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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Kieker, was?«
    »Sie mich auch. Ich glaube, jeder von uns hat ziemlich schnell kapiert, dass er den anderen nicht für dumm verkaufen kann. Ich hatte immer schon dieses Gefühl in ihrer Gegenwart, nur dass ich mir lächerlich dabei vorkam. Mir fiel kein triftiger Grund ein, ihr zu misstrauen.«
    Sie standen eine Weile schweigend beisammen.
    »Und jetzt?«, fragte Weaver.
    »Jetzt hatte ich Zeit, mir einen kühlen Kopf zu verschaffen«, sagte Johanson und schlang die Arme um seinen Körper. »Jude wird uns hier stehen sehen. Ich schätze, mich hat sie ganz besonders im Visier. Sie kann nicht sicher sein, was wir bereden, aber natürlich geht sie davon aus, dass ich früher oder später meine Erinnerung zurückgewinne. Sie steht unter Zeitdruck. Heute Morgen hat sie uns alle erst mal zurückgepfiffen. Wenn sie eigene Pläne verfolgt, muss sie jetzt handeln.«
    »Das heißt, wir müssen ziemlich schnell dahinter kommen, was die vorhaben.« Weaver überlegte. »Warum trommeln wir nicht die anderen zusammen.«
    »Zu riskant. Das würde sofort auffallen. Ich bin sicher, alle Räume des Schiffes werden abgehört. Nachher machen sie die Tür zu und schmeißen den Schlüssel weg. – Ich will Jude in die Enge treiben, wenn es irgendwie geht. Ich will wissen, was hier läuft, und dafür brauche ich dich.«
    Weaver nickte. »Okay. Was soll ich tun?«
    »Rubin finden und ihn ausquetschen, während ich mir Jude vorknöpfe.«
    »Hast du eine Ahnung, wo ich ihn finde?«
    »Vielleicht in diesem ominösen Labor. Ich weiß jetzt, wo es ist, aber ich habe absolut keine Ahnung, wie man da reinkommt. Vielleicht treibt er sich aber auch irgendwo im Schiff herum.« Johanson seufzte. »Mir ist schon klar, das klingt alles wie aus einem schlechten Film. Vielleicht bin ich es, der spinnt. Vielleicht leide ich unter Paranoia, aber dann kann ich immer noch zu Kreuze kriechen. Jetzt will ich wissen, was hier los ist!«
    »Du leidest nicht unter Paranoia.«
    Johanson sah sie an und lächelte dankbar.
    »Gehen wir zurück.«
    Auf dem Weg zur Insel und im Innern fachsimpelten sie wieder über verschlüsselte Botschaften und friedliche Kontaktaufnahme.
    »Ich gehe dann mal runter zu Leon«, sagte Weaver. »Mal sehen, was er von deinem Vorschlag hält. Vielleicht können wir das heute Nachmittag gemeinsam einprogrammieren und durchspielen.«
    »Gute Idee«, sagte Johanson. »Bis später.«
    Er sah zu, wie Weaver die Rampe hinunterging. Dann stieg er über einen der Niedergänge hinunter auf LEVEL 02 und warf einen Blick ins CIC, wo Crowe und Shankar vor ihren Computern hockten.
    »Und was macht ihr so?«, fragte er im Plauderton.
    »Nachdenken«, erwiderte Crowe aus ihrer obligatorischen Rauchwolke heraus. »Kommt ihr mit dem Pheromon voran?«
    »Sue ist gerade dabei, eine weitere Ladung zu synthetisieren. Zwei Dutzend Ampullen dürften es mittlerweile sein.«
    »Da seid ihr weiter als wir. Uns kommen allmählich Zweifel, ob Mathematik der einzig selig machende Weg ist«, sagte Shankar. Sein dunkles Gesicht verzog sich zu einem säuerlichen Grinsen. »Ich glaube, die können ohnehin besser rechnen als wir.«
    »Was wäre die Alternative?«
    »Emotion.« Crowe blies Rauch aus ihren Nüstern. »Witzig, was? Gerade den Yrr mit Gefühlen kommen zu wollen. Aber wenn ihre Gefühle biochemischer Natur sind ...«
    »So wie unsere«, bemerkte Shankar.
    »... könnte uns der Duft vielleicht weiterhelfen. Ja, danke, Murray. Ich weiß, auch Liebe ist Chemie.«
    »Hast du eigentlich jemanden, dem du chemisch zugetan bist, Sigur?«, witzelte Shankar.
    »Nein, im Augenblick wechselwirke ich mit mir selber.« Er sah sich um. »Sag mal, habt ihr Jude irgendwo gesehen?«
    »Sie war vorhin im LFOC«, sagte Crowe.
    »Danke.«
    »Ach ja, und Mick wollte zu dir.«
    »Mick?«
    »Sie haben zusammen dagesessen und gequatscht. Mick wollte ins Labor, vor wenigen Minuten.«
    Das war gut. Dann würde Weaver ihn aufstöbern.
    »Prima«, sagte er. »Mick kann uns bei der Synthetisierung helfen. Sofern ihn nicht wieder die Migräne packt. Armer Kerl.«
    »Er sollte sich das Rauchen angewöhnen«, meinte Crowe. »Rauchen ist gut gegen Kopfschmerzen.«
    Johanson grinste und ging ins LFOC. Ein Großteil der elektronischen Datenerfassung war auf die dortigen Systeme umgelegt worden, damit Crowe und Shankar im CIC ungestört arbeiten konnten. Aus den Lautsprechern drang schwaches Rauschen und gelegentliches Pfeifen und Klicken. Der Schatten eines Delphins zog über einen der

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