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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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drückten. Unter dem linken Arm trug sie einen Aktenordner.
    »Dora, Edwin, einen wunderschönen Tag«, sagte sie leise und mit nur eben so viel Melodie in der Stimme, dass einer leicht pedantischen Färbung die Schärfe genommen war. »Und was wollte Guy, der Squire in spe, bei euch?«
    »Kuchen für seine Kumpane«, sagte Dora Creed. »Ich hab sie weggeschickt. Regeln sind nichts wert, wenn man Ausnahmen macht. Keine Hippies, keine Motorradfahrer.«
    »Nimm dich in acht, Dora. Wenn er erst mal sein Erbe antritt, bestimmt er, wer am Abrechnungstag das Essen liefert, ganz zu schweigen von dem neuen Café.«
    Dora zuckte gleichgültig die Achseln und sagte: »Old Hall mag oberhalb der Kirche stehen, aber ich blicke nur zur Kirche auf.«
    »Ganz meiner Meinung«, erwiderte Kee. »Würden doch nur alle deine Grundsätze beherzigen, ganz besonders die in Old Hall.«
    »Gott«, sagte Digweed. »Nicht noch mehr Offenbarungen, hoffentlich?«
    Dora Creed warf ihm einen empörten Blick zu und sagte: »Der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.«
    Etwas gereizt antwortete Digweed: »Wenn der Herr erdulden kann, dass eine so fromme Dienerin, wie du es bist, begeisterte Leserin der schlüpfrigen Romane von Harold Robbins ist, dann bin ich zuversichtlich, dass er mir ab und zu eine kleine Lästerung nachsieht. Kee, was gibt’s?«
    »Es ist wegen dieses Souvenirladens, den Girlie aufmachen will. Erst ging es um die geschnitzten Spazierstöcke deines Bruders, Dora. Nicht, dass ich daran was auszusetzen hätte. George ist sein eigener Herr, er geht seine eigenen Wege.«
    »Wie ein Stier zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt«, sagte Dora Creed in scharfem Ton.
    Kee hob die Augenbrauen und sah mit einem fragenden Blick zu Digweed hinüber, der den Kopf schüttelte, als wollte er sagen, dass er genausowenig verstünde.
    »Beryl Pottinger dagegen«, nahm Kee den Faden wieder auf, »ist ganz was anderes. Ich hab ’ne Menge Zeit und Mühe in sie investiert, sie hat viel von Caddy gelernt. Ihre Aquarelle verkaufen sich bei uns besser als irgendwas sonst. Jetzt sagt sie plötzlich, Girlie hätte ihr ein besseres Angebot gemacht. Das ist unverfrorene Wilderei.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beryl käuflich ist.«
    »Jetzt, wo ihre Stelle an der Schule auf dem Spiel steht, könnte das Geld plötzlich wichtiger werden.«
    »Wer aber eilt, reich zu werden, wird nicht ohne Schuld bleiben«, sagte Dora.
    »Hoffen wir mal, dass wir ihr helfen können, den Job zu behalten«, sagte Digweed.
    »Durch den Verkauf des Angers, meinst du? Selbst wenn das Dorf sich dazu entschließt, würde damit denn überhaupt genug Geld zusammenkommen?«
    »In Verbindung mit einer Baugenehmigung möglicherweise ja. Der Gemeinderat hat ein paar inoffizielle Fühler ausgestreckt und einen Kostenvoranschlag eingeholt. Aber heben wir uns das bis zur Versammlung morgen auf, ja? Bis dahin hoffe ich, dass du deine Differenzen mit Girlie beilegen kannst. Sie ist nämlich im Grunde eine ganz patente und anständige Frau.«
    »Sie ist auch eine Guillemard, und
Fuctata non Perfecta
ist ein Virus, den man nur schwer aus dem Blut kriegt. Holistisches Heilen und Manager beim Cowboy-und-Indianer-Spielen mögen Old Hall vor dem Ruin bewahren, aber was meinen Sie, was für Leute das ins Dorf lockt?«
    »Hippies und Motorradfahrer«, sagte Dora prompt. »Des Nachts laufen sie hin und her: sie grinsen wie die Hunde und rennen durch die Stadt.«
    Digweed und Kee prusteten los, und der Buchhändler sagte: »Diese letzte Kreatur, die eben hier war, der Kerl, der alleine war, ist ohne Frage dem
Mad Max
entsprungen! Aber von der Sorte gibt’s Gott sei Dank nicht allzu viele. Kee, diese Schenkungsurkunde, die ich mir ansehen sollte …«
    »Hab ich dabei«, sagte die Frau und machte den Aktenordner auf, der, wie es aussah, voller alter Urkunden war. »Hier.«
    »Meine Jurakenntnisse sind ziemlich eingerostet«, warnte er, während er das Dokument entgegennahm, das sie ihm reichte.
    »Meine sind gleich null«, erwiderte sie und machte den Aktendeckel zu. »Ich hab’s vermutlich falsch verstanden. Wie dem auch sei, es kann nicht schaden, mal reinzuschauen. Den übrigen Kram hier lade ich schon mal im Pfarrhaus ab, und vielleicht gehe ich gleich zur Hall weiter und rede mit Girlie über Beryl. Edwin, falls du irgend jemanden in die Galerie gehen siehst, könntest du vielleicht mal rüberkommen und nach dem Rechten

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