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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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endlosen Minuten des Wartens jedoch, während mir jedes
Knacken des alten Gemäuers Pfeilspitzen ins Herz jagte, hörte ich die
Schritte eines einzelnen Menschen: Ted. Er brachte zwei Kutten samt
Zubehör mit, und wir zogen uns hastig um. Dann führte er mich in einen
Nebenraum, wo er mich im Schein seiner kleinen Taschenlampe musterte.
Zum Glück hatten die groben, braunen Kutten weite Kapuzen, die das
Gesicht vollständig verbargen, ihm eine Maske von Schatten liehen. Ted
rückte meinen Rosenkranz zurecht und zeigte mir, wie man in der
Prozession zu schreiten habe: die Hände in den weiten Ärmeln gefaltet,
den Kopf gesenkt, mit den in Sandalen steckenden Füßen langsame
Schlurfschritte machend.
    Irgendwo weiter oben – ich zuckte zusammen –
schickte eine dröhnende Glocke Kaskaden erschreckenden Geläutes durch
das Kloster, erschreckend, weil jeder Schlag mich dem näherbrachte, was
mir seit langer Zeit im Kopf herumspukte. Mein Verstand sagte mir, daß
ich das Ziel all meiner Bestrebungen der letzten Zeit unter diesen
Umständen um jeden Preis hätte meiden müssen. Aber wie sah der Preis
aus? Das war unmöglich vorauszusagen.
    Ted winkte, und ich folgte ihm zu einer Nische hinter dem
Treppenaufgang. Von unserem Platz aus konnte ich in Kutten gehüllte
Gestalten sehen – meine Brüder. Sie trugen Fackeln und
zündeten damit die langhalsigen Öllampen entlang der Wände des
Treppenaufgangs und der Halle an. Nach einer Weile läutete die Glocke
wieder, diesmal in einem anderen Rhythmus, und nun kamen meine Brüder
in großer Zahl in die Halle geströmt, viele davon durch eine Tür
unmittelbar links von uns. Ted nahm meinen Arm und schob sich geschickt
mit mir in den Strom. Als ich erst einmal Teil dieser Masse von
stummen, einander gleichenden, kopfneigenden Zacharianern war, fühlte
ich mich weniger exponiert.
    Wir schlurften langsam, in tiefem Schweigen dahin. Ein
schwerer, scharfer, aus dem Gefängnis vertrauter Geruch verriet mir,
daß meine Brüder ebenso ungewaschen wie schweigsam-fromm waren. Als wir
aus der weiten Halle in einen Gang kamen, formierte sich die
gestaltlose Masse zu Zweierreihen, doch Ted manövrierte so geschickt,
daß wir beisammen blieben. Jetzt aber fühlte ich mich wieder exponiert.
Mein Atem ging kürzer, meine Brust verkrampfte sich. Das Schlurfen des
Leders auf dem Steinboden war ein unheimliches, unheilverkündend von
den Wänden zurückgeworfenes Geräusch. Ich hielt den Kopf tief gesenkt
und richtete die Augen fest auf die Absätze der Sandalen vor mir.
    Was, wenn die Fratres beim Betreten des Berges gezählt wurden?
Ich hatte Ted schon danach gefragt, aber er war der Meinung, daß es
eine derartige Sicherheitskontrolle nicht gäbe. Was aber, wenn es doch
so etwas gab und Ted sich irrte? Das langsame Tempo, mit dem wir uns
dem Eingang zum Hoffmannschen Reservat näherten, war kaum zu ertragen.
Mir schien, als würden wir niemals ankommen. Ich dachte an Julietta.
Ihr Schluchzen klang mir noch in den Ohren. Es war das erste Mal, daß
sie geweint hatte. Ein paar Tränchen der Rührung, ja. Aber nie
richtiges Weinen. Was, wenn wir erwischt wurden? Was für ein törichtes
Vabanquespiel, während doch nur sie allein wichtig war, und all dieses,
wie sie es mir ja hatte beibringen wollen, ohne sie überhaupt keine
Bedeutung besaß! Aber ich hatte wie unter einem Zwang gehandelt. Ich mußte gehen. Ich merkte, wie sehr ich sie liebte, merkte, wie diese Liebe in
mir aufstieg, wie sie mir die Augen feucht und den Mund trocken machte.
Sie muß da sein! Aber was, mein Gott, wenn sie nun nicht da
ist …
    Die Sandalen vor mir verschwanden nach
unten, mein ganzer Körper krampfte sich, als Ted und ich ebenfalls die
Stufen hinabstiegen. Jetzt waren wir in dem Verbindungstunnel, der von
der Rückseite des Klosters zu Hoffmanns Berghöhle führte. Hier ging es
steil hinab, zweimal um eine Ecke, und dann standen wir plötzlich in
einem großen, steinernen Raum, in dem der Eingang lag: massive
Bronzetüren, mit schweren Krampen im Stein befestigt. Riesige Öllampen
aus Silber schickten ihre schwarzgefiederten Flammen zur hochgewölbten
Decke hinauf. Über dem Portal stand, mit Gold in den Fels gesetzt:
    EGLI VIVRÀ PER SEMPRE NEL SUORE DEL SUO POPOLO .
    (Er wird immer im Herzen seines Volkes
leben.)
    Zu beiden Seiten des Portals je ein großer,
steifer Angehöriger der Schwarzen Garde: schwarzes Hemd, schwarze
Krawatte, fezähnliche Kappe mit Quaste und goldenem Faschistenadler
vorn, weiße

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