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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schlug van Maarten vor. »Von einem Ende der erleuchteten Zone bis zum anderen. Sobald wir den sichtbaren Bereich leer geräumt haben, fahren wir mit Insel und Rüssel weiter und nehmen uns die nächsten 40 Meter vor.«
    »Sehr gut! Tun Sie das.«
    Der Sauger begab sich auf Wanderschaft, während er unablässig Wurmkörper in sein Inneres riss. Wo er gewütet hatte, war das Wasser so trübe, dass man den Untergrund nicht erkennen konnte.
    »Erfolge werden wir erst sehen, wenn sich die Brühe geklärt hat«, meinte van Maarten. Er wirkte ungeheuer erleichtert. Mit einem tiefen Seufzer wich die Anspannung von Wochen, und er lehnte sich beinahe gelassen zurück. »Aber ich schätze, wir werden alle außerordentlich zufrieden sein.«
     
     
    Independence , Grönländische See
    Donnnggg!
    Trondheims Glocken an einem Sonntagvormittag. Der Kirchturm in der Kirkegata. Sonnenbeschienen reckt er sich gen Himmel, kleiner selbstbewusster Turm, wirft seinen Schatten auf das ockerfarbene Giebeldachhäuschen mit der weiß gestrichenen Vortreppe, beansprucht Gehör.
    Dingdong, heile Welt. Aufstehen.
    Kissen über den Kopf. Wer lässt sich von einer Kirche vorschreiben, wann er aufzustehen hat. Er doch nicht. Verdammte Kirche! Gestern zu viel getrunken mit Kollegen und Studenten? Kann ja nur so sein.
    Donnnggg!
     
    »Es ist acht Uhr.«
    Das Durchsagesystem.
    Es gab keine zeitentrückte Kirkegata mehr, keine selbstbewusste kleine Kirche, kein ockerfarbenes Haus. In seinem Schädel hämmerten nicht Trondheims Glocken, sondern unseliger Kopfschmerz.
    Was war los?
    Johanson schlug die Augen auf und fand sich in zerwühlten Laken auf einem fremden Bett liegen. Weitere Betten standen drum herum, alle leer. Der Raum war groß, mit Apparaturen voll gestopft, fensterlos, und wirkte antiseptisch. Ein Krankenzimmer.
    Was um Himmels willen tat er in einem Krankenzimmer?
    Sein Kopf kam hoch und fiel zurück aufs Kissen. Die Augen schlossen sich von selber wieder. Alles war besser als das Dröhnen in seinem Schädel. Und schlecht war ihm auch.
     
    »Es ist neun Uhr.«
    Johanson setzte sich auf.
    Er war nach wie vor in dem Zimmer. Inzwischen ging es ihm bedeutend besser. Die Übelkeit war verschwunden, der schraubstockartige Schmerz einem dumpfen, aber erträglichen Druck gewichen.
    Nur wie er hierher gekommen war, wusste er immer noch nicht.
    Er sah an sich hinunter. Hemd, Hose, Socken, alles von letzter Nacht. Seine Daunenjacke und sein Pullover lagen auf dem Bett nebenan, davor standen die Schuhe, akkurat nebeneinander platziert.
    Er schwang die Beine über die Bettkante.
    Sofort ging eine Tür auf, und Sid Angeli kam herein, der Leiter dermedizinischen Versorgung. Angeli war ein kleiner Italiener mit Haarkranz und scharfen Mundwinkelfalten, der den ödesten Job auf dem Schiff hatte, weil niemand krank wurde. Das schien sich seit kurzem geändert zu haben. »Wie geht es Ihnen?« Angeli legte den Kopf schief. »Alles in Ordnung?«
    »Weiß nicht.« Johanson griff in seinen Nacken und zuckte heftig zusammen.
    »Das wird noch eine Weile wehtun«, sagte Angeli. »Machen Sie sich nichts draus. Hätte schlimmer kommen können.«
    »Was ist denn überhaupt passiert?«
    »Haben Sie keine Erinnerung?«
    Johanson dachte nach, aber Nachdenken brachte nur den Schmerz zurück. »Ich glaube, ich könnte zwei Aspirin vertragen«, stöhnte er.
    »Sie wissen nicht, was vorgefallen ist?«
    »Keine Ahnung.«
    Angeli kam näher und schaute ihm prüfend ins Gesicht. »Tja. Sie wurden auf dem Hangardeck gefunden heute Nacht. Müssen ausgerutscht sein. Ein Segen, dass hier alles videoüberwacht wird, sonst lägen Sie immer noch da. Sind wahrscheinlich mit Genick und Hinterkopf auf eine Bodenverstrebung geknallt.«
    »Hangardeck?«
    »Ja. Wissen Sie nicht mehr?«
    Natürlich, er war auf dem Hangardeck gewesen. Mit Oliviera. Und danach ein weiteres Mal, allein. Er konnte sich erinnern, dass er dorthin zurückgekehrt war, aber nicht mehr, warum. Und schon gar nicht, was dann passiert war.
    »Hätte ein böses Ende nehmen können«, sagte Angeli. »Sie ... ähm ... haben da nicht zufällig was getrunken?«
    »Getrunken?«
    »Wegen der leeren Flasche. Da lag eine leere Flasche rum. Miss Oliviera meinte, Sie hätten dort gemeinsam was getrunken.« Angeli spreizte die Finger. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Dottore, das ist überhaupt nicht schlimm. Aber Flugzeugträger sind gefährliche Orte. Nass und dunkel. Man kann stürzen oder ins Meer fallen. Besser, nicht

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