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Der schlagende Beweis

Der schlagende Beweis

Titel: Der schlagende Beweis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Besonderes, doch in seiner Familie hatte noch niemand überhaupt je in einem Büro gearbeitet. Seine Mutter hatte, als sie noch nüchtern war, gekellnert und war später, als sie zu viel trank, um ihren Job zu halten, Fernfahrern zu Diensten gewesen. Vorausgesetzt, er wusste, wo sie gerade wohnte, rief er sie an ihren Geburtstagen und zu Weihnachten an. Wenn er sich recht entsann, hatte er sechs »Väter« gehabt. Die netten unter ihnen hatten ihn ignoriert, von den schlechten hatte er nächtliche Schweißausbrüche und Narben zurückbehalten.
    Onkel Jack, Vater Nummer vier, war der beste von allen gewesen, da er ein Haus mit Garten besa ß. Das war das erste Mal, dass Daniel in einem Haus gewohnt hatte. Die meiste Zeit verbrachten er und seine Mutter in Wohnwagen oder düsteren, übel riechenden Zimmern in wechselnden Hotels. Daniel war acht, als sie bei Onkel Jack einzogen. Er bekam sein eigenes Zimmer und hielt es für den Himmel auf Erden. Vier Monate später stand er, noch im Halbschlaf, um vier Uhr morgens auf dem Bürgersteig und hörte das betrunkene Geschrei seiner Mutter, die sich an Onkel Jacks verriegelter Haustür die Fäuste wund hämmerte.
    Daniel war mehrfach von zu Hause abgehauen und mit siebzehn endg ültig gegangen. Er hatte auf der Straße gelebt, bis er es nicht mehr aushielt, und sich schließlich zur Army gemeldet. Die Army hatte Daniel das Leben gerettet. Sie bot ihm zum ersten Mal stabile Verh ältnisse, und zum ersten Mal erkannte jemand seine Intelligenz.
    Daniels dunkles Jackett hing an einem Haken hinter der T ür, und sein Gehaltsscheck lugte aus der Innentasche. Neunzigtausend Dollar! Er konnte immer noch nicht glauben, wie hoch sein Gehalt war, und es gab ihm das Gefühl, dass er sich unendlich glücklich schätzen konnte, von den Mächtigen bei Reed, Briggs angeheuert worden zu sein. Irgendwie rechnete er täglich mit der Nachricht, seine Einstellung sei nur ein böser Streich gewesen.
    Daniel hatte mit dem Personalberater gesprochen, der die juristische Fakult ät nur besucht hatte, um an seiner Gesprächsführung zu feilen. Die Einladung zu einem zweiten Bewerbungsgespräch bei der Firma war ein freudiger Schock gewesen, und dasselbe galt für seine Einstellung. Reed, Briggs rekrutierte seinen Nachwuchs aus Andover und Exeter, seine Leute kamen von Yale und Berkeley und hatten in Harvard oder an der New York University Jura studiert. Daniel war kein Dummkopf - er hatte an der Uni in Biologie mit Auszeichnung bestanden und es ebenfalls bis zum Law-Review-Mann geschafft -, aber es gab immer noch Zeiten, in denen er das Gefühl hatte, nicht richtig dazuzugehören.
    Daniel drehte seinen Stuhl zum Fenster und beobachtete die hereinbrechende Dunkelheit über dem Willamette River. Wie lange war es her, seit er das letzte Mal diese Büroräume bei Tageslicht verlassen hatte? Molinari hatte Recht. Er musste wirklich lernen, Nein zu sagen, alles ein bisschen lockerer angehen zu lassen, doch er hatte Angst, dass er sich den Ruf eines Faulpelzes einfangen könnte, falls er einmal einen Auftrag ablehnte. Erst letzte Nacht war er schwei ßgebadet aus einem Traum aufgewacht, in dem er am Boden eines Fahrstuhlschachts kauerte, während eine Kabine langsam, aber unaufhaltsam auf ihn herabsank. Man brauchte nicht Freud zu sein, um sich denken zu können, was der Traum zu bedeuten hatte.
    Um achtzehn Uhr f ünfundvierzig war Daniel mit der zweiten Durchsicht des Memo-Entwurfs fertig. Er streckte die Arme und rieb sich die Augen. Als er die Hände vom Gesicht nahm, sah er Susan Webster lächelnd in der Tür stehen. Er konnte nicht sagen, was ihn mehr erschreckte - dass sie lächelte oder dass sie sich herabließ, ihm einen Besuch abzustatten.
    »HI«, sagte er beiläufig und vermied es bewusst, ihre Modelfigur anzusehen.
    »Auch hi«, antwortete sie und setzte sich elegant auf die Lehne eines der beiden Stühle in seinem Büro. Sie warf einen Blick auf die Papiere, die auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lagen.
    »Wenn Sie nicht bei der Happy Hour sind, müssen Sie an einem Fall von monumentaler Bedeutung arbeiten. Handelt es sich um einen Prozess vor dem Obersten Gerichtshof oder einen Brief an den Präsidenten?«
    Susan hatte das Aussehen und das Auftreten eines Covergirls, doch ihr Harvard-Abschluss war in Physik, und beim Juraexamen in Stanford war sie unter den ersten zehn gewesen.
    Aufgrund ihrer naturwissenschaftlichen Kenntnisse waren Susan und Daniel in ein Team gew ählt worden, das den

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