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Der Schneekönig

Der Schneekönig

Titel: Der Schneekönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Martini
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zum Zittern brachte. Noch immer lag seine Hand auf ihrer Wange – es war fast wie Magie.
    Sie schloss die Augen, ihre Lippen öffneten sich erwartungsvoll, das Herz drohte ihr zu zerspringen, so groß waren Anspannung und Vorfreude, aber auch Gier und Lust. Und dann – endlich – kamen seine Lippen näher. Um seine Mundwinkel begann es fast unmerklich zu zucken. Doch statt sie zu küssen, hauchte er ihr leicht und ohne Berührung über die Lippen. Amelies Sehnsucht nach einem leidenschaftlichen Kuss von ihm wuchs und als das, wonach sie sich verzehrte endlich wahr wurde, sich sein Mund fest auf den ihren legte, begann ihr Körper unkontrolliert zu zucken. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen und passten sich seinen Spielereien an. Seine Lippen nagten zärtlich an ihrer Unterlippe, saugten daran, während seine Zungenspitze die ihre lockte. Mit einer Hand hielt er ihr Gesicht umfangen, während die andere über ihren Nacken und wieder zurück in ihr Haar glitt.
    Das Zittern, das ihren Körper durchlief, lag außerhalb ihrer Kontrolle.
    Er zog sie noch näher, drückte sie fest an sich, bog ihren Kopf zurück, so dass sie ihn ansehen musste. „Du küsst übrigens gerade ein scheußliches Ungeheuer.“ Seine leise Stimme ganz nah an ihrem Ohr brachte sie um den Verstand.
    Sie wollte nicht reden, nicht nachdenken, nicht antworten. Sie wollte küssen. Ihn küssen. Von ihm geküsst werden. Leidenschaftlich, erotisch, sehnsüchtig, endlos.
    Sie begehrte ihn mit jeder Faser ihres Herzens.
    Seine Fingerspitzen strichen verführerisch lockend ihre Wirbelsäule hinab, legten sich auf ihre Hüften, strichen wieder den Rücken hinauf, während sie erneut in einem innigen Kuss versanken.
    Und diesmal übernahm Amelie die Regie, wollte selbst über Tiefe und Dauer ihres Kusses bestimmen. Gierig trank sie von seinen Lippen, strich mit den ihren sanft darüber, nur um diese im nächsten Moment mit Beschlag zu belegen, sich daran festzusaugen und ihr Gegenüber zu einem leidenschaftlichen Zungenschlag aufzufordern. Hitze durchströmte sie von Kopf bis Fuß. Immer wieder nahm sie seine Unterlippe zwischen die Zähne, saugte daran, umschloss seinen Mund mit dem ihren.
    Die distanzierte Gelassenheit des Schneekönigs begann zu schmelzen, eine Tatsache, die ihn irritierte. Er zog sich sanft von ihr zurück, ohne sie loszulassen, wich Amelies verschleiertem Blick aus, um seinen Aufruhr zu verbergen.
    Unwillkürlich schob sie sich wieder näher an ihn heran. Die Distanz, die er geschaffen hatte, gefiel ihr nicht, und war sie auch noch so gering.
    Er wandte sich ab, machte einige schnelle Schritte zum Fenster, um in die silbern beschienene Dunkelheit zu starren. Er fühlte eine seltsame Ruhelosigkeit, während Amelie ihm unsicher enttäuscht nachblickte. Er drehte sich um, kam zu ihr zurück. „Du küsst gut. Ich bin gespannt, was du noch auf Lager hast.“ Ein kurzes Nicken, dann verließ er das Zimmer.
    Sie erwachte mitten in der Dämmerung, blinzelte sich wach – hungrig und vollkommen orientierungslos.
    Nach und nach kam die Erinnerung zurück und auch die Enttäuschung über den abrupten Abgang des Schneekönigs, der ihr bewusst gemacht hatte, dass sie für ihn nichts anderes war als ein Spielzeug.
    Wie konnte sie auch nur einen Moment lang so dumm gewesen sein zu glauben, dass zwischen ihnen etwas ganz Besonderes sei! Und dabei vergessen, weshalb sie eigentlich hier war!
    Sie war nach einem opulenten Mitternachtssnack, den der Schneekönig ihr hatte bringen lassen, sofort ins Bett geschlüpft und bald darauf eingeschlafen.
    Und nun begann ihr zweiter Tag im Reich des Schneekönigs, dessen Lippen alles andere als kalt wie Eis gewesen waren.
    Rasch zwang sie sich dazu, an etwas anderes als an seine sinnlichen Küsse zu denken, ignorierte das Kribbeln in der Magengegend, das sich ungefragt eingestellt hatte.
    Weit entfernt hörte sie ein schwaches, melodiöses Klingeln wie von kleinen Pferdeglöckchen. Als die Töne langsam verstummten, hörte Amelie nichts mehr außer ihrem eigenen Atem.
    Sie reckte sich, schwang die Beine aus dem Bett und lief zum Fenster. Ruhig lag die Schneelandschaft vor ihr, umhüllt von einem hauchzarten Nebelschleier. Eine seltsame Stille lauerte in den Eisbergen, und die langsam aufgehende Sonne begann sich ihren Platz am Himmel zu erobern. Ansonsten war kein Licht zu sehen, bloß Schatten und Kälte.
    Nach einer wohltuenden Dusche beschloss Amelie auf Entdeckungstour zu gehen und sich auf die Suche

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