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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Wagen …«
    »Setzen Sie sie auf.« Wields Hirn, das nach Ansicht seines Kripo-Chefs Andy Dalziel bei seinem Ableben in Starkbier konserviert und an IBM verkauft werden sollte, hatte Daten über Enscombe abgerufen.
    »Ist hier nicht mal in die Post eingebrochen worden, zweimal sogar? Einmal vor Weihnachten und einmal kurz danach? Soweit ich mich erinnere, haben wir niemanden geschnappt. Das waren vermutlich auch Fremde?«
    »Vermutlich ja, Sarge.«
    »Und hat es nicht auch letztes Jahr am Volkstrauertag Ärger mit dem Kriegerdenkmal gegeben?«
    »Ja, Sarge. Es wurde geschändet, das war, als ich hier gerade meinen Dienst angetreten hatte.«
    »Haben Sie das auf die Reihe bekommen?«
    »Ich glaube ja, Sarge.«
    »Sonst irgendwas Besonderes passiert, seit Sie hier sind?«
    »Nein, Sarge, nicht, dass ich wüsste.«
    »Was ist mit dieser Naht an Ihrem Arm? Und diesem Bluterguss in Ihrem Gesicht? Sind Sie in eine Schlägerei geraten?«
    »O nein, Sarge.« Er lachte, aber nicht ganz überzeugend. »Bin gegen einen Ast gelaufen, hingefallen und hab mich dabei an einem Stein verletzt.«
    »Schau an. Na ja, zwei Einbrüche und einen Angriff der Natur. Eine richtige Verbrechenswelle! Kein Wunder, dass Sie auf Fremde so neuralgisch reagieren. Aber die Regel lautet, erst mal nett sein und nur im Bedarfsfall fies. Klar, Bendish?«
    Der Name war ihm ganz plötzlich eingefallen. Wahrscheinlich war er ihm in irgendeinem Bericht untergekommen. Er war mit keinem der beiden Postüberfälle befasst gewesen.
    Der junge Constable war von so viel Wissen offensichtlich ebenso beeindruckt wie beunruhigt. Er versuchte, es mit der äußeren Erscheinung eines Detective-Sergeant in Einklang zu bringen, der – nicht mehr ganz in der Blüte seiner Jahre – schwarzes Leder trug und ein starkes Motorrad fuhr.
    »Sie sind nicht dienstlich hier, oder, Sarge? Ich meine, undercover …?«
    Wield brach in jenes bellende Lachen aus, von dem seine Freunde wussten, dass es Erheiterung zum Ausdruck brachte, das nach anderer Lesart jedoch seine unmittelbar bevorstehende Verwandlung in einen Werwolf anzeigte.
    »Nein, mein Junge. Ich bin nur rausgefahren, um die Natur zu genießen. Und ich lechze nach einer Tasse Tee. Da stand was von Erfrischungen.«
    »Da haben Sie Pech. Tut mir leid«, sagte Bendish, als ob er sich persönlich verantwortlich fühlte. »Bis Ostern ist geschlossen; steht auf dem Schild. Müssen Sie übersehen haben. Aber im Dorf gibt es ein Café. Wird von Dora Creed geführt. Sie ist eine phantastische Bäckerin. Sehr freundlich.«
    »Ach nee!«, sagte Wield. »Hab ich gesehen, neben dem Buchladen. Da würde ich vermutlich genauso freundlich empfangen, nicht wahr?«
    »Ja, sicher. Der alte Digweed kann mit Ihnen stundenlang über Bücher reden, wenn Sie ihn lassen.«
    »So, so«, sagte Wield, »wenn wir Sie noch dazurechnen, scheint Enscombe ja der freundlichste Ort in ganz Yorkshire zu sein. Das haut den Stärksten um. Tja, ich denke, ich fahr dann mal nach Hause und mach mir meinen Tee selber.«
    Ungeteilte Freude zu bereiten ist ein seltenes Privileg. Beim Anblick der kaum verhohlenen Freude und Erleichterung, die sich auf dem Gesicht des jungen Mannes breitmachte, dachte Wield: Vielleicht sollte ich den Leuten öfter mal den Rücken kehren.
    »Bitte entschuldigen Sie das Missverständnis eben, Sarge«, sagte Bendish.
    »Jedenfalls werde ich es nicht entschuldigen, wenn ich Sie noch einmal ohne Mütze erwische«, sagte Wield gravitätisch. »Denken Sie daran!«
    Er ließ den Motor aufheulen und fuhr langsam durch das Tor hinaus. Der Beobachter am Fenster war verschwunden, doch das kleine Mädchen stand immer noch vor der Tür. Er winkte ihr im Vorbeifahren zu, und sie winkte zurück, bevor sie ins Haus lief.
    Der junge Constable sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war. Dann warf er in einer Mischung aus Jubel und Hohn den rechten Arm hoch und schrie: »Und auf Wiedersehen, Sie hässliche alte Kröte!«
    Daraufhin drehte er sich lachend um und lief zurück in die Rhododendronbüsche.

Drei
    »… so jung, so frisch und so unschuldig, als könnte sie kein Wässerchen trüben, würden gewisse Anzeichen nicht auf das Gegenteil hindeuten.«
    K ee Scudamore sah dem letzten Motorradfahrer nach, bevor sie die Straße überquerte. Sie ging mit natürlicher Anmut, ohne sich an den heftigen Böen zu stören, die ihr langes, flachsblondes Haar aufflattern ließen und ihr den Baumwollrock eng an die Konturen ihrer schlanken Schenkel

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