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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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offenbar krumm genommen, dass er ständig in ihren Kopf gucken will ... Oh, seht mal da. Was macht der denn hier?«
    Sie wandten die Köpfe. Von der Bar konnte man in die Halle sehen. Ein Mann ging dort zu den Aufzügen. Anawak erkannte ihn. Er war vor wenigen Minuten mit der kastanienbraun gelockten Frau eingetroffen.
    »Wer soll das sein?«, fragte Ford stirnrunzelnd.
    »Geht ihr nie ins Kino?« Oliviera schüttelte den Kopf. »Das ist dieser deutsche Schauspieler. Wie heißt er gleich? Scholl ... nein, Schell. Das ist Maximilian Schell! Er sieht super aus, findet ihr nicht? In natura noch besser als auf der Leinwand.«
    »Zügel dich«, sagte Ford. »Was soll ein Schauspieler hier?«
    »Sue könnte Recht haben«, sagte Anawak. »Hat der nicht in diesem Katastrophenstreifen mitgespielt? Deep Impact! Die Erde wird von einem Meteoriten getroffen und ...«
    »Wir spielen alle in einem Katastrophenstreifen mit«, unterbrach ihn Ford. »Sag bloß, das ist dir noch nicht aufgefallen.«
    »Soll heißen, als Nächstes haben wir Bruce Willis zu erwarten?«
    Oliviera verdrehte die Augen.
    »Ist er's nun oder nicht?«
    »Sparen Sie sich die Mühe, um ein Autogramm zu bitten.« Bohrmann lächelte. »Es ist nicht Maximilian Schell.«
    »Nicht?« Oliviera wirkte enttäuscht.
    »Nein. Er heißt Sigur Johanson. Ein Norweger. Er könnte Ihnen etwas darüber erzählen, was in der Nordsee passiert ist. Er, ich und ein paar Leute in Kiel, ein paar weitere von Statoil...« Bohrmann sah dem Mann nach, und seine Miene verdüsterte sich wieder. »Aber am besten fragen Sie ihn nicht danach, bevor er nicht selber davon anfängt. Er lebte in Trondheim, und von Trondheim ist nicht mehr allzu viel übrig. Er hat sein Zuhause verloren.«
    Da war er, der reale Schrecken. Der Beweis, dass die Fernsehbilder echt waren. Schweigend trank Anawak sein Wasser.
    »Okay.« Ford sah auf die Uhr. »Genug rumgehangen. Gehen wir rüber und hören, was sie zu erzählen haben.«
     
    Das Chateau verfügte über mehrere Konferenzräume. Li hatte einen Raum mittlerer Größe ausgewählt, beinahe zu knapp bemessen für die Gruppe der Geheimdienstler, Staatsvertreter und Wissenschaftler, die der Präsentation beiwohnen würden. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass Leute, die dicht aufeinander saßen, sich entweder in die Haare bekamen oder ein starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelten. Auf keinen Fall erhielten sie Gelegenheit, Distanz zu schaffen, weder zueinander noch zum Thema.
    Entsprechend war die Sitzordnung angelegt. Die Anwesenden mischten sich bunt, unabhängig von Nationalität oder Spezialgebiet. Jeder der Plätze verfügte über einen eigenen kleinen Tisch mit Schreibblock und Laptop. Der visuelle Teil der Präsentation entstand auf einem drei mal fünf Meter messenden Bildschirm samt Boxen, der über Powerpoint angesteuert wurde. Inmitten der bieder verkuschelten Gemütlichkeit des Mobiliars nahm sich die geballte Hightech fremdartig und ernüchternd aus.
    Peak erschien und setzte sich auf einen der Stühle, die für die Vortragenden reserviert waren. Ihm folgte ein Mann in einem zerknautschten Anzug und von kugelrunder Statur. Sein Jackett wies unter den Achseln dunkle Flecken auf. Schütteres, weißblondes Haar zog sich in Strähnen über den breiten Schädel. Er keuchte vernehmlich, während er Li die Rechte entgegenstreckte. Fünf Finger standen ab wie kleine, prall gefüllte Luftballons.
    »Hallo, Suzie Wong«, sagte er.
    Li gab Vanderbilt die Hand und widerstand dem Impuls, sie gleich wieder an der Hose abzuwischen.
    »Jack. Nett, Sie zu sehen.«
    »Aber immer.« Vanderbilt grinste. »Liefern Sie denen eine schöne Show, Baby. Wenn keiner klatscht, strippen Sie. Mein Beifall ist Ihnen sicher.«
    Er fuhr sich über die schweißnasse Stirn, reckte augenzwinkernd einen Daumen und ließ sich neben Peak niedersinken. Li betrachtete ihn mit eingefrorenem Lächeln. Vanderbilt war Stellvertretender Direktor der CIA. Ein guter Mann, sehr gut sogar. Er würde der Behörde fehlen. Sie nahm sich vor, ihn hübsch langsam zu vernichten, wenn es so weit war. Noch hatte sie ein Stück Weg vor sich. Danach würde das fette Schwein quiekend auf der Straße liegen, wie brillant Jack Vanderbilt auch immer sein mochte.
    Der Raum füllte sich.
    Viele der Anwesenden kannten einander nicht, und die Einnahme der Plätze erfolgte schweigend. Li wartete geduldig, bis das Rascheln und Stühlerücken verklungen war. Sie spürte die allgemeine Anspannung. Die Stimmungslage

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