Der Schatz von Blackhope Hall
Dorf, sondern auch denselben Landsitz ansteuerten."
"Um uns die Zeit zu vertreiben, fingen wir zu plaudern an", meinte Rafe.
"Was für eine interessante Konversation", schwärmte Bellard Moreland. "Mr. McIntyre erzählte mir eine ganze Menge über seine Heimat Virginia. Selbstredend war ich fasziniert, als ich hörte, einer seiner Vorfahren sei ein Anhänger unseres Bonnie Prince Charlie gewesen und habe ihn bei jenem vergeblichen Versuch unterstützt, den Thron zu erobern. Nach der Niederlage flüchtete er in die amerikanischen Kolonien."
"Ja, die McIntyres haben sich schon immer für aussichtslose Bestrebungen stark gemacht", seufzte Rafe, und Olivia beobachtete, dass sein Lächeln die blauen Augen nicht erreichte.
"Warum hast du diese Bahnreise unternommen, Onkel Bellard?" fragte sie. "Natürlich freue ich mich über deinen Besuch. Aber normalerweise bringen dich keine zehn Pferde aus London heraus." Nicht einmal das Broughton House pflegte er zu verlassen, doch sie sah keinen Grund, das zu erwähnen.
"Nun, ich erhielt deinen Brief, in dem du die sonderbaren Ereignisse in Blackhope geschildert und dich nach der Geschichte des Hauses erkundigt hast. Da hatte ich bereits einige Berichte über die St. Legers gelesen – aus reiner Neugier, wie ich gestehen muss." Bellard Moreland lächelte Stephen schüchtern an. "Nach der Lektüre deines Schreibens ging ich unverzüglich zu Addison Portwell, der sich seit Jahren mit alten Landsitzen beschäftigt, und er lieh mir einige seiner Texte. Hoch interessant! Unter anderem gab er mir ein wundervolles Buch über die Scorhills – von einem St. Leger verfasst. Deshalb bin ich mir nicht sicher, was die historische Zuverlässigkeit betrifft."
"Onkel!"
"Oh!" Zutiefst verlegen, erkannte der alte Mann, wie seine Worte geklungen haben mussten. "Verzeihen Sie, Lord St. Leger, selbstverständlich wollte ich keine Kritik an Ihrer Familie üben. Ich meinte nur, da die St. Legers dieses Landgut übernahmen, das früher Lord Scorhill gehörte, wollten sie vielleicht den Eindruck erwecken, der Gentleman wäre – äh – ungeeignet gewesen, Blackhope zu verwalten. Um den Landsitz den St. Legers zu übereignen, musste König Heinrich ihn Lord Scorhill wegnehmen, verstehen Sie? In den Geschichtsbüchern wird so etwas sehr oft erwähnt, meistens kurz, nachdem es geschehen ist, und ohne die erforderliche Distanz geschildert. Deshalb sollte man bei der Lektüre solcher Abhandlungen vorsichtig sein."
"Ja, das sehe ich ein." Stephen lächelte Großonkel Bellard freundlich an. "Keine Bange, ich bin nicht beleidigt. Natürlich weiß ich, dass sich die St. Legers nicht immer nur mit Ruhm bekleckert haben. Und ich freue mich über alle neuen Informationen, die Sie uns bieten können."
Erleichtert atmete Bellard Moreland auf. "Nun, die sind wirklich bedeutsam. Nach allem, was Olivia mir geschrieben hatte, wollte ich keine Zeit verschwenden und mir möglichst schnell Notizen machen. Deshalb packte ich meine Bücher zusammen und kam sofort hierher."
"Mein lieber Onkel, das ist wundervoll!" jubelte Olivia.
"Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, Sir", beteuerte Stephen. "Nun möchten Sie sich sicher erst einmal in einem Gästezimmer häuslich niederlassen, ebenso wie mein Freund Rafe. Wie Sie Lady Olivia und mir zweifellos ansehen, haben wir gerade ein paar Nachforschungen auf dem Dachboden angestellt. Also werden wir die Gelegenheit nutzen und uns frisch machen. Danach trinken wir in meinem Arbeitszimmer Tee und besprechen, was Sie herausgefunden haben, Mr. Moreland."
Um Lord St. Leger nicht zur Last zu fallen, hatten Großonkel Bellard und Rafe ihr Gepäck im Dorfgasthaus zurückgelassen, wo sie beabsichtigten zu wohnen.
Davon wollte der Earl nichts hören und erklärte, er würde die beiden in komfortablen Gästeräumen einquartieren. Nach einem höflichen Protest nahmen sie die Einladung an, und ein Lakai wurde beauftragt, ihre Sachen aus dem Dorf zu holen. Stephen läutete nach dem Butler und gab ihm einige Anweisungen, die das Gepäck und die Unterbringung der Besucher betrafen.
Arm in Arm stiegen Olivia und Bellard Moreland die Treppe hinauf. "Oh, ich bin ja so froh, dass du da bist, Onkel!"
"Ich auch, mein Kind. Übrigens, dein junger Mann gefällt mir sehr gut."
Errötend suchte sie nach Worten. "Ich fuhr nur wegen des Mediums hierher. Das habe ich dir geschrieben."
"Und du hast mir von mehreren faszinierenden Ereignissen berichtet."
"Im Grunde ist Lord St. Leger ein Kollege, nicht
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