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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Plan. Alles ist gesteuert...
    Abwegiger Gedanke. Wessen Plan? Was planten Heuschrecken, wenn sie die Ernte eines Sommers wegfraßen? Nichts. Sie kamen, und sie hatten Hunger. Was planten Würmer, was planten Algen oder Quallen?
    Was plante Statoil?
    Skaugen war aus Stavanger hergeflogen. Er wollte einen detaillierten Bericht. Wie es aussah, war er ein Stück weitergekommen und drängte nun darauf, die Resultate zu vergleichen. Es war Lunds Idee gewesen, Johanson vorher unter vier Augen zu sprechen, um eine gemeinsame Position zu vertreten, aber nun trank er seinen Kaffee allein.
    Wahrscheinlich war sie aufgehalten worden. Vielleicht von Kare, dachte er. Sie hatten auf dem Schiff und danach nicht mehr über ihr Privatleben gesprochen, und Johanson hatte es vermieden, sie danach zu fragen. Er hasste Aufdringlichkeit und Indiskretion, und augenblicklich schien sie alle Zeit für sich selbst zu brauchen.
    Sein Handy schellte. Es war Lund.
    »Wo zum Teufel bist du?«, rief Johanson. »Ich musste deinen Kaffee mittrinken.«
    »Tut mir Leid.«
    »So viel Kaffee bekommt mir nicht. Im Ernst, was ist los?«
    »Ich bin schon oben im Konferenzraum. Ich hatte die ganze Zeit vor, dich anzurufen, aber wir waren außerordentlich beschäftigt.«
    Ihre Stimme klang seltsam.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Johanson.
    »Klar. Magst du hochkommen? Du kennst ja mittlerweile den Weg.«
    »Ich bin gleich da.«
    Lund war also schon im Haus. Dann hatten sie wohl etwas besprochen, was nicht für Johansons Ohren bestimmt war.
    Wenn schon. Es war ihr verdammtes Bohrprojekt.
    Als er den Konferenzraum betrat, standen Lund, Skaugen und Stone vor einer großen Karte, die das Areal der geplanten Bohrung zeigte. Der Projektleiter redete unterdrückt auf Lund ein. Sie wirkte genervt. Auch Skaugen machte kein glückliches Gesicht. Er wandte den Kopf, als Johanson hereinkam, und ließ ein halbherziges Lächeln um seine Mundwinkel spielen. Hvistendahl stand im Hintergrund und telefonierte.
    »Bin ich zu früh?«, fragte Johanson vorsichtig.
    »Nein, es ist gut, dass Sie kommen.« Skaugen wies auf den schwarz polierten Tisch. »Setzen wir uns.«
    Lund hob den Blick. Erst jetzt schien sie Johanson zu bemerken. Sie ließ Stone mitten im Wort stehen, kam zu ihm herüber und küsste ihn auf die Wange.
    »Skaugen will Stone abservieren«, flüsterte sie. »Du musst uns dabei helfen, hörst du?«
    Johanson ließ sich nichts anmerken. Sie wollte, dass er Stimmung machte. War sie verrückt geworden, ihn in diese Situation zu bringen?
    Sie nahmen Platz. Hvistendahl klappte sein Handy zu. Am liebsten wäre Johanson gleich wieder gegangen, um sie mit ihren Problemen allein zu lassen. Unterkühlt sagte er: »Nun, vorweg, ich habe gezielter recherchiert als ursprünglich besprochen. Soll heißen, ich habe speziell Forscher und Institute ausgesucht, die ihrerseits Aufträge von Energieunternehmen erhalten oder von diesen konsultiert werden.«
    »War das klug?«, fragte Hvistendahl erschrocken. »Ich dachte, wir wollten möglichst unauffällig in den ... ähm, Wald hineinhorchen.«
    »Der Wald war zu groß. Ich musste ihn eingrenzen.«
    »Sie haben hoffentlich niemandem gesagt, dass wir ...«
    »Keine Bange. Ich habe einfach nur nachgefragt. Ein neugieriger Biologe der NTNU.«
    Skaugen schürzte die Lippen. »Ich schätze, Sie wurden mit Informationen nicht gerade überschüttet.«
    »Wie man's nimmt.« Johanson deutete auf die Kladde mit den Ausdrucken. »Zwischen den Zeilen schon. Wissenschaftler sind schlechte Lügner, sie hassen es, Politik zu machen. Was ich hier habe, ist einDossier der Zwischentöne. Hier und da kann man den Maulkorb förmlich sehen. Jedenfalls bin ich der unabdingbaren Überzeugung, dass unser Wurm schon anderswo aufgefallen ist.«
    »Sie sind überzeugt?«, fragte Stone. »Aber Sie wissen es nicht.«
    »Bislang hat es niemand direkt zugegeben. Aber ein paar Leute wurden plötzlich sehr neugierig.« Johanson sah Stone direkt an. »Ausnahmslos Forscher, deren Institute eng mit der Rohstoffindustrie zusammenarbeiten. Einer davon befasst sich sogar explizit mit dem Abbau von Methan.«
    »Wer?«, fragte Skaugen scharf.
    »Jemand in Tokio. Ein gewisser Ryo Matsumoto. Sein Institut, genauer gesagt. Mit ihm selber habe ich nicht gesprochen.«
    »Matsumoto? Wer soll das sein?«, fragte Hvistendahl.
    »Nippons führender Hydratforscher«, erwiderte Skaugen. »Er hat schon vor Jahren in den kanadischen Permafrostböden Probebohrungen durchgeführt, um

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