Der Schatz in der Drachenhöhle
die drei. Sie lagen, in ihre Schlafsäcke
gehüllt, im Heu, rochen nach Schnaps und schliefen fest.
Das wird ein frohes Erwachen! dachte er
grimmig und stieß Plotzka mit der Fußspitze an.
Es dauerte, bis der endlich die Augen
öffnete. Verständnislos starrte er Tarzan an. Das grobe Gesicht war gedunsen.
Dann dämmerte dem Kerl, was die Glocke geschlagen hatte. Mit erstaunlicher
Schnelligkeit wühlte er sich aus seinem Schlaf sack heraus. Als er auf sprang,
hielt er seine gefährliche Schlagkette in der Hand.
Tarzan ging kein Risiko ein. Mit einem
Brett, das er von einem Stapel riß, parierte (abwehren) er Plotzkas
mörderischen Schlag. Dem Rocker wurde die Kette aus der Faust geprellt, er
selbst im nächsten Moment durch die nach Heu duftende Luft gewirbelt. Er
brüllte auf. Aber das kam zu spät, um seine Kumpane zu warnen. Mit
ausgekugeltem Arm landete er auf Theo.
Tarzan hatte das nicht beabsichtigt,
als er den Schulterwurf durchzog, war aber mit dem Ergebnis zufrieden. Theo gab
einen quäkenden Laut von sich, verdrehte die Augen und schlief wieder ein,
diesmal tiefer als vorher.
Sam, der Katapultschütze, schnellte
hoch, sprang zu seiner Jacke und riß die Stahlschleuder aus der Tasche. Zu mehr
kam er nicht. Während der nächsten Minuten bezog er die Dresche seines Lebens.
Wimmernd sackte er ins Heu.
Über einer Stange hingen Kälberstricke.
Tarzan fesselte die drei an Händen und Füßen. Sie leisteten keinen Widerstand
mehr; und Theo, der Plotzka als Matte gedient hatte, jammerte fortwährend,
seine Rippen wären gebrochen, er brauche einen Arzt.
„Den schicke ich dir, keine Sorge.
Zusammen mit dem Überfallkommando.“ Tarzan wischte sich die Hände am Stroh ab.
Ihm ekelte vor den widerwärtigen Typen.
Dann wandte er sich an Plotzka. „Wo ist
mein Brustbeutel?“
„In... meiner Jacke.“ Schweiß glitzerte
ihm auf der Stirn. Seine Schulter schmerzte.
Tarzan fand sein Eigentum. Der Ausweis
steckte darin. Das Geld war nicht angetastet. Aber Foto und Schatzplan fehlten.
„Wer ist euer Auftraggeber?“
„Gierke“, stöhnte Plotzka. „Wer denn
sonst! Ich dachte...“
„Wann habt ihr ihm den Plan und das
Foto gegeben?“
„Gestern abend.“
„Wo?“
„Hier, natürlich. Das heißt, im
Ochsenwirt, wo er wohnt.“
Tarzan hob die Schlagkette auf. „Laß
dir nicht jedes Wort aus den Zähnen ziehen, sonst singst du gleich Arien, die
man noch in Kehlbrück hören wird.“
Der Rockerboß nahm das ernst und sagte
alles, was es zu sagen gab. Danach war Tarzan im Bilde. Und noch besorgter als
zuvor. Hatte dieser Gierke trotz Unwetterfolgen die Höhle bereits aufgesucht?
Plotzka wußte nichts. Er hatte ohnehin
nicht begriffen, was die Zeichnung bedeutete.
Tarzan ließ die drei zurück und setzte
seinen Weg im Eiltempo fort. Bis zu den steilen Hängen des Drachenkopfes war
das Gelände flach. Die Wiesen standen noch immer unter Wasser. Und natürlich
hatte man die Schafe, die hier sonst grasten, in Sicherheit gebracht. Der
Friedhof, der in Richtung Dorf und etwas erhöht lag, war offenbar nicht
überschwemmt.
Tarzan watete durch knietiefes Wasser,
stand bis zu den Knöcheln im Schlamm, mußte über Geröllhalden klettern, über
entwurzelte Bäume steigen und scharfkantigen Felsbrocken aus weichen. Seine
Turnschuhe würden diesen Tag nicht überleben; und auch die Jeans konnten
allenfalls weiter existieren, wenn er sie in Shorts verwandelte und in
Schenkelhöhe abschnitt. Aber was spielte das für eine Rolle — wo es doch um
Juwelen im Millionenwert ging!
Endlich, hinter arg gerupften Büschen,
entdeckte er den Eingang zur Höhle: einen meterbreiten Spalt, den er aufrecht
betreten konnte.
Das fahle Morgenlicht erhellte nur den
vorderen Teil. Die Drachenhöhle war nicht sehr hoch, weitete sich aber nach
beiden Seiten. Den Boden übersäten Felsbrocken in allen Größen. Viele besaßen
das Format von mittleren Tischen. Sie lagen kreuz und quer. Wer weiter in die
Höhle hinein wollte, mußte klettern — auch unter Zuhilfenahme der Hände.
Er stellte sich mit dem Rücken zum Eingang,
fixierte einen Stein an, der in gerader Linie zwölf Meter entfernt vor ihm lag,
kletterte — nachdem er ihn erreicht hatte — fünf Meter nach links, fand einen
Spalt zwischen zwei klaviergroßen Felsen und zählte abermals fünf Schritte ab —
geradeaus. Nochmal drei nach links — und er stand vor der Banane.
Es war ein etwa meterlanger Stein,
rumpfdick — und tatsächlich! — die Ähnlichkeit mit einer
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