Der schlagende Beweis
starrte in Panik und leicht benommen zurück. »Geht es Ihnen nicht gut?«
Er winkte wenig überzeugend ab. Die Frau eilte zu ihm und schob ihm eine Hand unter den Ellbogen.
»Kann ich mich irgendwo hinsetzen?«, fragte er mit schwacher Stimme.
Die Frau f ührte ihn zu einem Stuhl hinter der Theke im Eingangsbereich. Arnold sank darauf nieder und hielt sich die Hand an die Stirn.
»Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?«, fragte sie besorgt.
Arnold war klar, dass sie versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Er stellte sich vor, wie sie vermutlich an einen Herzinfarkt dachte und sich fragte, was es wohl f ür ein Gefühl war, neben einer Leiche zu sitzen und auf die Polizei zu warten.
»Ein Glas Wasser wäre nett. Es geht mir besser, wirklich. Nichts Ernstes«, sagte er, um sie zu beruhigen. »Mir ist nur ein bisschen schwindelig.«
Bis die Frau mit dem Wasser zur ückkam, hatte Arnold sich wieder gefasst. Er nahm zwei Schluck und atmete tief durch. Als er aufschaute, begegnete er dem ängstlichen Blick der Frau und sah, wie sie nervös die Hände rang.
»Es geht mir schon wieder gut.« Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln. »Ich bin nur die Kälte nicht gewöhnt.«
»Bitte, bleiben Sie so lange hier sitzen, wie Sie wollen.« »Danke.« Er hielt inne, zeigte dann auf die Schwarzweißbilder. »Der Fotograf, Bernier, wohnt der hier in der Nähe?«
»Claude? Sicher. Er hat eine Wohnung in Chelsea.«
»Ich möchte eins von seinen Bildern kaufen.«
Arnold stand, schon ein wenig sicherer, auf und f ührte die Frau zu der Aufnahme mit dem wütenden Paar. Während er den Raum durchquerte, kamen ihm Zweifel, die jedoch schwanden, als er vor die Szene trat, die Bernier eingefangen hatte.
»Glauben Sie, er würde mich noch heute empfangen?«, fragte Arnold und holte, ohne den Blick von dem Bild zu wenden, eine Kreditkarte hervor.
Die Frau sah besorgt aus. »Trauen Sie sich das schon wieder zu?“
Arnold nickte. Sie schien ihn davon abbringen zu wollen. Doch dann trug sie die Fotografie nach vorne, um den Betrag einzutippen. W ährend sie auf das Einlesen der Kreditkarte wartete, telefonierte sie. Arnold setzte sich wieder. Sein erster Schock war verflogen und einem Gefühl der Entschlossenheit und Dringlichkeit gewichen.
»Wir schicken Ihnen das Bild. Claude steht Ihnen jederzeit zur Verfügung«, sagte die Frau, während sie Arnold seinen Beleg reichte, dazu einen Zettel mit Briefkopf der Galerie, auf dem sie Adresse und Telefonnummer des Fotografen notiert hatte. Arnold prägte sich die Anschrift ein und steckte das Blatt in die Jackeninnentasche.
»Vielen Dank. Sie waren sehr freundlich«, sagte er zu der Galerieverkäuferin, bevor er auf die Straße trat. Draußen empfing ihn ein eiskalter Wind, doch Gene Arnold war zu sehr in Gedanken, um es zu merken.
TEIL I
Affenetikette
EINS
Die Scheinwerfer von Dr. Sergey Kaidanovs ramponiertem Saab streiften eine Gruppe Douglastannen, bevor sie auf der ungestrichenen Wand eines einst öckigen Blockhauses ruhten, das ein paar Meilen von der Innenstadt Portlands entfernt tief im Wald versteckt lag. Kaum hatte Kaidanov die Haustür aufgeschlossen, fingen die Rhesusaffen an, diesen halb gurrenden, halb bellenden Laut auszustoßen, der ihm fürchterlich auf die Nerven ging. Der Lärmpegel stieg, als Kaidanov die Lichter anknipste.
Die meisten Affen waren in zwei R äumen im rückwärtigen Teil des Gebäudes untergebracht. Kaidanov ging durch einen schmalen Flur und stand vor einer schweren Metalltür, die einen der Räume absperrte. Er schob eine Metallplatte zurück und musterte die Tiere durch das dahinter verborgene Fenster. In jedem Raum befanden sich sechzehn Rhesusaffen. Jedes Tier bewohnte einen eigenen Drahtkäfig. Je zwei Käfige waren übereinander und nebeneinander auf einem flachen Wagen gestapelt. Kaidanov hasste so ziemlich alles an den Affen - ihren sauren, ungewaschenen Geruch, die Geräusche, die sie machten, die penetrante Art, mit der sie jeden seiner Schritte verfolgten. Kaum erschien Kaidanovs Gesicht im Fenster, sprang der Affe Nummer zwei im oberen Käfig an der Tür in seine Richtung und starrte ihn an, als ginge es darum, wer als Erster wegsehen muss. Sein Fell war graubraun, und er griff mit Händen in das Gitter, die, wie übrigens auch die Füße, auffallend bewegliche Daumen hatten. Dies war der dominante Affe, und er hatte seine Vorherrschaft in nur drei Wochen erlangt, obwohl er keine Möglichkeit besaß, an die anderen
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