Der schlaue Pate
schlaue Pate hob entschuldigend die Schultern. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese verrückte Psychologin ihn gleich erschießt. Die Experten des BKA mussten irgendwann merken, dass das Video manipuliert war.«
»Das Sie von Baginski bekommen haben. Der Ihnen am ersten Abend in seinem Haus alles erzählte. Der auf die Erpressung mit den Fotos eingegangen war, weil er in Panik geriet. Wussten Sie damals schon, dass er ein Serienmörder ist?«
»Ehrlich, ich hatte keine Ahnung. Er wurde nicht ständig überwacht.«
»Wie haben Sie herausgefunden, dass Karras ihm bereits auf der Spur war?«
»Glauben Sie, ich hätte keine Quellen im BKA ?«
»Sie hecken das also alles aus. Sie überreden Baginski, das letzte Opfer leben zu lassen und Ihnen an dem neuen Kreisel beim Flughafen Kassel-Calden zu übergeben, verfrachten die Frau nach Südfrankreich, und mir geben Sie die Fotos. Von Ihren Quellen im BKA wussten Sie, wo Karras gerade Urlaub machte. Als die Fotos durch die Medien gingen, ließen Sie das letzte Opfer in diesem Turm wieder zu sich kommen und stellten das Video ins Netz. Machen nebenbei eine Million Dollar damit.« Prinz schüttelte den Kopf. »Und jetzt ist Ewald Baginski Ihr neuer juristischer Berater nach deutschem Recht.«
»Der gute Ewald.«
»Und wenn er weitermordet?«
»Wir werden seine Bedürfnisse schon zu befriedigen wissen, ohne dass er die Damen umbringen muss, wenn sie ihm nicht mehr gefallen. Das Töten war es nicht, worum es ihm ging. Das musste er halt hinter sich bringen.«
»Hat er die ersten drei auch ermordet?«
»Ja, das war der Anfang. Er hat sie überredet, sich von ihm filmen zu lassen, beziehungsweise die libanesische Nutte dafür bezahlt. Während des Filmens hatte er einen Mordsständer in der Hose, seine Worte; als es an den eigentlichen Sex ging, schlaffte er ab, sie verspotteten ihn, er erwürgte sie.«
»Und für all das gibt es nicht den geringsten Beweis.«
»Nicht den geringsten«, sagte der schlaue Pate.
»Bis ich den Raum finde.«
»Ewald meint, den würde nie jemand finden. Nicht einmal seine Frau habe etwas gemerkt, als er ihn baute. Tja, mein lieber Prinz. So endet also unsere angenehme Bekanntschaft. Ich werde in Ihrer Region nie wieder tätig werden. Nur dem guten Ewald werde ich noch einen kleinen Gefallen tun, und vielleicht muss ich noch ein Leck stopfen. Sie werden das nicht verhindern können. Versuchen Sie es gar nicht erst.«
Der schlaue Pate schaltete den Computer aus, beide erhoben sich, schüttelten sich die Hände.
Die Sarnizyna geleitete Prinz hinaus.
Das Viertel in Melsungen, in dem das Haus der Schäfers lag, war wirklich nobel. Es zog sich einen steilen Hang hoch, die Häuser hatten hinten ein oder zwei Stockwerke mehr als vorn. Das Haus der Schäfers war von einem großen, parkähnlichen Grundstück umgeben. Es wirkte fast wie ein Schloss.
»Die Familie war ursprünglich nicht reich«, sagte Andreas und klingelte. »Das hier konnte man sich nicht mit einem Sechziger-Jahre-Ministergehalt leisten.«
Es war Sonntag, morgens gegen zehn. Heike Schäfer hatte das Haus bisher nicht verlassen. Ihre Eltern waren mit ihrem Bruder und seiner Frau und dem Großvater in der Kirche.
Sie öffnete selbst, in einem Jogginganzug, Turnschuhen, die schwarze Lockenmähne zerzaust. Die Verblüffung stand ihr im Gesicht geschrieben, doch sie setzte schnell ein freundliches Lächeln auf. Ihre warmen braunen Augen wanderten von Andreas zu Prinz und wieder zurück.
»Herr Viehmann? Was führt Sie denn hierher? An einem Sonntag um diese Zeit?«
Andreas setzte sein Politikerlächeln auf. »Wir würden Sie gern um ein kurzes Gespräch bitten, Frau Schäfer.«
»Worum geht’s?«
»Dürfen wir hereinkommen?«
»Ich war gerade im Fitnessraum, jetzt wollte ich laufen gehen.«
»Es dauert wirklich nicht lange.«
»Na, dann kommen Sie mal rein.«
Sie geleitete sie in einen Salon mit Panoramafenstern, gegen den der des Herrenhauses von Gut Holdorf mickrig wirkte. Phantastischer Blick auf das schöne Fachwerkzentrum von Melsungen und die sich hindurchwindende Fulda. In dem parkähnlichen Garten waren drei Gärtner beschäftigt. Es gab einen kleinen künstlichen Wasserfall. Die Möbel sahen englisch aus, viel buntes Geblüm auf Sesseln und Sofas. Ähnlich farbenfrohe große Ölbilder an den Wänden, Parklandschaften, Blumenmeere.
»Nehmen Sie Platz.«
Sie sank in ein Sofa, legte die Füße hoch, beide Arme lässig über den Lehnen. Prinz und
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