Der Schatz von Blackhope Hall
Grafschaft, die in Sir Raymonds Zeiten begann, und einem allgemeineren historischen Werk, von dem sie sich einige Informationen erhofften.
Kurz vor der Teestunde verließen sie den Speicher, voller Staub und ziemlich derangiert, aber zufrieden mit ihrem Fund. Sie trugen die Bücher ins Arbeitszimmer und legten sie auf den Schreibtisch, um sie später gründlich zu studieren.
Mit einem wehmütigen Lächeln betrachtete Olivia ihr schmutziges Kleid. "Nun muss ich mich erst einmal frisch machen."
"Natürlich", stimmte Stephen zu, "ich auch. So dürfen wir uns nicht am Teetisch blicken lassen."
Als Olivia hinausgehen wollte, klopfte es an der Tür, und der Butler trat ein. "Da sind zwei Gentlemen, die Sie sprechen möchten, Mylord", erklärte er, ohne beim Anblick der ungewöhnlichen äußeren Erscheinung beider Herrschaften eine Miene zu verziehen.
"Jetzt?" Überrascht zog Stephen die Brauen hoch. "Wie Sie sehen, muss ich mich säubern, bevor ich irgendjemanden empfangen kann. Wer sind diese Leute, und was wollen sie?"
"Das weiß ich nicht, Mylord. Der eine ist ein Mr. Rafe McIntyre – aus Amerika, nehme ich an – und der andere Lord Bellard Moreland."
"Rafe!" rief Stephen verblüfft.
"Was? Onkel Bellard?" Verwirrt starrte Olivia den Butler an, dann eilte sie an ihm vorbei in die Halle, dicht gefolgt von Stephen.
Auf einer Bank neben der Eingangstür saß ein kleiner Mann, den vergoldeten Griff eines Spazierstocks in der Hand, und schaute sich interessiert um. Der Besucher an seiner Seite war größer und jünger, mit leicht zerzaustem, hellbraunem Haar, durch das sich blonde, von der Sonne gebleichte Strähnen zogen. Bei Olivias Ankunft standen beide auf. Weder ihr staubiges Kleid noch ihre undamenhafte Begeisterung schien die Gentlemen zu irritieren.
"Oh Onkel Bellard!"
"Meine liebe Olivia." Der alte Mann legte den Gehstock beiseite, streckte seiner Großnichte die Hände entgegen und schenkte ihr sein übliches scheues Lächeln.
Während sie ihn liebevoll umarmte, begrüßte Stephen den anderen Mann. "Rafe! Nie hätte ich erwartet, dich hier zu sehen."
"Wie geht's dir, alter Junge?" fragte Rafe grinsend.
Stephen lachte. "Viel besser – jetzt, wo du hier bist. Lady Olivia, ich möchte Ihnen meinen Freund und Partner Rafe McIntyre vorstellen. Rafe – Lady Olivia Moreland."
Neugierig musterte Olivia den Begleiter ihres Onkels, einen hoch gewachsenen Mann, noch größer als Stephen, mit sonnengebräuntem Gesicht, strahlend blauen Augen und einem charmanten Lächeln. "Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. McIntyre", sagte sie und reichte ihm ihre Hand.
"Oh, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Ma'am." Höflich zog er ihre Hand an die Lippen. "Sie müssen die hübsche Nichte sein, von der mir Mr. Moreland erzählt hat."
Errötend erwiderte sie sein Lächeln. "Ich … ich wusste gar nicht, dass Lord St. Leger einen Partner hat", stammelte sie. Wie immer, wenn sie mit Fremden sprach, fühlte sie sich unsicher und ungeschickt.
Aber Rafe McIntyre half ihr mit einem Scherz aus der Verlegenheit. "Kein Wunder. Dauernd versucht mich St. Leger zu verstecken und zu verleugnen."
"In der Tat", stimmte Stephen belustigt zu. "Leider ein sinnloses Unterfangen …" An Olivia gewandt, fuhr er fort: "Rafe und ich sind uns in Colorado begegnet."
"Genau genommen hat er mir das Leben gerettet", ergänzte Rafe, "als ich Ärger mit ein paar Yankees bekam."
"Yankees?" wiederholte Olivia erstaunt. "Eigentlich dachte ich …"
"Die leben in den Nordstaaten", erklärte Stephen. "Und Rafe stammt aus dem Süden."
"Oh … Seit dem Krieg sind doch über zehn Jahre vergangen, nicht wahr?" fragte Olivia. "Wird denn immer noch gekämpft?"
"Offiziell nicht", erwiderte Rafe. "Es war nur eine kleine private Meinungsverschiedenheit, bei der es um die Herkunft meiner Gegner und meine eigene ging."
"In Wirklichkeit um eine Kartenpartie", verbesserte Stephen seinen Freund. "Und da Rafe in der Unterzahl war, griff ich ein."
"Mit einer Winchester, wie ich zu meiner Freude betonen muss", fügte Rafe hinzu. "Und da wir sofort großartig miteinander auskamen, taten wir uns zusammen."
"Ah, ich verstehe", erwiderte Olivia, obwohl sie sich da nicht sicher war. Sein amerikanischer Akzent und seine Wortwahl bereiteten ihr einige Schwierigkeiten.
Jetzt mischte sich Großonkel Bellard in das Gespräch ein. "Mr. McIntyre und ich trafen uns auf der Bahnfahrt hierher. Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass wir nicht nur dasselbe
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