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0092 - Das Testament des Detektivs

0092 - Das Testament des Detektivs

Titel: 0092 - Das Testament des Detektivs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Testament des Detektivs
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Ich schwöre es Ihnen, wir hatten uns seit Wochen nichts sehnlicher gewünscht, als einmal wieder einen Abend ganz für uns zu haben. Und dieser Abend sollte dann voller Ruhe und süßem Nichtstun sein. Er sollte mit einem anständigen Diner beginnen, das mit leichten Gesprächen und einigen schweren Drinks garniert sein sollte. Ein paar Gläser Whisky würden uns weiter in die Nacht hinein begleiten und vor dem Verdursten retten.
    Ja, das war einige Wochen lang unser Traum. Manchmal dachten wir schon, es würde für immer ein Traum bleiben, so unruhig waren die Zeiten für uns beim FBI. Aber dann war es doch soweit. Der Tag kam und fast sah es so aus, als käme er nicht allein, als könnten wir ein, zwei oder gar noch mehr Abende gemütlich verbummeln. Und so bestiegen wir am ersten freien Abend meinen Jaguar, parkten ihn vor ›The Golden French Restaurant‹ und bestiegen ihn erst zwei Stunden später wieder. Wir fuhren in meine Wohnung und stellten die Könige, Läufer, Türme, Pferde und Bauern auf. Der volle Magen machte Schritte und Gedanken langsamer. Das Spiel begann, und keiner von uns beeilte sich, seine Figuren zu setzen. Der Spiegel unserer Whiskyflasche sank. Die ersten Figuren fielen, aber weder Phil noch ich kamen merklich in Vorteil. Wir machten es uns bequem. Ich sah auf die Uhr und stellte erstaunt fest, daß wir bereits zwei Stunden an der Partie saßen. Phil gähnte.
    Gähne du nur, dachte ich, und machte mich an seine Königin heran. Phil blinzelte nur müde auf das Brett und schien in Gedanken weit weg zu sein, wenn er überhaupt irgendwo war und nicht nur so vor sich hindöste. Gähne du nur, dachte ich, und ich sah meinen Plan schon gelingen. Noch einen Bauern rückte ich vor, stellte das einzige Pferd, das ich besaß, in Position und zog den Läufer nach.
    »Schach«, sagte Phil. Er sagte es leise und wie nebenbei.
    Ich blickte verdutzt hoch, dann auf das Spielfeld, zählte seine und meine Figuren und dachte nach, was ich versäumt hatte.
    »Schachmatt«, sagte Phil müde. »Du hast dich in meine Königin vernarrt, Jerry, und während du nur darauf aus warst, sie zur Strecke zu bringen, war es für mich ein Kinderspiel, ein musterhaftes Schachmatt vorzubereiten.«
    Er lachte, goß sich einen Whisky ein und meinte:
    »Als Schachspieler war es ein Leichtsinn, als Freund war es zu nett von dir, mich gewinnen zu lassen, aber als G-man hast du eigentlich einen unverzeihlichen Fehler begangen.«
    Aber ich dachte nicht daran, mich zu schämen. Schließlich hatte ich schon oft genug bewiesen, daß auch ich ihn hereinlegen konnte. Aber irgend etwas hatte mir die Laune verdorben. Ich konnte selbst nicht sagen was, Phil mußte es bemerkt haben. Er prang au.f.
    »Ich glaube, wir haben einfach verlernt, einen friedlichen Abend zu Hause zu verbringen, Jerry. Laß uns noch ein wenig bummeln, damit du nicht einen Schock bekommst von der gewaltsamen Umstellung!«
    Phil hatte recht. Das war es. Ich war es einfach nicht mehr gewohnt, wie ein normaler Mensch zu leben. Wir warfen uns schnell, in unsere Mäntel und eilten zu meinem Wagen hinab.
    Dann, am Steuer des Jaguar, inmitten des phantastischen Zauberreiches des nächtlichen New York, fühlte ich mich schon besser.
    ***
    Glauben Sie nicht, daß wir die großen oder kleinen Bars besuchten, mit ihren Gangstern und Schiebern, mit ihren schmutzigen, heimlichen Geschäften, ihrem Luxus und ihrer Verschwendung.
    Nein, für diese Lokale hatten wir nichts übrig, solange wir sie nicht dienstlich besuchen mußten. Wir stellten den Wagen ab, strichen durch die Straßen. Überall gab es Erinnerungen. Die Ecke zwischen 9. und 23. Straße, an der eine Maschinenpistolengarbe Phil um ein Haar niedergekämmt hätte. Die breite Toreinfahrt ins Post-Office an der 32 Straße, in der ich Slack Garrow, den gefürchteten Bankräuber, stellen konnte.
    Vergangene Zeiten, schöne und häßliche, tauchten vor uns auf, während wir so dem Hudson River zuschlenderten. Von Zeit zu Zeit fuhr ein Streifenwagen der City Police aufmerksam und bedächtig durch die Straßen. Ein Sportwagen raste mit quietschenden Reifen um die Kurve. Von einer Kirche schlug es ein Uhr nachts.
    Einige hundert Meter vor uns sahen wir einen schwarzen Wagen mit weißem Kreuz vor einer Einfahrt parken. Wir konnten im Dunkel nicht erkennen, was dort geschah, aber es schien uns, als würde man einen Sarg verladen. Alles ging schnell und lautlos. Als der Wagen anrollte, stürzten plötzlich vier Männer herbei, von

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