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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Ozeanen vor sich ging, schaffte sie es auch diesmal, ihrem Präsidenten ein genaues Bild der Lage zu vermitteln. Das umfangreiche Dossier der CIA brach sie auf wenige, entscheidende Punkte herunter. Als Folge saß Li nun im Chateau Whistler, und sie wusste sehr genau, was das bedeutete.
    Es war der letzte, große Schritt, den sie zu gehen hatte.
    Vielleicht sollte sie doch den Präsidenten anrufen. Einfach so. Er mochte es. Sie konnte ihm erzählen, dass die Wissenschaftler und Experten vollständig versammelt waren, was hieß, dass sie der informellen Einladung der Vereinigten Staaten gefolgt waren, obwohl sie zu Hause weiß Gott genug zu tun hatten. Oder dass die NOAA Ähnlichkeiten zwischen unidentifizierbaren Geräuschen festgestellt hatte. So etwas gefiel ihm, es klang nach »Sir, wir sind ein Stück weitergekommen«. Natürlich konnte sie nicht erwarten, dass er wusste, was unter Bloop und Upsweep zu verstehen war, und warum die NOAA glaubte, den Ursprung von Slowdown enträtselt zu haben. Das alles ging zu sehr ins Detail, aber es war auch nicht nötig. Ein paar Worte der Zuversicht über die abhörsichere Satellitenverbindung, der Präsident wäre glücklich, und glücklich war er nützlich.
    Sie entschied sich dafür.
     
    Neun Stockwerke unter ihr bemerkte Leon Anawak einen gut aussehenden Mann mit grau meliertem Haar und Vollbart. Er ging über den Vorplatz zum Hotel. Eine Frau begleitete ihn, klein, breitschultrig und braun gebrannt, Jeans und Lederjacke. Anawak schätzte sie auf Ende zwanzig. Kastanienfarbene Locken ringelten sich über Schulter und Rücken. Beide Ankömmlinge trugen Gepäck, das ihnen soeben von Bediensteten des Hotels abgenommen wurde. Die Frau sprach kurz mit dem Bärtigen, sah sich um und heftete ihren Blick für eine Sekunde auf Anawak. Sie strich sich die Locken aus der Stirn und verschwand in der Lobby.
    Gedankenverloren starrte Anawak auf die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Dann legte er den Kopf in den Nacken, schirmtedie Augen mit der Hand gegen das schräg einfallende Sonnenlicht ab und ließ seinen Blick die neoklassizistische Fassade des Chateaus erwandern.
    Das Luxushotel lag inmitten des Traums, den jeder irgendwann von Kanada träumte. Nahm man den Highway 99 entlang der Horseshoe Bay, gelangte man von Vancouver in die Berge und fand das riesige Hotel eingebettet in sanft ansteigende Wälder und gekrönt von mächtigen Bergen, deren Gipfel auch in den Sommermonaten weiß schimmerten. Das Blackcomb- und Whistler-Massiv galt als eines der schönsten Skigebiete der Welt. Jetzt im Mai kamen die Gäste vorwiegend, um Golf zu spielen oder zu wandern. Ringsum lagen verschwiegene Seen. Man konnte die Gegend mit dem Mountainbike erkunden oder sich mit dem Helikopter in den ewigen Schnee fliegen lassen. Das Chateau selber verfügte über einige hervorragende Restaurants und bot jede nur erdenkliche Annehmlichkeit.
    Alles hätte man an diesem Platz fernab der Welt erwartet. Nur nicht ein Dutzend Militärhubschrauber.
    Anawak war schon vor zwei Tagen eingetroffen. Er hatte bei den Vorbereitungen für Lis Präsentation geholfen, zusammen mit Ford, der seit achtundvierzig Stunden zwischen dem Vancouver Aquarium, Nanaimo und dem Chateau hin- und herflog, um Material zu sichten, Daten auszuwerten und letzte Erkenntnisse zusammenzutragen. Sein Knie schmerzte immer noch, aber er humpelte nicht mehr. Die klare Bergluft hatte auch sein Denken irgendwie geklärt, und die Mutlosigkeit nach dem Flugzeugabsturz war nervösem Tatendrang gewichen.
    Mittlerweile war so viel passiert, dass seine Festnahme durch die Militärpatrouille in unendlich weiter Ferne zu liegen schien. Dabei war er Li vor nicht einmal zwei Wochen erstmals begegnet – unter peinlichen Umständen, wie er sich eingestehen musste. Sie war amüsiert gewesen über den Dilettantismus, mit dem er seine nächtliche Aktion ausgeführt hatte, denn natürlich hatte man ihn bereits registriert, als er noch im Auto gesessen und die Docks entlanggefahren war. Sie hatten ihn einfach eine Weile beobachtet, um herauszufinden, was er eigentlich wollte. Dann hatten sie zugegriffen, und Anawak war sich vorgekommen wie der sprichwörtliche Mann, der nie wieder auftaucht.
    Aber er war wieder aufgetaucht. Nicht länger warf er seine Erkenntnisse ins Schwarze Loch, sondern saß nun selber in dessen Zentrum, ebenso wie Ford und seit neuestem Oliviera. Auch mit Roberts von Inglewood durfte er wieder konferieren, der als Erstes sein

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