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0799 - Gefangen in Choquai

0799 - Gefangen in Choquai

Titel: 0799 - Gefangen in Choquai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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Kalifornien, Los Angeles County, irgendwo am Fuß der San Gabriel Mountains
    »Ich bring dich um, Blutsauger!«, schrie Gryf ap Llandrysgryf.
    Nicole Duval hörte den Silbermond-Druiden kaum. Verstört starrte sie auf den zum Altar umfunktionierten Tisch, auf dem eben noch Professor Zamorra gelegen hatte. Bevor er verschwunden war.
    Einfach so. Ins Nichts.
    Jetzt lag auf dem mit magischen Zeichen beschrifteten Seidentuch nur noch ein rot pulsierender Stein. Der Hong Shi! Zamorra hatte das magische Kleinod benutzt, um Nicoles Leben zu retten. Und dann hatten sich die Ereignisse überstürzt. Der aktivierte Hong Shi hatte Zamorras Geist verwirrt und zugleich Fu Long auf den Plan gerufen. Der chinesische Vampir hatte Nicole niedergeschlagen und den hilflosen Parapsychologen entführt. [1]
    »Beruhige dich, Gryf«, sagte eine ruhige Stimme, die erfüllt war von natürlicher Autorität. Sie gehörte Fu Long. Der Vampir hatte mit Zamorra gerade ein geheimnisvolles Ritual durchgeführt, als sich Nicole, Gryf und Chin-Li per zeitlosem Sprung mitten im Raum materialisiert hatten. Doch sie waren zu spät gekommen. Sie hatten das Ritual nicht mehr stoppen können.
    »Mich beruhigen? Du spinnst wohl! Wo ist Zamorra?«
    Gryf hatte sich drohend vor dem Vampir aufgebaut. Fu Long wirkte extrem zerknirscht, aber nicht im Geringsten verängstigt.
    »Die Antwort wird dir nicht gefallen, Gryf«, sagte er.
    »Rede schon!«, schrie Gryf. »Bevor ich dir jedes Wort einzeln aus deiner verdammten Kehle reiße!«
    »Er ist in Choquai.«
    »Was?« Fu Longs Antwort riss Nicole aus ihrer Starre. »In der gol denen Stadt der Vampire? Du hast ihn Kuang-shi zum Fraß vorgeworfen?«
    In seinem Zustand wäre Zamorra nicht mal in der Lage gewesen, sich gegen einen gewöhnlichen Straßenräuber zur Wehr zu setzen. Nicole wurde schlecht bei dem Gedanken, dass ihr Lebensgefährte in diesem Moment allein und hilflos durch das Reich eines chinesischen Supervampirs irrte. Nur eiserne Disziplin hielt sie davon ab, Fu Long auf der Stelle zu töten. Sie brauchten ihn noch, wenn sie Zamorra retten wollten!
    »Es ist seine Bestimmung, Nicole Duval. Er muss dorthin, wo alles angefangen hat. Ich dachte lange, ich wäre der Träger des Hong Shi, von dem die Prophezeiung spricht. Aber ich habe mich geirrt. Er ist es. Nur Zamorra kann Kuang-shi besiegen.«
    »Da gibt es nur ein klitzekleines Problem, Blutsauger«, fauchte Gryf und deutete auf den rot pulsierenden Stein auf dem Altartisch. »Wenn ich mich nicht sehr irre, ist das da der Hong Shi. Wenn Zamorra damit Kuang-shi in den Arsch treten soll, was zum Teufel macht er dann hier?«
    »Wenn ihr das Ritual nicht gestört hättet, wäre das alles nicht passiert. Wenn Zamorra stirbt, hast du ihn auf dem Gewissen, Gryf ap Llandrysgryf, nicht ich. Ohne euer vorschnelles Eingreifen hätte er jetzt den Hong Shi und sein Amulett. Und er wüsste, wer er ist.«
    »Was soll das heißen, er wüsste, wer er ist?«, fragte Nicole und hob drohend den Blaster.
    »Ich musste Zamorras Gedächtnis blockieren. Der Hong Shi hatte seinen Geist verwirrt. Seine Persönlichkeit wurde überlagert von der Tsa Mo Ras. Also musste ich beide vorübergehend ausschalten.«
    Tsa Mo Ra war vor über zweitausend Jahren ein menschlicher Zauberer am Hofe Kuang-shis gewesen, und einiges sprach dafür, dass Zamorra und Tsa Mo Ra ein und dieselbe Person waren. Die jüngsten Ereignisse schienen diese These zu bestätigen.
    »Im Moment des Übergangs sollte Zamorra sein Gedächtnis zurück erlangen. Der Hong Shi entfesselt seinen zerstörerischen Einfluss nur in dieser Welt. In Choquai hätte er ihm nichts mehr anhaben können. Doch dank eures Eingreifens konnte ich die Blockade nicht mehr aufheben.«
    »Lass mich das zusammenfassen«, sagte Gryf gefährlich ruhig. »Zamorra ist unbewaffnet und ohne jede Erinnerung an sein früheres Leben im Reich dieses durchgeknallten Götterdämons?«
    »So sieht es aus. Obwohl ›durchgeknallt‹ vielleicht nicht ganz das treffende Wort ist…«
    »Okay«, sagte Gryf und zog beinahe beiläufig einen Eichenpflock aus seinem Gürtel. »Dafür werde ich dich töten, hier und jetzt.«
    Und dann stürzte er sich mit einem hasserfüllten Schrei auf den Vampir.
    ***
    Choquai, drei Wochen nach der Ankunft des Fremden
    Die Wärter kamen pünktlich auf die Minute. Der Gefangene hatte keine Uhr, aber sein Körper hatte die Regelmäßigkeit ihres Erscheinens längst als feste Zeiteinheit akzeptiert. Wie immer ahnte er ihr Kommen

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