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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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untersuchen und unser Genom zu entschlüsseln.
    Mir war diese Verschwiegenheit ganz recht. Die Begabung, einen Toaster zu zerlegen, war nichts, womit ich prahlen wollte. Es half auch, dass Dad die Realität verleugnete, während Mom alles unter Kontrolle zu haben glaubte. In den Augen meiner Eltern war ich einfach Ledger Kale, ein ganz normaler Teenie-Tölpel, der dauernd Dinge demolierte. Und ich ließ sie gerne in dem Glauben.
    Also sagten Mom und Dad für die Hochzeit zu, und wir packten unsere Sachen und machten uns auf den Weg nach Westen, nach Wyoming.
    Es dauerte nicht lange, bis alle diese Entscheidung bereuten. Dad holte zwar das Letzte aus dem Minivan raus, um rechtzeitig da zu sein, aber eine endlose Pannenserie zwang uns immer wieder zum Anhalten. In Missouri verlegte ich den Auspuff an die falsche Stelle, in Nebraska sprengte ich den Tachometer und in South Dakota sorgte ich dafür, dass wir auf drei Reifen ins Schleudern kamen. Während ich Dad half, das Rad wieder einzufangen, das sich selbstständig gemacht hatte, beschlich mich die Angst, dass es beim nächsten Mal das gesamte Getriebe treffen könnte.
    Mit jedem neuen Missgeschick versank ich tiefer in meinem Sitz. Ich wünschte mir verzweifelt, mein Schimmer würde weggehen, und versuchte meine Schwester zu ignorieren. Die trug seit meinem Geburtstag pausenlos einen viel zu großen Footballhelm und schüttelte darin den Kopf über mich.
    »Ledger!« Mom drehte sich zu mir um. »Wenn du für diesen Ärger verantwortlich bist, dann hör damit auf.«
    »Allerdings, Ledge«, meldete Fedora sich zu Wort. »Sicherheit sei stets dein Ziel, bei Schule, Sport und Spiel!« Fe hatte in der zweiten Klasse eine Lehrerin mit einem Sicherheitsfimmel gehabt; deren denkwürdigste Sprüche trug sie seither mit sich herum, um sie bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit an den Mann zu bringen.
    »Ich meine es ernst«, fuhr Mom fort. »Bleib ganz ruhig – und vor allem, lass die Sachen in Ruhe –, bis wir in Wyoming sind.« Sie lächelte mich breit und bedrohlich an, und diesem Lächeln konnte kaum jemand auf der Welt widerstehen. Moms Schimmer funktionierte als eine Worte-plus-Lächeln-Kombi, gegen die sich niemand wehren konnte. Auf diese Weise hatte sie meine Schwester und mich dazu gekriegt, unseren Brokkoli aufzuessen und allzeit unsere Zimmer in Ordnung zu halten, und Dad vergaß nie, den Müll rauszubringen, auch wenn er manchmal die Augen verdrehte, bevor er aus der Tür ging. Dinah Kales Schimmer verlieh ihr die Kontrolle. Einmal hatte sie sogar einen Bankräuber aufgehalten, nur indem sie ihm befahl, sich hinzusetzen und still zu sein. Mit diesen wenigen Worten und ihrem Lächeln hielt sie ihn fest, bis die Polizei kam.
    Mom dämmerte es wohl allmählich: Je länger ich in diesem Minivan gefangen saß, desto größer wurde die Gefahr, dass ich ihn in ein Einrad verwandelte. Mein Schimmer kribbelte und juckte mich schon unter der Haut. Noch so eine Nummer wie die mit dem Reifen, und meinen Eltern würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als mich in die Antarktis zu schicken, wo mir nur Robben und Pinguine dabei zusehen konnten, wie ich den örtlichen Halbmarathon lief.
    Normale menschliche Bedürfnisse konnte Mom mit ihrem Schimmer allerdings auch nicht unterdrücken. Also fing ich an, Gatorade in mich hineinzukippen wie Onkel Ferris, wenn er sich darauf vorbereitet, einen Schneesturm anzuzetteln. Als ich das Ortsschild von Sundance, Wyoming, sah, der Stadt direkt vor Onkel Autrys Ranch, lagen vier leere Flaschen zu meinen Füßen und ich musste mehr als dringend die Kakteen wässern.
    »Wir müssen anhalten! Sofort!«, verkündete ich.
    »Ja, ich sterbe hier drin«, stimmte Fedora mit ein und zerrte an ihrem Sicherheitsgurt. »Mir fällt gleich der Hintern ab und ich hab Durst. Ledge hat alles ausgetrunken, was wir mithaben.«
    »Wollen wir einen kurzen Boxenstopp einlegen?«, schlug Mom mit einem Blick auf die leeren Flaschen seufzend vor. Dad nickte schicksalsergeben. Ich stieß ebenfalls einen Seufzer aus, vor Erleichterung darüber, dass mein Plan aufging. Die Deckenleuchte über mir rappelte schon gefährlich in ihrer Fassung.
    Die Stadt lag so still und ruhig da, als wäre der Geist von Sundance Kid, dem Wildwest-Ganoven, zurückgekehrt und würde dort spuken. Meine Fantasie quoll über von Kindergeschichten über tapfere Sheriffs mit klirrenden Sporen und maskierte Banditen, die Postkutschen ausraubten, aber die Straßen waren wie

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