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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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nicht auf die Nerven. Wenn sie ihn vergattert haben, haben sie ihn vergattert.«
    Sie trug eine neue Brille mit runden, orangefarbenen Gläsern. Irgendetwas, stellte Anawak fest, hatte sie mit ihren Haaren gemacht. Sie waren weniger kraus und fielen ihr stattdessen in seidigen Wellen über die Schultern. Eigentlich, selbst mit den übergroßen Zähnen, sah sie hübsch aus. Ziemlich hübsch sogar.
    Shoemaker hob die Hände und ließ sie in einer hilflosen Geste in den Schoß sinken. »Ihr solltet mich mitnehmen. Wirklich, Leon. Ich könnte hilfreich sein. Hier sitze ich bloß rum und blase den Staub von den Reiseführern.«
    Anawak nickte. Er fühlte sich unwohl, weil er den Geheimniskrämer abgeben musste. Die Rolle lag ihm nicht. Er hatte sie jahrelang in eigener Sache gespielt, und allmählich begann ihm jede Form von Geheimnistuerei auf die Nerven zu gehen. Einen Moment lang fragte er sich, ob er nicht einfach von der Arbeit im Chateau berichten sollte. Aber er hatte Lis Blick nicht vergessen. Sie gab sich verständnisvoll und freundlich, doch er war sicher, dass es einen Höllenärger geben würde, falls die Sache rauskam.
    Wahrscheinlich hatte sie sogar Recht.
    Er ließ den Blick durch den Verkaufsraum wandern. Plötzlich spürte er, wie fremd ihm die Station binnen weniger Tage geworden war. Das hier war nicht sein Leben. Vieles hatte sich verändert seit seiner Aussöhnung mit Greywolf. Anawak ahnte, dass etwas Einschneidendes bevorstand, etwas, das sein Leben komplett umkrempeln würde. Er fühlte sich dabei wie ein Kind in einer Achterbahn, nachdem es festgestellt hat, dass die Waggons fahren und es nicht mehr aussteigen kann. Furcht, bisweilen Entsetzen, mischte sich mit einem kaum zu beschreibenden Hochgefühl und neugieriger Erwartung. Früher hatte die Station einen Wall um ihn geschlossen. Jetzt war ihm, als säße er im Freien, nackt und ungeschützt. Ein Raum schien zu fehlen in seinem Leben, eine Tür, durch die man in ein angrenzendes Zimmer gehen konnte, um sich von der Welt auszusperren. Alles drang mit ungewohnter Intensität auf ihn ein, erschien eine Spur zu laut und zu grell.
    »Du wirst weiterhin den Staub von deinen Führern blasen müssen«, sagte er. »Du weißt genau, dass dein Platz hier ist und nicht in einem Expertenrat, wo man dich platt redet, wenn du was sagen willst. Ohne dich ist Davie aufgeschmissen.«
    Shoemaker sah ihn an.
    »Kleine Motivationsveranstaltung?«, fragte er.
    »Nein. Wozu? Warum sollte ich dich motivieren? Ich bin derjenige, der die Schnauze halten muss und seinen Freunden nichts erzählen darf. Warum versuchst du nicht, mich zu motivieren?«
    Shoemaker drehte die Bierdose in seiner Hand. Dann grinste er.
    »Wie lange bleibst du?«
    »Kann ich mir aussuchen«, sagte Anawak. »Sie behandeln uns wie die Könige, wir haben rund um die Uhr Zugriff auf den Helikoptershuttle. Ich muss nur anrufen.«
    »Sie tragen dir wirklich den Arsch hinterher, was?«
    »Ja, tun sie. Dafür erwarten sie, dass ich es wert bin. Wahrscheinlich sollte ich in Nanaimo sein oder im Aquarium oder sonst wo und arbeiten, aber ich wollte euch sehen.«
    »Arbeiten kannst du auch hier. Okay, ich motiviere dich. Komm heute Abend zum Essen. Du bekommst ein Riesensteak. Ich werde es selber für dich wenden, bis es aussieht und schmeckt wie die Sünde selber.«
    »Klingt gut«, sagte Delaware. »Um wie viel Uhr?«
    Shoemaker warf ihr einen undefinierbaren Blick zu.
    » Du kannst auch gerne kommen«, sagte er.
    Delaware kniff die Augen zusammen und erwiderte nichts. Anawak fragte sich, was da los war, aber er hielt sich fürs Erste raus und versprach Shoemaker, um sieben da zu sein. Wenig später lösten sie die Runde auf. Shoemaker machte sich auf den Weg nach Ucluelet, um Davie zu treffen. Anawak ging die Hauptstraße entlang zu seinem Boot und freute sich über Delawares Begleitung. Irgendwie hatte er die Nervensäge tatsächlich vermisst.
    »Was hat Tom eigentlich vorhin gemeint«, fragte er.
    Sie stellte sich ahnungslos.
    »Wovon redest du?«
    »Die Einladung zum Steak. So wie er es sagte, klang es, als ob er dich nicht gerne in Begleitung sieht.«
    Delaware wirkte verlegen. Sie nestelte an einer Strähne ihres Haars und krauste die Nase.
    »Na ja. Es ist was passiert in den Tagen, in denen du weg warst. Ich meine, das Leben steckt voller Überraschungen, nicht wahr? Manchmal ist man selber total platt.«
    Anawak blieb stehen und sah sie an.
    »Ja, und?«
    »Also, der Tag, an dem du rüber bist

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