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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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simuliert, in dessen Folge über 600 Polizisten, Feuerwehrleute und FBI-Agenten in Schutzanzügen die New Yorker »gerettet« hatten. Die Übung war reibungslos verlaufen, und der Senat hatte großzügig neue Mittel bewilligt. Plötzlich sah sich das OEM in der Lage, 15 Millionen für ein kugel- und bombensicheres Bunkerbüro mit eigenem Luftzirkulationssystem ausgeben zu können, in dem über vierzig hoch qualifizierte Mitarbeiter auf den echten Doomsday warteten – und sie bauten es im 23. Stockwerk des World Trade Center, nicht lange vor dem 11. September 2001. Danach hatte die OEM vollkommen neu strukturiert werden müssen. Immer noch befand sie sich im Aufbau, kaum fähig, der Probleme Herr zu werden. Die Menschen erkrankten und starben schneller, als überhaupt jemand helfen konnte.
    Der Jeep kurvte um den Toten herum und näherte sich derKreuzung 14. Straße. Mehrere Autos rasten wild hupend darüber hinweg. Die Leute versuchten, aus der Stadt zu gelangen. Weit würden sie nicht kommen. Alles war abgesperrt. Bis jetzt hatte die Armee nur Brooklyn und wenige Viertel Manhattans halbwegs unter Kontrolle gebracht, aber wenigstens verließ niemand mehr den Großraum New York ohne besondere Genehmigung.
    Weiter fuhren sie entlang militärischer Absperrungen. Hunderte Soldaten bewegten sich wie außerirdische Invasoren durch die Stadt, gesichtslos hinter ihren Atemmasken, tapsig und unförmig in ihren knallgelben ABC-Anzügen. Leute der Sonderbehörde waren zu sehen. Überall wurden Körper auf Bahren und in Militärfahrzeuge und Krankenwagen verladen. Andere lagen einfach auf den Straßen herum. In der Innenstadt war größtenteils kein Durchkommen mehr, weil ineinander gefahrene und verlassene Autos die Fahrbahnen blockierten. Das beständige Dröhnen der Helikopter hallte in den Straßenschluchten wider.
    Peaks Fahrer rumpelte ein Stück über den Bürgersteig und hielt nach wenigen hundert Metern vor dem Bellevue Hospital Center am Ufer des East River, wo eine der provisorischen Einsatzzentralen untergebracht war. Peak eilte ins Innere. Das Foyer war voller Menschen. Er fing angstvolle Blicke auf und ging schneller. Manche der Leute hielten ihm Fotos ihrer Angehörigen entgegen. Rufe drangen auf ihn ein. Er passierte, flankiert von zwei Soldaten, die innere Sperre und marschierte weiter zum Rechenzentrum des Hospitals. Dort stellte man ihm eine abhörsichere Satellitenverbindung zum Chateau Whistler her. Nach einigen Minuten des Wartens hatte er Li in der Leitung. Er ließ sie nicht lange zu Wort kommen.
    »Wir brauchen ein Gegengift. Und zwar schleunigst.«
    »Nanaimo arbeitet auf Hochtouren«, erwiderte Li.
    »Das ist noch zu langsam. Wir können New York nicht halten. Ich habe mir die Pläne der Kanalisation angesehen. Vergessen Sie den Gedanken, das hier leer zu pumpen. Eher legen Sie den Potomac trocken.«
    »Kommen Sie mit der medizinischen Versorgung nach?«
    »Wie denn? Wir können niemanden medizinisch versorgen, wir wissen ja gar nicht, was helfen könnte. Man kann den Leuten allenfalls Mittel zur Stärkung des Immunsystems verabreichen und hoffen, dass der Erreger abstirbt.«
    »Hören Sie, Sal«, sagte Li. »Das bekommen wir in den Griff. Wir können mit beinahe hundertprozentiger Gewissheit sagen, dass dieToxide nicht übertragen werden. Ansteckungsgefahr geht so gut wie gar nicht von den Betroffenen aus. Wir müssen diese Viecher aus der Kanalisation ätzen, brennen, herausbeten, was auch immer.«
    »Dann fangen Sie mal an«, sagte Peak. »Es wird nichts nützen. Die Giftwolke über der Stadt ist das geringste Problem. Im Freien verteilt der Wind die Toxide und dünnt sie aus. Aber inzwischen ist in jeder Wohnung Wasser geflossen, es wurde geduscht, abgewaschen, getrunken, der Goldfisch versorgt, was weiß ich. Autos wurden gewaschen, die Feuerwehr ist zum Löschen rausgefahren. Diese Algen haben sich in der ganzen Stadt verteilt, sie verpesten die Luft in den Häusern und verteilen sich über die Klimaanlagen und Entlüftungsschächte. Selbst wenn nie wieder ein Krebs an Land geht, weiß ich nicht, wie wir die Vermehrung der Algen stoppen sollen.« Er rang nach Luft. »Mein Gott, Jude, es gibt 6000 Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten, und weniger als ein Viertel davon ist auf einen solchen Ernstfall vorbereitet! Kaum eine Klinik sieht sich in der Lage, dermaßen viele Patienten zu isolieren und schnell genug von geeigneten Ärzten behandeln zu lassen. Das Bellevue ist hoffnungslos

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