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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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nach ein paar Stunden ließen seine Aufmerksamkeit und seine Kräfte nach. Um drei Uhr morgens drang der Inhalt der aufgeschlagenen Seite kaum noch in sein Bewusstsein, und an diesem Punkt zog er sich in ein Zimmer im achtundzwanzigsten Stock mit einem Bett und einem Wecker sowie einem kleinen Duschbad zurück, das von Anwälten benutzt wurde, die eine Nacht durcharbeiteten. Als um sechs der Wecker klingelte, nahm Daniel eine Dusche und rasierte sich, um dann, einen Becher Kaffee in der Hand, die restlichen Unterlagen in Angriff zu nehmen. Er hatte noch zwei Kartons vor sich, die er bis acht schaffen musste. Daniel fiel ein, dass Susan gesagt hatte, er müsse die Papiere nur überfliegen. Er hasste Halbheiten, doch in der kurzen Zeit, die ihm noch zur Verfügung stand, blieb ihm keine Wahl. Um sieben Uhr dreißig fing er an, die übrigen Papiere wieder in die Kartons zu stopfen. Er war fast damit durch, als Renee Gilchrist hereinspazierte und mit einem Blick die über den Konferenztisch verteilten Kartons sowie Daniels offensichtliche Erschöpfung registrierte.
    Arthur Briggs' Sekret ärin war in ihren frühen Dreißigern. Mit ihren einsdreiundsiebzig war sie fast so groß wie Daniel, und sie hatte den geschmeidigen, muskulösen Körperbau einer Aerobiclehrerin. Renee trug ihr dunkles Haar kurz geschnitten. Es rahmte große blaue Augen, eine gerade Nase und volle Lippen, die sie mit einer ärgerlichen Miene verzog.
    »Sind das die Geller-Papiere?«, fragte sie.
    »Die ganzen Millionen Seiten«, antwortete Daniel angeschlagen.
    »Die sollte doch Susan Webster durchsehen.«
    Daniel zuckte etwas verlegen die Achseln, weil Renee mitbekam, dass er sich Susans Arbeit hatte aufschwatzen lassen.
    »Sie hatte gestern Abend was vor und ich nicht.« Renee wandte sich zur Tür, blieb aber stehen.
    »Sie sollten so was nicht mit sich machen lassen!«
    »Halb so wild. Wie gesagt, sie war beschäftigt und ich nicht.«
    Renee sch üttelte den Kopf. »Sie sind viel zu nett, Daniel.«
    Einen mit Kartons voll beladenen Trolley durch die Lobby von Aaron Flynns B üro zu schieben bereitete Daniel dasselbe ungute Gefühl, als würde er jemanden dabei beobachten, wie er mit einem Schlüssel an der Seite eines Rolls-Royce Silver Cloud entlang ratschte. Von außen ließ das Gebäude aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nichts von dem Glanz erahnen, der Daniel erwartete, als er nun im siebten Stock aus dem Fahrstuhl in eine Lobby trat, die zwei Stockwerke umfasste. Die Eingangshalle war mit glänzendem schwarzem Marmor ausgelegt und mit wertvollen dunklen Hölzern sowie Bronze dekoriert. Die Decke ruhte auf mehreren lapislazuliblauen Säulen. Im oberen Geschoss befand sich auf drei Seiten eine Galerie mit der Bibliothek. In die Mitte des Marmorbodens war ein Medaillon eingelassen, das die blinde Justitia mit der Waage in der Hand darstellte, und um den Rand war in Blattgold der Schriftzug gemeißelt: Gerechtigkeit für alle.
    Am hinteren Ende der Lobby sa ß eine junge Frau auf einem hohen Podest, das eher einem Richterstuhl glich als der Theke einer Empfangsdame. Daniel erkundigte sich gerade bei der Frau, wo er seine Fracht abladen k önne, als der Eigentümer höchstpersönlich durch eine Tür schritt, die ins Allerheiligste führte. Aaron Flynn sprach leise mit einem Mann, der die Schulterbreite und den Nacken eines passionierten Bodybuilders hatte und das markante, wettergegerbte Gesicht eines Menschen, der im Freien arbeitet.
    »Geben Sie mir Bescheid, sobald Sie herausgefunden haben, wo die Karte benutzt worden ist!«, sagte Flynn.
    »Ich mach mich sofort dran«, antwortete sein Begleiter, bevor er an Daniel vorbeiging und das Büro verließ.
    Im Fernsehen fragte Aaron Flynns sonore Stimme die Zuschauer, ob sie einen starken Helfer brauchten, der an ihrer Seite k ämpft und gegen die mächtigen Konzerne antritt, die ihnen Unrecht getan haben. »Sie sind nicht allein«, versprach er mit einem Ausdruck, der nüchternen Ernst und Mitgefühl vereinte. »Zusammen werden wir für Gerechtigkeit kämpfen, und wir werden obsiegen.«
    Flynn war schon rein physisch eine beeindruckende Erscheinung. Er war hochgewachsen und breitschultrig, hatte rotes Haar und ein Gesicht, das Selbstvertrauen und Aufrichtigkeit ausstrahlte. F ür seine Klienten war Flynn fast eine Erlösergestalt, doch Daniel traute ihm nicht über den Weg. Ein Teil seiner Aufgaben in dem Team, das für die Geller-Verteidigung abgestellt war, bestand darin, die Tierversuche und

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