Der Schwarm
benutzbar«, sagte er.
»Ich glaube Ihnen kein Wort.«
»Dann müssen Sie's wohl drauf ankommen lassen.«
Li nickte. »Das tue ich.«
Sie riss den Arm mit der Pistole hoch und schoss. Johanson versuchte auszuweichen. Er fühlte, wie die Kugel sein Brustbein durchschlug und ihn eine Welle aus Kälte und Schmerz überflutete.
Das Miststück hatte abgedrückt.
Sie hatte ihn erschossen.
Seine Finger lösten sich einer nach dem anderen vom Seilzug. Er wankte, versuchte etwas zu sagen, drehte sich und kippte bäuchlings in die Pilotenröhre.
Außenlift
Im Moment, als er Crowe springen sah, bezweifelte Anawak plötzlich, ob es gut gehen würde. Sie zappelte in der Luft und sprang viel zu weit links. Er hechtete zur Seite und rückwärts, breitete die Arme ausund hoffte, dass sie der Aufprall nicht beide ins Meer schleudern würde.
Für jemanden, der so zierlich war, traf sie ihn mit der Wucht eines heransausenden Omnibusses.
Anawak fiel auf den Rücken. Crowe lag auf ihm. Gemeinsam schlitterten sie die Schräge hinab. Er hörte sie schreien und sein eigenes Schreien dazu, versuchte mit aller Kraft, die Absätze gegen den Boden zu stemmen, während sein Hinterkopf über den Asphalt rumpelte. Es war das zweite Mal, dass er an diesem Tag unerfreuliche Bekanntschaft mit dem Außenlift machte, und er hoffte inständig, dass es das letzte Mal sein möge – so oder so.
Knapp vor der Kante kamen sie zum Stillstand.
Crowe starrte ihn an.
»Geht's dir gut?«, fragte sie heiser.
»Mir ging's nie besser.«
Sie rollte sich von ihm herunter, versuchte aufzustehen, verzog das Gesicht und fiel zurück.
»Geht nicht«, sagte sie.
Anawak sprang auf. »Was ist los?«
»Mein Fuß. Der rechte Fuß.«
Er kniete neben ihr nieder und betastete das Fußgelenk.
Crowe stöhnte auf. »Ich glaube, er ist gebrochen.«
Anawak hielt inne. Täuschte er sich, oder hatte sich das Schiff soeben wieder ein Stück vorgeneigt?
Die Plattform quietschte in ihren Laufschienen.
»Leg deinen Arm um meinen Nacken.«
Er half Crowe, sich aufzurichten. Wenigstens konnte sie auf einem Bein neben ihm herhüpfen. Umständlich gelangten sie ins Innere des Hangars. Man sah kaum die Hand vor Augen. Dafür war es noch abschüssiger geworden.
Wie sollen wir bloß über die Rampe kommen, dachte Anawak. Sie muss sich in den reinsten Steilhang verwandelt haben.
Plötzlich fühlte er Wut in sich aufsteigen.
Das hier war die Grönländische See. Der Hohe Norden. Er kam aus dem Hohen Norden. Ein Inuk. Hundert Prozent ein Inuk! Er war in der Arktis geboren worden und gehörte hierher. Aber er würde ganz gewiss nicht hier sterben, und Crowe auch nicht.
»Los«, sagte er. »Weiter.«
Deepflight 3
Li lief zum Kontrollpult. Viel zu viel Zeit verloren, dachte sie. Ich hätte mich nicht mit Johanson auf diesen unsinnigen Disput einlassen dürfen.
Sie ließ das Deepflight ein Stück hoch fahren und über den Pier schwenken, bis es dicht über ihr hing. Sofort sah sie die beiden freien Schächte. Die Panzerbrecher steckten in ihren Halterungen, die zwei kleineren Torpedos waren entfernt worden, um Platz für die giftgefüllten Röhren zu schaffen. Ausgezeichnet! Damit verfügte das Deepflight immer noch über eine stattliche Bewaffnung.
Schnell schob sie die Röhren in die Schächte und arretierte sie. Das System war perfekt durchgeplant. Sobald sie abgeschossen wurden, etwa in die blaue Wolke, sorgte eine kleine Sprengkapsel dafür, dass der Giftstoff unter Hochdruck herausgespritzt wurde. Die Verteilung übernahm das Wasser, den Rest besorgten – unfreiwillig – die Yrr selber. Das war das Beste an dem Plan: Rubins Programmierter Zelltod. Einmal infiziert, würde das Kollektiv sich in einer wunderbaren Kettenreaktion selbst vernichten.
Rubin hatte gut gearbeitet.
Sie überprüfte ein letztes Mal die Arretierung, manövrierte das Deepflight zurück über die Schleuse und senkte es ab, bis es auf der Wasseroberfläche dümpelte. Keine Zeit mehr, Neoprenkleidung anzulegen. Sie musste eben aufpassen. Über die Steigleiter hastete sie nach unten, lief zum Boot und kletterte hinauf. Das Deepflight schaukelte. Ihr Blick fiel in die offene Pilotenröhre, und sie sah Johanson darin liegen, bewegungslos, mit dem Gesicht nach unten.
Dieser renitente Idiot. Warum hatte er nicht zur Seite kippen und in die Schleuse fallen können? Jetzt musste sie zu allem Überfluss seine Leiche loswerden.
Plötzlich fühlte sie ein gewisses Bedauern. Auf eine
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