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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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suchten sie schon Halluzinationen heim! Hatte da jemand ihren Namen gerufen? Unmöglich.
    »Sam Crowe!«
    Nein, sie halluzinierte nicht. Jemand rief ihren Namen.
    »Hier!«, schrie sie. »Ich bin hier!«
    Mit aufgerissenen Augen sah sie sich um. Wo war die Stimme hergekommen? Sie sah niemanden auf dem Flugdeck.
    Dann begriff sie.
    Vorsichtig, um nicht herunterzufallen, beugte sie sich über die Kante. Die Luft hing voller Ruß, aber dennoch sah sie deutlich die schräg stehende Plattform des Außenlifts unter sich.
    »Sam?«
    »Hier! Hier oben!«
    Sie schrie sich die Seele aus dem Leib. Plötzlich kam jemand auf die Plattform hinausgelaufen und legte den Kopf in den Nacken.
    Es war Anawak.
    »Leon!«, rief sie. »Ich bin hier!«
    »Mein Gott, Sam.« Er starrte zu ihr hinauf. »Warte. Bleib da, ich komme dich holen.«
    »Wie denn, Junge?«
    »Ich komme rauf.«
    »Es gibt kein Raufkommen mehr«, rief Crowe. »Hier brennt alles lichterloh. Die Insel, das Flugdeck. Wir haben hier ein flammendes Inferno, dass die Hollywood-Version ein müder Scheiß dagegen ist.«
    Anawak lief aufgeregt hin und her.
    »Wo ist Murray?«
    »Tot.«
    »Wir müssen weg, Sam.«
    »Danke, dass du mich drauf aufmerksam machst.«
    »Bist du sportlich?«
    »Was?«
    »Kannst du springen?«
    Crowe starrte hinab. Sportlich! Du liebe Güte. Das war sie mal gewesen. Irgendwann in einem Leben, bevor die Zigaretten erfunden wurden. Und das da waren mindestens acht Meter, vielleicht zehn. Zu allem Überfluss hatte die Neigung aus der Plattform eine Rutschbahn gemacht.
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich auch nicht. Hast du eine bessere Idee, die innerhalb der nächsten zehn Sekunden funktionieren könnte?«
    »Nein.«
    »Ich kann uns mit dem Tauchboot rausbringen.« Anawak breitete die Arme aus. »Spring endlich! Ich fange dich auf.«
    »Vergiss es, Leon. Am besten gehst du zur Seite.«
    »Halt keine Volksreden. Spring!«
    Crowe warf einen letzten Blick über ihre Schulter. Die Flammen rückten näher. Sie griffen nach ihr, züngelten hungrig heran.
    Kurz schloss sie die Augen und öffnete sie wieder.
    »Ich komme, Leon!«
     
     
    Welldeck
    Wo zum Teufel blieb Anawak?
    Johanson hockte auf dem sacht hin und her schaukelnden Tauchboot und sah hinab. Im dunklen Wasser der Schleuse war bis jetzt nichts aufgetaucht, was auf die unmittelbare Anwesenheit von Yrr schließen ließ. Wozu auch? Warum hätten sie noch angreifen sollen? Sie mussten nur abwarten, bis das Schiff gesunken war. Am Ende hatten die Yrr sogar die Independence kleingekriegt.
    Die fünf Minuten waren um.
    Im Grunde konnte er sich davonmachen. Es blieb immer noch ein Tauchboot zurück, um Anawak und Crowe herauszubringen.
    Und Shankar?
    Dann wären sie zu viert. Er konnte nicht weg. Wenn Anawak mit Crowe und Shankar kam, würden sie beide Boote brauchen.
    Leise begann er Mahlers Erste Symphonie zu summen.
    »Sigur!«
    Johanson fuhr herum. Stechender Schmerz peitschte durch seinen Oberkörper und schnürte ihm die Luft ab. Direkt hinter dem Boot stand Li auf dem Pier und hielt eine Pistole auf ihn gerichtet. Neben ihr lagen zwei schlanke Röhren.
    »Kommen Sie da runter, Sigur. Zwingen Sie mich nicht, Sie zu erschießen.«
    Johanson packte den Seilzug, an dem das Deepflight aufgehängt war.
    »Wieso zwingen? Ich dachte, Sie haben Spaß an so was.«
    »Runter da.«
    »Wollen Sie mir drohen, Jude?« Er lachte trocken, während seine Gedanken rasten. Er musste sie irgendwie hinhalten. Improvisieren. Bluffen, so gut es eben ging, bis Anawak kam. »Ich würde an Ihrer Stelle nicht abdrücken, sonst hat sich Ihre kleine Tauchfahrt erledigt.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das werden Sie dann schon sehen.«
    »Reden Sie.«
    »Reden ist langweilig. Kommen Sie, General Commander Li. Nicht so zimperlich. Erschießen Sie mich und finden Sie's raus.«
    Li zögerte.
    »Was haben Sie mit dem Boot angestellt, Sie verdammter Idiot?«
    »Wissen Sie was? Ich sag's Ihnen.« Johanson zog sich unter Mühen hoch. »Ich helfe Ihnen sogar, es wieder in Ordnung zu bringen, aber vorher werden Sie mir was erklären.«
    »Dafür ist keine Zeit.«
    »Tja. Wie dumm.«
    Li funkelte ihn wutentbrannt an. Sie ließ die Waffe sinken.
    »Fragen Sie.«
    »Sie kennen die Frage schon. – Warum?«
    »Das fragen Sie ernsthaft?« Li schnaubte. »Strengen Sie doch mal Ihr hoch entwickeltes Hirn an. Was glauben Sie denn, wo die Welt ohne die Vereinigten Staaten von Amerika stünde? Wir sind der einzige verbliebene Stabilitätsfaktor. Es gibt

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