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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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sonderbare Hitze und folgte ihr in die Vergangenheit, in eine Welt längst verstorbener Menschen.

16. Kapitel
     
    Olivia und Stephen rochen Rauch und frisches Blut. In ihren Ohren gellte schrilles Geschrei. Sie beobachteten eine Szene. Seltsamerweise sahen sie nicht nur, was die Gestalten taten, sie konnten auch deren Gefühle nachempfinden.
     
    In wachsendem Grauen standen Lady Alys und John auf der Wendeltreppe. Schützend schirmte er sie mit seinem Körper ab und schwang sein Schwert, um einige Soldaten abzuwehren, die sich an ihm vorbeischieben wollten. Hinter ihm zog Alys einen Dolch aus der Scheide an ihrem Gürtel. Funkelnde Juwelen verzierten den Griff. Aber die Klinge diente keinem dekorativen Zweck. Entschlossen hob die Schlossherrin ihre Waffe – bereit, jeden Mann zu erstechen, der an der offenen Seite heraufzusteigen versuchte, wo unterhalb der Stufen die Halle lag.
    In ihre Angst mischte sich energischer Kampfgeist. Wie schlecht ihre Chancen standen, gemeinsam mit dem geliebten Mann zu überleben, wusste sie. Noch bevor sie die Belagerung überhaupt bemerkt hatten, war der Feind in den Burghof eingedrungen. Ein Verräter aus ihren eigenen Reihen hatte ihm das Tor geöffnet. Und jetzt kämpften sie erst gegen die Vorhut. Bald würden Belagerer Sir Raymonds restliche Krieger töten, und – falls sie nicht von der Gelegenheit abgelenkt wurden, die Festung zu plündern – die Treppe heraufstürmen.
    Nur im Turmzimmer, das hinter Alys und John lag, würden sie Sicherheit finden, im letzten Bollwerk der Verteidigung, hoch über der Halle. Die schwere Tür konnte man verriegeln und mit massiven Planken verbarrikadieren.
    Da oben würden sie sich eine Zeit lang gegen den Angriff behaupten, geschützt von steinernen Mauern und dickem Holz. Aber irgendwann würden die Belagerer die Tür aufbrechen und ihre tödlichen Schwerter zücken. Oder die Liebenden würden eines langsamen Todes sterben, verdursten und verhungern. Hätten sie rechtzeitig von der Bedrohung erfahren, wären sie umsichtig genug gewesen, Vorräte ins Turmzimmer zu bringen, um länger auszuharren – falls die Tür den Attacken standhalten sollte. Aber jetzt wurde kein Proviant darin gelagert. Da eine Vorwarnung ausgeblieben war, hatten sie keine Zeit gefunden, um für ausreichend Nahrungsmittel zu sorgen. In letzter Minute hatte Alys hastig ein paar Sachen zusammengesucht, in einen Beutel gepackt und ihn die Turmstufen hinaufgetragen. Das war ihr nur gelungen, weil John sie nach oben gezerrt und unterwegs alle Feinde mit gezielten Schwerthieben außer Gefecht gesetzt hatte.
    Nun schrie er sie an: "Geh hinauf!"
    "Nein, ich verlasse dich nicht!" Wie konnte sie sich retten, während er hier dem Tod ins Auge blickte? "Komm mit mir!"
    Ein Soldat versuchte sich an ihm vorbeizudrängen. An dieser Seite der Stufen gab es kein Geländer, hier fiel es John leichter, die Stellung zu halten. Aber man konnte sich auch am Rand der Treppe festhalten und hinaufschwingen. Genau das beabsichtigte einer der Feinde. Alys sprang vor und durchstach seine Hand. Mit einem Schmerzensschrei stürzte er in die Tiefe.
    "Hilfe, Mylady!"
    Als Alys in die Halle hinabschaute, sah sie eine Frau zur Treppe laufen, von einem Soldaten verfolgt. Eine Dienerin konnte sie nicht sein, denn sie war kostbar gekleidet. Mit ihrem rabenschwarzen Haar sah sie sehr hübsch aus. Sekunden später erkannte Alys die Geliebte ihres Ehemanns, Elwena. Verzweifelt zog sie einen kleinen Jungen hinter sich her.
    "Bitte, Mylady, helft mir!"
    Ohne lange zu überlegen, kniete Alys am Rand der Stufen nieder und neigte sich hinab – so tief, wie sie es wagen durfte, ohne John zu behindern. Elwena hob das Kind zu ihr hoch, und Alys setzte es auf eine Stufe an der Mauer. Dann drehte sie sich um. Elwena versuchte heraufzuklettern. Dabei kam sie Johns geschwungenem Schwert gefährlich nahe. Alys packte ihren Arm. Mit aller Kraft zerrte sie die Frau nach oben. Aber ein feindlicher Soldat griff nach Elwenas Gürtel und riss sie zurück.
    Hinter Alys schrie der verängstigte kleine Junge: "Nein! Mama! Mama!"
    Einen Dolch in der Hand, fuhr Elwena herum. Blitzschnell bohrte sie die Klinge in die Lücke zwischen dem Ärmel und der Tunika unter dem Kettenhemd des Mannes. Tief stach die Spitze bis zum Knochen ins Fleisch. Voller Zorn, von heftigen Schmerzen gepeinigt, schrie der Mann auf und fiel zurück. Das Gesicht von Furcht verzerrt, zog sich Elwena am Rand der Stufen hoch. Alys beugte sich weit nach unten

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