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Der Schatz von Franchard

Titel: Der Schatz von Franchard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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verlassen, mein lieber Freund,« antwortete der Mann der Geschäfte. »Du bist ein Mensch mit sehr rosigen Ansichten. Aber dieser Raub,« fuhr er fort, »dieser Raub ist eine seltsame Sache. Natürlich übergehe ich deinen Unsinn mit Banden und Landschaftsmalern und so weiter. Mir ist das alles nur ein Traum. Wer war denn gestern hier im Hause?«
    »Niemand außer uns,« war die Antwort des Doktors. »Und dieser junge Herr da?« fragte Casimir, mit einem Ruck seines Kopfes in der Richtung von Jean-Marie.
    »Er auch« – verbeugte sich der Doktor.
    »Nun, und wenn die Frage gestattet ist, wer ist er?« fuhr der Schwager fort.
    »Jean-Marie,« erwiderte der Doktor, »vereinigt in sich die Eigenschaften eines Sohnes und eines Stalljungen. Er begann als letzterer, ist jedoch rasch zu dem ehrenvolleren Rang in unserer Neigung gestiegen. Er ist, das kann ich ruhig behaupten, unser größter Trost im Leben.«
    »Ha!« sagte Casimir. »Und bevor er einer von euch wurde?«
    »Jean-Marie hat ein außerordentliches Leben geführt; seine Erlebnisse waren in der Hauptsache bildend,« entgegnete Doktor Desprez. »Hätte ich für meinen Sohn eine Erziehung zu wählen gehabt, ich hätte ihm die gleiche ausgesucht. Da er mit Gauklern und Dieben anfing und zu der Gesellschaft und Freundschaft von Philosophen überging, kann man von ihm behaupten, daß er das Buch des Lebens im Fluge gelesen hat.«
    »Dieben?« wiederholte der Schwager mit nachdenklicher Miene.
    Der Doktor hätte sieh die Zunge ausbeißen mögen. Er sah voraus, was kommen mußte, und bereitete sieh im Geist auf eine kräftige Verteidigung vor.
    »Hast du jemals selbst gestohlen?« fragte Casimir, indem er sich plötzlich nach Jean-Marie umdrehte und zum erstenmal ein am Halse befestigtes Monokel in Bewegung setzte.
    »Ja, Herr,« erwiderte der Junge mit tiefem Erröten. Casimir wandte sich mit aufgeworfenen Lippen wieder den anderen zu und nickte bedeutungsvoll. »He?« sagte er, »was sagt ihr dazu?«
    »Jean-Marie gibt der Wahrheit die Ehre,« versetzte der Doktor sich in die Brust werfend.
    »Er hat noch niemals gelogen,« fügte Madame hinzu. »Er ist der beste aller Jungen.«
    »Noch niemals gelogen, so, so,« bemerkte Casimir. »Sonderbar, höchst sonderbar. Schenk mir mal deine Aufmerksamkeit, mein junger Freund,« fuhr er fort. »Du wußtest von diesem Schatz?«
    »Er hat geholfen, ihn nach Haufe zu bringen,« warf der Doktor dazwischen.»Desprez, ich bitte dich um das eine, den Mund zu halten,« versetzte Casimir. »Ich beabsichtige diesen deinen Stalljungen auszufragen; wenn du seiner Unschuld so sicher bist, so kannst du ihn ja alleine antworten lassen. Also, junger Mann,« redete er weiter, sein Einglas geradewegs auf Jean-Marie gerichtet, »du wußtest also, daß er ohne Gefahr einer Strafe gestohlen werden konnte? Du wußtest, daß man dich nicht gerichtlich belangen konnte? Heraus mit der Sprache! Ja oder nein?«
    »Ich wußte es,« antwortete Jean-Marie in jämmerlichem Flüsterton.
    »Du sagst, du wärest früher ein Dieb gewesen,« fuhr Casimir fort. »Wie soll ich da wissen, daß du jetzt keiner mehr bist? Ich nehme an, du bist imstande, das grüne Tor zu überklettern.«
    »Ja,« noch leiser, seitens des Schuldigen.
    »Nun, dann bist du es auch gewesen, der diese Sachen gestohlen hat. Du weißt es, du wagst es nicht zu leugnen. Sieh mir ins Gesicht! Sieh mich an mit deinen Schleicheraugen, und antworte!«
    Aber an Stelle einer Antwort oder dergleichen brach Jean-Marie in elendigliches Geheul aus und floh aus der Laube. Anastasie fand, ehe sie dem Opfer nachsetzte, um es einzufangen und zu trösten, noch Zeit, einen parthischen Pfeil zu entsenden – »Casimir, du bist ein brutaler Mensch!«
    »Mein Bruder,« sagte Desprez mit unübertrefflicher Würde, »du nimmst dir da Freiheiten heraus ...«
    »Desprez,« unterbrach ihn Casimir, »um Himmels willen, zeige dich mal als Weltmann. Du telegraphierstmir, mein Geschäft im Stich zu lassen und hierher zu kommen, um eins für dich zu erledigen. Ich komme, frage nach dem Geschäft und du sagst: ›Finde mir diesen Dieb!‹ Nun, ich finde ihn; ich sage ›Das ist er!‹ Es mag dir vielleicht nicht behagen, aber du hast kein Recht, darüber beleidigt zu sein.«
    »Nun,« entgegnete der Doktor, »ich will dir das zugeben; ich will dir sogar für deinen unangebrachten Eifer danken. Aber deine Hypothese ist so ungeheuerlich...«
    »Hör an,« unterbrach ihn Casimir von neuem. »Bist du oder Stasie es

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