Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
nach Vancouver und erst mal nicht mehr auftauchtest – ich meine, du warst über Nacht verschwunden! Keiner wusste was über deinen Verbleib, und ein paar Leute haben sich Sorgen gemacht. Unter anderem auch, ähm ... Jack. Also, Jack rief mich an, will sagen, er wollte eigentlich dich anrufen, aber du warst nicht da, und ...«
    »Jack?«, fragte Anawak.
    »Ja.«
    »Greywolf ? Jack O'Bannon?«
    »Er sagte, ihr hättet euch unterhalten«, fuhr Delaware hastig fort, bevor er weitersprechen konnte. »Und es muss wohl ein ziemlich gutes Gespräch gewesen sein. Jedenfalls, er freute sich und wollte, glaube ich, einfach mit dir quatschen, und ...« Sie sah Anawak in die Augen. »Es war doch ein gutes Gespräch, oder?«
    »Und was, wenn nicht?«
    »Das wäre ziemlich blöde, weil..«
    »Schon okay. Es war ein gutes Gespräch. Könntest du jetzt bitte aufhören, tausend Pirouetten zu drehen, und zur Sache kommen?«
    »Wir sind zusammen«, platzte sie heraus.
    Anawak öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Ich sagte ja, manchmal ist man vollkommen platt! Er kam rüber nach Tofino – ich hatte ihm nämlich meine Nummer gegeben, du weißt ja, dass ich ihn irgendwie klasse ... also, dass ich ein gewisses Verständnis für seinen Standpunkt aufbrachte, und ...«
    Anawak spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. Er versuchte ernst zu bleiben. »Ein gewisses Verständnis. Natürlich.«
    »Er kam also. Wir tranken was bei Schooners, und hinterher gingen wir runter an den Steg. Er hat mir alles Mögliche von sich erzählt, und ich hab ihm was von mir erzählt, wie das eben so geht, du quatschst und quatschst, und plötzlich ... rumms ... Du weißt schon.«
    Anawak begann zu grinsen.
    »Und Shoemaker passt das gar nicht.«
    »Er hasstJack!«
    »Ich weiß. Das kannst du ihm nicht verdenken. Nur weil wir Greywolf plötzlich alle wieder lieb haben – du insbesondere –, ändert das nichts daran, dass er sich wie ein Arschloch aufgeführt hat. Jahrelang, wenn du's genau wissen willst. Er ist ein Arschloch.«
    »Nicht mehr als du auch«, entfuhr es ihr.
    Anawak nickte.
    Dann lachte er. Bei allem Elend, das über die Welt gekommen war, lachte er über Delawares verzwickte Geschichte, er lachte über sich selbst und seinen Groll auf Greywolf, der eigentlich nur aus Wut über eine verlorene Freundschaft bestanden hatte, er lachte über sein Leben in den letzten Jahren, über sein dumpfes, brütendes Dasein, er lachte sich selber aus, dass es fast schmerzte, und genoss es.
    Er lachte immer lauter.
    Delaware legte den Kopf schief und sah ihn verständnislos an.
    »Was gibt's denn da so blöde zu gackern?«
    »Du hast Recht«, kicherte Anawak.
    »Was heißt, du hast Recht? Bist du übergeschnappt?«
    Er spürte, dass sein Heiterkeitsausbruch drohte, ins Hysterische abzugleiten, aber er konnte nichts dagegen tun. Es schüttelte ihn vor Gelächter. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so gelacht hatte. Ob er überhaupt je so gelacht hatte.
    »Licia, du bist unbezahlbar«, japste er. »Du hast so verdammt Recht. Arschlöcher. Genau! Wir alle. Und du bist mit Greywolf zusammen. Ich pack's nicht. Oh Mann!«
    Ihre Augen verengten sich. »Du machst dich über mich lustig.«
    »Nein, überhaupt nicht«, keuchte er.
    »Doch.«
    »Ich schwör's dir, es ist nur ...« Plötzlich fiel ihm etwas ein. Etwas, von dem er sich fragte, warum er nicht schon viel früher darauf gekommen war. Sein Gelächter erstarb. »Wo ist Jack eigentlich gerade?«
    »Ich weiß nicht.« Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht zu Hause?«
    »Jack ist nie zu Hause. Ich denke, ihr seid zusammen?«
    »Mein Gott, Leon! Wir haben nicht geheiratet, wenn du das meinst. Wir haben Spaß und sind verknallt, aber ich überwache doch nicht jeden seiner Schritte.«
    »Nein«, murmelte Anawak. »Das wäre auch nichts für ihn.«
    »Wieso fragst du? Willst du ihn sprechen?«
    »Ja.« Er fasste sie bei den Schultern. »Licia, pass auf. Ich muss ein bisschen privaten Kram erledigen. Versuch ihn aufzustöbern. Vor heute Abend, wenn's geht, damit wir Shoemaker nicht das Essen verderben. Sag ihm, ich ... ich würde mich freuen, ihn zu sehen. Ja, ganz ehrlich! Ich würde mich freuen. Ich hätte regelrecht Sehnsucht nach ihm.«
    Delaware lächelte unsicher.
    »Gut. Ich werd's ihm sagen.«
    »Fein.«
    »Ihr Männer seid komisch. Echt. Du meine Güte. Ihr seid wirklich ein paar komische Affen.«
     
    Anawak ging aufs Schiff, sah die Post durch und schaute auf einen Sprung bei Schooners

Weitere Kostenlose Bücher