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Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Der Schuss nebenan Kommissar Morry

Titel: Der Schuss nebenan Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gegenüber, so etwas zu tun, falls ihm jemals etwas zustoßen sollte. Umgekehrt war Rodrigez bereit, Ihnen den gleichen .Freundschaftsdienst' zu erweisen. Nun, Mr. Haggart, Sie haben Ihr Wort gehalten."
    „Sie sind ein erstaunlicher Mann, Mr. Bramsey, oder heißt es Lord Bramsey? Nein, Mylord, jetzt fällt mir's wieder ein. Es ist zu lange her, daß ich einen Gesellschaftsroman gelesen habe, und lebende Lordschaften gehören nun mal nicht zu meinem Bekanntenkreis. Also, Mylord, Sie schildern das alles, als wäre es bereits konkrete Tatsache, als könnte es nur so und nicht anders gewesen sein!"
    „War es denn anders?" fragte Lord Bramsey mit einem Unterton leiser Ironie.
    „Erwarten Sie darauf eine Antwort?"
    „Danke", sagte Bramsey. „Das ist bereits die Antwort, die ich erhoffte."
    „Sie haben nichts gegen mich in den Händen", sagte Haggart. „Nichts!"
    „Stimmt. Aber ich weiß, wo ich den Hebel ansetzen muß."
    „Ich muß Sie warnen, Mylord."
    Bramsey hob erstaunt die Augenbrauen. „Warnen?" spöttelte er. „Was ist das für eine Sprache, Mr. Haggart? Ich denke, Sie bemühen sich, seriös zu sein?"
    In Haggarts dickem, fleischigem Gesicht zuckte kein Muskel. „Wissen Sie, mein Lieber, mit dem Seriössein ist das so eine Sache. Man muß Gelegenheit haben, die Seriosität ungehindert auszuüben. Zuweilen geschieht es, daß sich auf diesem Weg ein Hindernis zeigt. Das muß man dann aus dem Wege räumen."
    „Sehr hübsch!" spöttelte Lord Bramsey. „Es ist das erste Mal, daß jemand eine Mordandrohung damit zu rechtfertigen versucht, seriös sein zu wollen."
    „Sie würden mir einen Gefallen erweisen, wenn Sie sich jetzt zurückzögen."
    „Genau das war meine Absicht — aber wir werden uns wieder sprechen."
    „An Ihrer Stelle würde ich darauf keinen allzugroßen Wert legen. Es ist nicht immer so einfach wie heute, zu Jimmy Haggart vorzudringen. "
    Lord Bramsey lächelte. „Darüber zerbreche ich mir jetzt noch nicht den Kopf. Ich werde schon eine Möglichkeit finden."
     
    *
     
    Nach einem zweistündigen Aufenthalt bei der Polizei, die im wesentlichen der schriftlichen Fixierung seiner bisher gemachten Aussagen diente, kehrte Lord Bramsey zurück ins Hotel. Dort nahm er ein Bad und speiste zu Mittag. Zwei Stunden später ließ er sich von einem Taxi zum Hause der Familie Rodrigez bringen. Kingsley öffnete ihm die Tür.
    „Sie wünschen, Miß Janet zu sprechen?" erkundigte sich der Diener.
    „Nein, diesmal möchte ich mich ein wenig mit Ihnen unterhalten."
    „Mit mir, Mylord?" wunderte sich Kingsley.
    „Sie haben doch nichts dagegen?"
    „Wie könnte ich? Ich bin freilich außerstande, einzusehen, inwiefern ich Ihnen irgendwie von Nutzen sein kann." '•
    „Warten wir ab."
    „Wenn es Ihnen recht ist, gellen wir nach oben, in mein Zimmer."
    „Das paßt mir ausgezeichnet."
    Sie gingen schweigend nach oben. Kingsley ließ dem Lord den Vortritt. „Sie haben Geschmack, Kingsley", meinte der Lord, als er das Zimmer betreten hatte und sich darin umsah. „Wirklich . . . die Einrichtung verrät eine anerkennenswerte Stilsicherheit."
    „Miß Janet hat das Zimmer eingerichtet, Mylord. Wollen Sie bitte Platz nehmen?"
    „Vielen Dank", sagte Lord Bramsey und setzte sich. Kingsley blieb steif stehen. „Darf ich jetzt erfahren, warum Sie mich zu sprechen wünschen, Mylord?"
    „Vielleicht wäre es der Situation ganz dienlich, wenn Sie gleichfalls Platz nehmen würden."
    „Das geziemt sich nicht, Mylord."
    „Na, hören Sie mal, wir sind doch bei Ihnen zu Hause!“
    Kingsley nahm auf der vorderen Kante eines Armlehnstuhls Platz.
    „Was machen die Schießübungen?" fragte Lord Bramsey freundlich.
    „Danke, sie bereiten mir noch immer eine Menge Vergnügen", erwiderte der Diener trocken.
    Lord Bramsey schlug die Beine übereinander. „Ich darf vorausschicken, daß ich mich entschlossen habe, Charles Hoogans Mörder zu finden. Deshalb bin ich bei Ihnen. Sie kannten nicht nur Mr. Hoogan, Sie waren auch mit gewissen Eigenarten Ihres Chefs vertraut. Kurzum: ich verspreche mir von Ihrer tätigen Mithilfe eine ganze Menge."
    „Ich hoffe, Sie verfallen nicht in den Fehler, meine Kenntnisse zu überschätzen."
    „Hoogan wurde erpreßt, Kingsley, von wem?"
    Das Pokergesicht des Dieners blieb völlig unbeweglich. „Sie überraschen mich, Mylord, In der Zeitung habe ich nichts von einer Erpressung gelesen."
    „Man hat der Presse nicht alle Einzelheiten genannt. Tatsache ist, daß Hoogan sich in einer

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