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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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beherrschen, womöglich länger. Dass sie über ein Rassengedächtnis verfügen, sich am Magnetfeld orientieren und überall vertreten sind, wo Wasser ist. Sie sagen, ihr seid hier und jetzt. Wir sind immer und überall. Das sind die Fakten. Das sagt uns die Botschaft, und ich finde, sie sagt verdammt viel.«
    Vanderbilt kratzte seinen Bauch. »Und was antworten wir ihnen? Dass sie sich ihre Vorherrschaft in den Arsch schieben sollen?«
    »Sie haben keinen, Jack.«
    »Also was?«
    »Nun, ich denke, ihrer Logik, uns vernichten zu wollen, können wir nicht mit unserer Logik begegnen, überleben zu wollen. Unsere einzige Chance liegt darin, ihnen zu signalisieren, dass wir ihre Vorherrschaft anerkennen ...«
    »Die Vorherrschaft von Einzellern?«
    »Und sie davon zu überzeugen, dass wir nicht mehr gefährlich für sie sind.«
    »Aber das sind wir«, sagte Weaver.
    »Stimmt«, sagte Johanson. »Gerede nützt nichts. Wir müssen ihnen ein Zeichen geben, dass wir uns aus ihrer Welt zurückziehen. Wir müssen aufhören, das Meer mit Gift und Lärm zu verschmutzen, und zwar schnell. So schnell, dass sie vielleicht auf den Gedanken kommen, auch mit uns leben zu können.«
    »Das müssen Sie entscheiden, Jude«, sagte Crowe. »Wir können es nur empfehlen. Sie müssen es weiterempfehlen. Oder anordnen.«
    Plötzlich sahen alle auf Li.
    Li nickte.
    »Ich bin sehr dafür, diesen Weg zu gehen«, sagte sie. »Aber wir dürfen nichts überstürzen. Wenn wir uns aus den Meeren zurückziehen, müssen wir ihnen eine Botschaft schicken, die das sehr genau und überzeugend formuliert.« Sie sah in die Runde. »Ich will, dass alle daran mitarbeiten. Und zwar, ohne in Hast und Panik zu verfallen. Wir dürfen nichts überstürzen. Auf ein paar Tage kommt es jetzt nicht an,sondern darauf, dass der Wortlaut stimmt. Diese Rasse ist uns in allem so fremd, wie ich es niemals vermutet hätte. Aber wenn es nur die geringste Chance gibt, mit ihr zu einer friedlichen Einigung zu gelangen, sollten wir sie nutzen. – Also geben Sie Ihr Bestes.«
    »Jude«, lächelte Crowe. »Sie sehen mich entzückt vom amerikanischen Militär.«
     
    Als Li mit Peak und Vanderbilt den Raum verließ, sagte sie leise:
    »Hat Rubin genug von dem Zeug herstellen können?«
    »Hat er«, sagte Vanderbilt.
    »Gut. Ich will, dass er das Deepflight betankt. Welches, ist mir egal. In zwei bis drei Stunden sollten wir darangehen, die Sache hinter uns zu bringen.«
    »Warum plötzlich so schnell?«, fragte Peak.
    »Johanson. Er hat so einen Ausdruck in den Augen, als ob er kurz vor einer Eingebung steht. Ich habe keine Lust auf Diskussionen, das ist alles. Morgen kann er meinetwegen so viel Krach schlagen, wie er will.«
    »Sind wir wirklich schon so weit?«
    Li sah ihn an.
    »Ich habe dem Präsidenten der Vereinigten Staaten versprochen, dass wir so weit sind, Sal. Und dann sind wir es auch.«
    »Hey.«
     
     
    Welldeck
    Anawak trat zum Delphinarium. Greywolf sah kurz auf und widmete sich wieder der kleinen Videokamera, die er auseinander geschraubt hatte. Als Anawak näher kam, steckten zwei der Tiere ihre Köpfe aus dem Wasser und begrüßten ihn mit Schnattern und Pfeifen. Sie kamen herangeschwommen, um sich Streicheleinheiten abzuholen.
    »Stör ich dich?«, fragte Anawak, während er über die Umrandung langte und die Tiere tätschelte.
    »Nein. Du störst nicht.«
    Anawak lehnte sich neben ihn. Es war nicht das erste Mal, dass er hierher kam seit dem Angriff. Jedes Mal hatte er versucht, Greywolf in ein Gespräch zu verwickeln, und jedes Mal vergeblich. Der Halbindianer schien völlig in sich gekehrt. Er nahm nicht mehr an den Sitzungen teil, sondern versah die Videos der Delphine mit kurzen, schriftlichenKommentaren. Viel ließ sich darauf ohnehin nicht erkennen. Die Aufnahmen der näher rückenden Gallerte enttäuschten. Blaues Licht, das sich in der Tiefe verlor. Schemenhaft einige Orcas. Danach hatten es die Delphine mit der Angst bekommen und sich unter den Rumpf des Schiffes gedrängt, und man sah nur noch Stahlplatten. Greywolf hatte dafür plädiert, die verbliebenen Tiere weiterhin als biologisches Frühwarnsystem patrouillieren zu lassen. Anawak zweifelte zunehmend am Nutzen der Staffeln, aber er sagte nichts dergleichen. Insgeheim hegte er den Verdacht, dass Greywolf einfach nur weitermachen wollte wie bisher, um nicht ins Loch der Untätigkeit zu fallen.
    Sie standen eine Weile schweigend beisammen. Weiter hinten stieg eine Gruppe Soldaten und Techniker

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