Der Schuss nebenan Kommissar Morry
Erstaunen plötzlich weich geworden. Er hat zugegeben, Hoogan erpreßt zu haben. Kingsley ist nur eine Randfigur — genau wie der Arzt, der von Hoogan gekauft wurde, um ein Alibi zu liefern. Natürlich werden beide ihre verdiente Strafe bekommen."
Lord Bramsey nickte zerstreut.
„Sie sehen, mit Verlaub zu sagen, nicht sehr glücklich aus, Mylord", bemerkte der Inspektor. „Freuen Sie sich nicht, die alte Heimat wiederzusehen?"
„In der kurzen Zeit meines Aufenthaltes ist allerhand geschehen", erklärte der Lord. „Mir ist viel gelungen, aber das, was ich erreichen wollte, habe ich nicht geschafft. Janet hat sich in den letzten Tagen verleugnen lassen. Ich weiß wirklich nicht, warum!"
„Das ist typisch weiblich. Wir Männer werden niemals begreifen, was die Handlungen der Damenwelt bestimmt."
„Tja, ich werde wohl an Bord gehen müssen. Wenn ich zur Verhandlung nach New York zurückkehre, werde ich bei der jungen Dame hoffentlich eine bessere Aufnahme finden."
„Davon bin ich überzeugt. Nochmals vielen Dank für Ihre wertvolle Mitarbeit. Sie haben einen Spürsinn entwickelt, um den wir alten Hasen Sie beneiden müßten."
Lord Bramsey lächelte. „Ich hatte die Nase . . . und Sie die Erfolge!"
„Unser Erfolg ist Ihr Erfolg, Mylord! Übrigens läßt sich Mr. Miller entschuldigen. Er ist heute morgen zu seinem Anwalt bestellt worden, um einen neuen Kontrakt zu unterschreiben."
„Ich weiß", sagte Lord Bramsey kopfnickend. „Von den zweitausend Dollar, die ich ihm als Sonderhonorar zahlte, hat er sich ein neues Büro gemietet. Er ist offensichtlich davon überzeugt, daß ihm das Geld in seinem Beruf Glück bringen wird."
„Der Fall hat ihm eine Menge Publizität verschafft, und so etwas bringt natürlich Kunden", meinte der Inspektor. Die Schiffssirene ertönte und Bramsey meinte: „Es wird Zeit, daß ich Adieu sage." Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, und Lord Bramsey ging an Bord.
Auf dem Weg zu seiner Kabine legte sich, plötzlich von hinten eine zarte Hand auf seine Schulter. Bramsey blieb stehen und wandte sich um. Ihm gegenüber stand Janet Rodrigez in einem eleganten dunklen Reisekostüm.
„Miß Janet!" stieß er verblüfft hervor. „Sie müssen von Bord, das Schiff fährt gleich ab. . .“
Sie lachte. „Wie erstaunt und erschreckt Sie aussehen! Genau das habe ich gewollt. Ich wünschte Sie nur ein einziges Mal zu überraschen. Bis jetzt waren immer Sie es, der das Geschehen diktierte! Es schien, als wäre es völlig unmöglich, Ihre aristokratische Gelassenheit zu durchbrechen. Jetzt ist es mir endlich gelungen."
Er begriff. „Deshalb haben Sie sich verleugnen lassen? Sie kommen mit nach England?"
Janet wurde ernst. „Ja. Ich habe mit Mama gesprochen. Sie sieht ein, daß mein Vater ein Recht darauf hat, mich kennenzulernen."
„Es wird Sir Stafford sehr glücklich machen, seine Tochter in die Arme schließen zu dürfen, und mich macht es ebenso glücklich."
Janet lachte heiter. „Wie soll ich das verstehen? Haben Sie die Absicht, mich ebenfalls in die Arme zu schließen?"
„Das ist ein brillanter Gedanke“, meinte Lord Bramsey und zog das Mädchen an sich, ganz dicht, bis ihre Augen und Lippen unmittelbar unter den seinen waren.
Als er sie küßte, blitzten ein paar Fotolampen auf.
Lord Bramsey löste seinen Mund von dem ihren und sagte: „Gerechter Himmel, die Journalisten! Daran wirst du dich gewöhnen müssen. Ich bin nun mal dazu verdammt, in den Klatschspalten der Sensationspresse zu leben."
„Warum befreist du dich nicht davon?"
„Eine wunderbare Idee. Ich werde dich heiraten. Als seriöser Ehemann bin ich für diese Leute einfach gestorben!"
E N D E
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