müßten sich vielleicht jetzt welche eingenistet haben.«
    »Was war Euer Vater, und warum seid Ihr nach den Vereinigten Staaten gegangen?«
    »Mein Vater war kein Lord, aber viel, viel mehr.«
    »Pshaw, ist nicht möglich!«
    »Sehr! Ihr seid nur Lord, wahrscheinlich weiter nichts. Mein Vater aber war vielerlei.«
    »Nun, was denn?« drängte der Lord, welcher erwartete, eine sehr interessante Lebensgeschichte zu hören.
    »Er war Hochzeits-, Kindtaufs- und Leichenbitter, Glöckner, Kirchner, Kellner und Totengräber, Sensenschleifer, Obsthüter und zugleich Bürgergardenfeldwebel. Ist das nicht genug?«
    »Well, mehr als genug!«
    »Richtig, denn wenn ich es kürzer fassen will, so war er ein braver Mann.«
    »Er ist tot?«
    »Schon längst. Ich besitze keine Verwandten mehr.«
    »Und da seid Ihr aus Gram über das große Wasser
    gegangen?«
    »Nicht aus Gram. Mein Dialekt hat mich herübergetrieben.«
    »Euer Dialekt? Wie ist das möglich?«
    »Um das zu verstehen, müßtet Ihr ein Deutscher sein, oder wenigstens deutsch sprechen können. Man sagt, daß ein jeder Mensch unsichtbar einen Engel und einen Teufel neben sich habe; nun, mein Teufel ist der Altenburger Dialekt gewesen. Er hat mich daheim, aus einem Hause in das andre, aus einer Straße in die andre, aus einem Orte in den andern und endlich gar über das Meer getrieben. Dann endlich ist mir dieser Satanas, da hier englisch gesprochen wird, abhanden gekommen. Ich sehne mich nach meinem Vaterlande, ich hätte auch die Mittel, mich da drüben dauernd zur Ruhe zu setzen, aber ich kann leider nicht hinüber, denn in Hamburg oder Bremerhaven steht dieser Teufel schon seit Jahren, um sich mir sofort nach der Landung wieder beizugesellen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Aber ich verstehe es,« fiel der schwarze Tom ein. »Droll spricht nämlich ein so schauderhaftes Deutsch, daß er sich drüben gar nicht hören lassen kann.«
    »So muß er es besser lernen!«
    »Geht nicht! Es ist von allen Seiten an ihm herumgepaukt worden, doch nur mit dem einzigen Erfolge, daß er immer konfuser geworden ist. Reden wir von andern Dingen; er liebt dieses Thema nicht.«
    Jetzt kam Old Firehand wieder, um die Leute darauf aufmerksam zu machen, daß es geraten sei, jetzt zur Ruhe zu gehen, da man sehr früh schon wieder wach sein müsse. Die Männer gehorchten dieser Aufforderung mit löblicher Bereitwilligkeit und begaben sich in einen Raum, in welchem auf Holzrahmen gespannte Häute hingen, die den Bediensteten der Farm sowohl als Hängematten, wie auch als Schlafstellen dienten. Für Bequemlichkeit war durch weiche Unterlagen und Decken gesorgt. In diesen echt westlichen Bettstellen schliefen die Männer auf das prächtigste.

    Siebtes Kapitel
    Im Kampf um Butlers Farm

    In früher Morgenstunde wurden die Verteidiger der Farm wieder geweckt. Der Tag schien ein warmer, ja heißer Sonnentag werden zu wollen und im freundlichen Morgenlichte nahm sich das gestern so düstere Gebäude heute ganz anders aus. Es war für viele Bewohner eingerichtet, aus Backsteinen gebaut, sehr lang und tief, und bestand aus dem Parterre und einem oberen Stockwerke mit plattem Dache. Die Fenster waren sehr hoch, doch so schmal, daß ein Mensch nicht hindurchkriechen konnte. Diese Vorsichtsmaßregel war in einer Gegend, welche oft von räuberischen Indianern durchzogen wird, sehr geboten.
    In jenen Gegenden kommt, oder wenigstens kam es oft vor, daß ein einsames Haus, eine Farm, mehrere Tage lang von den Bewohnern gegen solches Gesindel verteidigt werden mußte.
    Ebenso praktisch für diesen Zweck erwies sich auch der große, weite Hofraum, welcher von

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