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Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
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guckte er seinen Freund an. "Ich habe stets behauptet, ich würde den Frauen misstrauen. Und jetzt weiß ich nicht, ob ich mir selber trauen darf."
    "Manchmal muss man einfach an die Liebe glauben", betonte Rafe. "Mit logischen Erwägungen hat sie nichts zu tun, nur mit Gefühlen."
    "Obwohl ich das weiß, folge ich lieber meinem Verstand als der Stimme meines Herzens." Gedankenverloren betrachtete Stephen das Glas in seiner Hand und schwenkte die bernsteinfarbene Flüssigkeit umher. Nach einer Weile hob er den Kopf, die silbergrauen Augen voller Belustigung. "Übrigens, du wirst Pamela kennen lernen. Sie ist hier."
    "Unter deinem Dach?" Rafe zog verwundert die Brauen hoch. "Offenbar gefällt es dir, gefährlich zu leben."
    "Da sie die Witwe meines Bruders ist, konnte ich sie nicht hinauswerfen."
    "Was für eine interessante Situation …"
    Stephen lachte. "Oh, darin liegt noch mein geringstes Problem. Auf Blackhope geschehen so bizarre Dinge, dass ich zunächst befürchten musste, den Verstand zu verlieren. Zum Glück ist Lady Olivia meine Zeugin."
    In knappen Worten erzählte er seinem Freund von dem Medium, den Séancen und Howard Babingtons unerklärlichem Anfall. Außerdem beschrieb er die geisterhafte Frau, die er zusammen mit Olivia gesehen hatte und die beiden im Traum erschienen war.
    Während dieses Berichts kamen Olivia und ihr Großonkel ins Arbeitszimmer. Begeistert hörte sich Bellard Moreland an, was in Blackhope vorgefallen war, seit seine Nichte ihm den Brief geschickt hatte. Mit seinen funkelnden kleinen Augen und dem weißen Haarkranz über den Ohren erinnerte er sie an einen Vogel.
    Mehrmals nickte er und murmelte: "Faszinierend. In der Tat – faszinierend." Als Lord St. Leger verstummte, ergriff der alte Mann eines der zwei großen Bücher, die er mitgebracht und neben seinem Sessel auf den Boden gelegt hatte. "Das ist eine Geschichte der westlichen Grafschaft, von einem sehr gründlichen Wissenschaftler im achtzehnten Jahrhundert verfasst." Bedauernd schüttelte er den Kopf. "Schade, dass er nicht in unserer Zeit lebt, ich hätte mich gern mit ihm unterhalten. In diesem Werk weist er auf erstaunliche Punkte hin, die … Doch das tut nichts zur Sache. Jedenfalls war er ein vertrauenswürdiger Historiker. In diesem Band fand ich einen Abschnitt über die Familie Scorhill und Blackhope." Eifrig schlug er eine Seite auf, die er mit einem Lesezeichen markiert hatte. "Zur Zeit Stephens of Blois … Er war König vor Heinrich II. – eine ziemlich chaotische Regentschaft, denn er hatte seine Lords nicht unter Kontrolle und Mathilde, Heinrichs Mutter, jahrelang bekämpft. Nun, da gab es gewaltige Unruhen, vor allem im Westen, den die Waliser bedrohten. Zahlreiche Lords nutzten die Gelegenheit zu Kriegen untereinander, die Starken besiegten die Schwachen, eigneten sich Ländereien an, festigten ihre Macht und so weiter. Hier steht, damals sei die normannische Festung der Scorhills von Feinden belagert worden, und der Name des Schlossherrn habe Sir Raymond gelautet."
    Olivia schnappte nach Luft, und ihr Großonkel lächelte sie an.
    "Ja, meine Liebe, das muss dein Sir Raymond sein. Das Schloss wurde angegriffen. Aber Sir Raymond war nicht daheim, denn er hatte seinen Lehnsherrn aufgesucht, weil er ihn um Unterstützung in einer Fehde gegen Lord Surton bitten wollte, dessen Krieger Blackhope gerade belagerten und eroberten. Einem Gerücht zufolge gelang es ihnen mit der Hilfe eines Verräters, der sie in die Festung eingelassen hatte. Ein Großteil der Mauern wurde mit Rammböcken zertrümmert oder niedergebrannt. Und Sir Raymonds Gemahlin – ihr Name wird in diesem Buch nicht erwähnt – fand den Tod."
    In Olivias Augen brannten Tränen, und sie schalt sich albern, da die Frau vor so langer Zeit gestorben war. Trotzdem empfand sie tiefes Mitleid. "Alys – sie hieß Lady Alys."
    "Tatsächlich?" Bellard Moreland tätschelte die Hand seiner Nichte. "Nach seiner Heimkehr eroberte Sir Raymond das Schloss zurück. Gemeinsam mit seinen Verbündeten fügte er Lord Surton eine vernichtende Niederlage zu und baute das zerstörte Schloss wieder auf. Und jetzt wird's interessant." Völlig im Bann seines Themas, bückte er sich und hob das zweite Buch vom Boden auf. "Da habe ich die Geschichte der Scorhills, von einem St. Leger in der Ära Karls I. niedergeschrieben, vor dem Bürgerkrieg."
    Rafe richtete sich verwirrt auf.
    "Natürlich meine ich nicht Ihren Bürgerkrieg, Sir", erläuterte Bellard freundlich,

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