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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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draußen.
    »Sigur! Dr. Johanson!«
    Schritte hinter ihm. Rubin an seiner Seite. Finger zerren nervös an seinem Ärmel.
    »Warten Sie doch.«
    »Was – macht – ihr – da?«
    »Es ist nicht so, wie Sie denken, ich ...«
    »Woher wollen Sie denn wissen, was ich denke, Mick?«
    »Es ist eine Sicherheitsmaßnahme.«
    »Was?«
    »Eine Sicherheitsmaßnahme! Das Labor ist eine Sicherheitsmaßnahme!«
    Johanson reißt sich los.
    »Ich glaube, ich sollte mal mit Li darüber reden.«
    »Nein, das ...«
    »Oder besser mit Oliviera. Quatsch, vielleicht sollte ich einfach mit allen darüber reden, was meinen Sie, Mick? Verarscht ihr uns hier?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Dann erklären Sie mir endlich, was das soll.«
    In Rubins Augen tritt nackte Panik.
    »Sigur, das wäre keine sehr gute Idee. Sie dürfen jetzt nichts überstürzen. Hören Sie? Nichts überstürzen!«
    Johanson sieht ihn an. Er stößt ein unwilliges Schnauben aus und lässt Rubin stehen. Hört, wie ihm der andere nachkommt, spürt Rubins Angst in seinem Nacken.
    Nichts überstürzen.
    Weißes Licht.
    Es explodiert vor seinen Augen, und ein dumpfer Schmerz breitet sich in seinem Schädel aus. Die Wände, der Gang, alles verschwimmt. Der Fußboden kommt ihm entgegen ...
     
    Johanson starrte an die Decke des Laboratoriums.
    Alles war wieder präsent.
    Er sprang auf. Oliviera arbeitete noch immer im Sterillabor. Schwer atmend blickte er auf den Simulator, das Kontrollpult, die Arbeitstische.
    Sah wieder zur Decke.
    Da oben existierte ein zweites Labor. Direkt über ihnen. Und keiner durfte es wissen. Rubin musste ihn niedergeschlagen haben, und dann hatten sie ihm irgendwas verabreicht, um seine Erinnerung zu tilgen.
    Wozu?
    Was um alles in der Welt wurde hier gespielt?
    Johanson ballte die Fäuste. Ohnmächtige Wut kochte in ihm hoch. Mit wenigen Schritten war er draußen und rannte die Rampe hinauf.
     
     
    Welldeck
    »Was soll ich oben bei euch?«, sagte Greywolf. »Ich kann euch nicht helfen.«
    Anawaks Zorn verflog. Er drehte sich um und kam langsam wieder zurück, während sich das Becken mit Wasser füllte.
    »Das stimmt nicht, Jack.«
    »Doch, tut es.« Es klang nüchtern, beinahe unbeteiligt, wie er es sagte. »Bei der Navy haben sie Delphine gequält, und ich konnte nichts dagegen tun. Ich habe mich für Wale stark gemacht, aber die Wale sindOpfer einer anderen Macht geworden. Irgendwann habe ich beschlossen, in Tieren die besseren Menschen zu sehen, was dumm ist, aber immerhin ein Weg, sich zu arrangieren, und jetzt habe ich Licia an ein Tier verloren. Ich helfe niemandem.«
    »Hör auf, dir Leid zu tun, verdammt.«
    »Das sind Fakten!«
    Anawak setzte sich wieder neben ihn.
    »Dass du die Navy verlassen hast, war richtig und konsequent«, sagte er. »Du warst der beste Ausbilder, den sie im Delphinprogramm jemals hatten, und es war deine Entscheidung, die Zusammenarbeit zu beenden, nicht ihre. Du hattest die Fäden in der Hand.«
    »Ja, aber hat sich was geändert, nachdem ich gegangen bin?«
    »Für dich hat sich was geändert. Du hast Rückgrat bewiesen.«
    »Und was habe ich damit erreicht?«
    Anawak schwieg.
    »Weißt du«, sagte Greywolf. »Das Schlimmste ist dieses Gefühl, nirgendwo hinzugehören. Du liebst einen Menschen, und du verlierst ihn. Du liebst Tiere, und sie sind es, die ihn töten. Ganz allmählich beginne ich diese Orcas zu hassen. Ist dir klar, was ich sage? Ich fange an, Wale zu hassen!«
    »Wir haben alle dieses Problem, und wir ...«
    »Nein! Ich habe gesehen, wie Licia im Maul eines Orcas gestorben ist, und ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Das ist mein Problem! Wenn ich hier und jetzt tot umfalle, ist das für den Fortbestand oder Untergang der Welt ohne jede Bedeutung. Wen interessiert's? Ich habe nichts erreicht, weswegen man sagen wird, dass meine Anwesenheit auf diesem Planeten eine gute Idee war.«
    »Mich interessiert es«, sagte Anawak.
    Greywolf sah ihn an. Anawak erwartete einen zynischen Kommentar, aber nichts folgte außer einem leisen Geräusch, einem Glucksen in Greywolfs Kehle wie von einem stecken gebliebenen Seufzer.
    »Und bevor du es vergisst«, sagte Anawak, »Licia hat es auch interessiert.«
     
     
    Johanson
    Seine Wut reichte aus, Rubin zu packen, aufs Flugdeck zu schleppen und über Bord zu werfen. Vielleicht hätte er sich dazu hinreißen lassen, wäre ihm der Biologe über den Weg gelaufen. Aber Rubin warnirgendwo zu sehen. Stattdessen traf er Weaver, die auf dem Weg nach unten

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