Der Schwarm
geschwiegen.«
Niemand sagte etwas. Skaugen bleckte die Zähne. »Aber wir wollen nicht so streng sein. Wie hätte es schließlich ausgesehen, wenn Neil Armstrong in der Kapsel geblieben wäre bloß wegen eines blöden Wurms? Und wie gesagt, das sind ohnehin nur Unterstellungen. So hat mir die JNOC glaubhaft versichert, dass man in der Tat ähnliche Tiere aus der japanischen See gezogen habe, aber entdeckt hat man sie sage und schreibe erst vor drei Tagen. Ist das nicht allerhand?«
»So eine Scheiße«, sagte Hvistendahl leise.
»Und was gedenkt die JNOC zu unternehmen?«, fragte Lund.
»Oh, ich schätze, sie werden ihre Regierung informieren. Sie sind ja staatlich, genau wie wir. Nachdem sie jetzt wissen, was wir alles wissen, können sie es sich kaum leisten, damit hinterm Berg zu halten. Was -pardon! – natürlich niemand will, weder hier noch da. Und ich bin sicher, würde man heute die Südamerikaner auf das nämliche Thema ansprechen, könnte es glatt geschehen, dass denen morgen auch so ein Wurm ins Netz geht. Was werden die staunen! Sie werden sofort anrufen und es uns mitteilen. – Und damit niemand auf die Idee kommt, ich würde hier nur die anderen anpinkeln: Wir sind nicht besser.«
»Na ja«, sagte Hvistendahl.
»Anderer Meinung?«
»Wie kritisch die Situation ist, wissen wir erst seit kurzem.« Hvistendahl wirkte verärgert. »Außerdem habe ich selber empfohlen, die Regierung zu verständigen.«
»Dir mache ich auch gar keinen Vorwurf«, sagte Skaugen gedehnt.
Johanson begann sich zu fühlen wie in einem Schauspiel. Skaugen inszenierte Stones Hinrichtung, so viel hatte er verstanden. Auf Lunds Gesicht breitete sich grimmige Zufriedenheit aus.
Aber war es nicht Stone gewesen, der den Wurm gefunden hatte?
»Clifford«, sagte Lund in die plötzlich entstandene Stille hinein. »Wann genau ist dir der Wurm das erste Mal begegnet?«
Stones Gesichtsfarbe wurde eine Spur fahler.
»Das weißt du doch«, sagte er. »Du warst dabei.«
»Und vorher nie?«
Stone sah sie an. »Vorher?«
»Vorher. Im letzten Jahr. Als du in Eigenregie den Kongsberg-Prototyp auf Grund gesetzt hast. In eintausend Metern Tiefe.«
»Was soll das?«, zischte Stone. Er sah zu Skaugen hinüber. »Das war kein Alleingang. Ich hatte Rückendeckung. He, Finn, verdammt nochmal, was soll mir hier eigentlich unterstellt werden?«
»Sicher hattest du Rückendeckung«, sagte Skaugen. »Du hast vorgeschlagen, eine neuartige Unterwasserfabrik zu testen, die für eine maximale Tiefe von tausend Metern konzipiert war.«
»Genau.«
»Theoretisch konzipiert war.«
»Natürlich theoretisch. Bis zum ersten Versuch ist immer alles theoretisch. Ihr habt aber praktisch grünes Licht gegeben.« Stone sah Hvistendahl an. »Du auch, Thor. Ihr habt das Ding im Becken getestet und euer Okay gegeben.«
»Das stimmt«, sagte Hvistendahl. »Das haben wir.«
»Na also.«
»Wir hatten dich beauftragt«, fuhr Skaugen fort, »das Gebiet zu untersuchen und eine Expertise zu erstellen, ob es wirklich ratsam sei, eine nicht hinreichend erprobte Anlage ...«
»Das ist eine Schweinerei!«, fuhr Stone auf. »Ihr habt die Anlage genehmigt.«
»... testweise in Betrieb zu nehmen. Ja, das Risiko haben wir verantwortet. Unter der Voraussetzung, dass alle Gutachten eindeutig dafür sprechen.«
Stone sprang auf.
»Das haben sie ja auch«, schrie er, zitternd vor Erregung.
»Setz dich wieder hin«, sagte Skaugen kühl. »Es wird dich interessieren zu hören, dass gestern Abend jeder Kontakt zum Kongsberg-Prototyp abgerissen ist.«
»Das ...« Stone erstarrte. »Ich bin nicht direkt mit der Überwachung vertraut. Ich habe die Fabrik nicht konstruiert, nur vorangetrieben. Was wirfst du mir eigentlich vor? Dass ich es noch nicht weiß?«
»Nein. Aber wir haben unter dem Druck der Ereignisse auch die damalige Installation des Kongsberg-Prototyps genauestens rekonstruiert. Und dabei stießen wir auf zwei Gutachten, die du seinerzeit ... tja, wie soll ich sagen? Vergessen hast?«
Stones Finger krallten sich um die Tischplatte. Einen Moment lang glaubte Johanson tatsächlich, den Mann stürzen zu sehen. Stone wankte. Dann fing er sich, setzte eine ausdruckslose Miene auf und ließ sich langsam zurück auf den Stuhl sinken.
»Davon weiß ich nichts.«
»Eines besagt, dass die Verteilung der Hydrate und Gasfelder indiesem Gebiet schwer zu kartographieren ist. Es heißt in dem Bericht, das Risiko, im Verlauf einer Ölbohrung auf freies Gas zu stoßen, sei
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