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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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aus dem Bauch des Welldecks nach oben. Sie hatten das zerstörte Glasschott abgebaut. Einer der Techniker trat zur Steuerkonsole auf dem Kai. Die Pumpen begannen zu arbeiten.
    »Machen wir, dass wir wegkommen«, sagte Greywolf.
    Sie gingen das Gestade hinauf. Anawak sah zu, wie sich das Deck langsam mit Wasser füllte.
    »Die fluten wieder«, stellte er fest.
    »Ja. Es ist nun mal einfacher, die Delphine rauszulassen, wenn das Deck geflutet ist.«
    »Du willst sie rausschicken?«
    Greywolf nickte.
    »Ich helfe dir«, schlug Anawak vor. »Wenn du Lust hast.«
    »Gute Idee.« Greywolf öffnete die Kamera und fuhr mit einem winzigen Schraubenzieher ins Innere.
    »Jetzt sofort?«
    »Nein, ich muss erst das Ding hier reparieren.«
    »Willst du nicht mal Pause machen? Wir könnten was trinken gehen. Wir brauchen alle ein bisschen Ruhe zwischendurch.«
    »So viel hab ich nicht zu tun, Leon. Ich wühle im Equipment rum und sorge dafür, dass es den Tieren gut geht. Ich mache die ganze Zeit über Pause.«
    »Dann komm mit zu den Besprechungen.«
    Greywolf warf ihm einen kurzen Blick zu und arbeitete schweigend weiter. Die Unterhaltung versiegte.
    »Jack«, sagte Anawak. »Du kannst dich doch nicht permanent verkriechen.«
    »Wer redet denn von permanent?«
    »Na ja, was soll das sonst sein?«
    »Ich mache meinen Job.« Greywolf zuckte die Achseln. »Ich passe auf, was die Delphine melden, werte die Videos aus, und wenn mich einer braucht, bin ich da.«
    »Du bist nicht da. Du weißt noch nicht mal, was wir in den letzten 24 Stunden alles rausgefunden haben.«
    »Doch. Weiß ich.«
    »So?«, staunte Anawak. »Von wem denn?«
    »Sue war zwischendurch hier. Selbst Peak kam mal nachsehen, ob alles okay ist. Jeder erzählt mir was, ich muss überhaupt nicht fragen.«
    Anawak starrte vor sich hin. Plötzlich regte sich Zorn in ihm.
    »Na, dann brauchst du mich ja nicht«, sagte er trotzig.
    Greywolf gab keine Antwort.
    »Also willst du hier versauern?«
    »Du weißt, dass ich die Gesellschaft von Tieren vorziehe.«
    Auch wenn eines davon Licia getötet hat, wollte Anawak fragen, aber er schluckte es im letzten Moment herunter.
    Was sollte er bloß tun?
    »Ich habe Licia genauso verloren wie du«, sagte er schließlich.
    Greywolf hielt kurz inne. Dann fummelte er wieder mit dem Schraubenzieher in der Kamera herum.
    »Darum geht's nicht.«
    »Worum geht's dann?«
    »Was willst du hier, Leon?«
    »Was ich will?« Anawak überlegte. Sein Zorn wuchs. Das war nicht fair. Bei allem, was Greywolf durchlitt, war es einfach nicht fair. »Ich weiß nicht, Jack. Offen gestanden frage ich mich das auch.«
    Er wandte sich ab, um zu gehen.
    Als er schon fast wieder im Tunnel war, hörte er Greywolf leise sagen:
    »Warte, Leon.«
     
     
    Erinnerung
    Johanson dämmerte weg.
    Er war todmüde. Die letzte Nacht steckte ihm in den Knochen. Er saß vor der Konsole mit den Bildschirmen, während Oliviera im Sterillabor weitere Mengen konzentrierten Yrr-Pheromons herstellte. Sie hatten beschlossen, einiges davon in den Simulator zu geben. Von der Masse war wenig zu sehen, nur dass die Vielzahl der Einzeller das Wasser trübte. Offenbar hatte sie sich vorübergehend aufgelöst und dasLeuchten eingestellt. Wenn sie Pheromonextrakt hinzufügten, konnten sie womöglich eine Verschmelzung herbeiführen und das Gebilde weiteren Tests unterziehen.
    Vielleicht, dachte Johanson, sollten sie Crowes Nachrichten in den Tank schicken, um zu sehen, ob das Kollektiv antwortete.
    Er hatte leichtes Kopfweh und wusste auch den Grund dafür. Weder rührte es von Überarbeitung noch von zu wenig Schlaf. Es waren verklemmte Gedanken, die schmerzten.
    Festsitzende Erinnerungen.
    Seit der letzten großen Besprechung wurde es stetig schlimmer. Eine Äußerung Lis hatte seinen inneren Diaschlitten wieder in Gang gesetzt. Wenige Worte nur, aber sie füllten sein ganzes Denken aus und hinderten ihn, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Überaus anstrengend war dieses Nachdenken, und schließlich kippte Johansons Kopf langsam nach hinten. Er fiel in einen leichten Schlaf. An der Oberfläche des Bewusstseins trieb er dahin, gefangen in der Endlosschleife, zu der sich Lis Worte verbanden.
    Nichts überstürzen. Nichts überstürzen. Nichts ...
    Von irgendwoher drangen Geräusche an sein Ohr. War Oliviera schon fertig mit der Synthetisierung des Pheromons? Kurz tauchte er auf aus seinem nervösen Schlummer, blinzelte in die Laborbeleuchtung und schloss wieder die Augen.
    Nichts

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