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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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war, acht oder so, bin ich immer unheimlich gern im Short-Hills-Einkaufszentrum rumgeturnt. Das war für mich was ungeheuer Kribbeliges — die sexuelle Erregung einer Achtjährigen. Ich rannte von einem Geschäft zum anderen und schnorrte Bonbons und Plätzchen von meinen Stammopfern. Gewöhnlich verlor ich meine Mutter nach spätestens fünf Minuten. Aber das kümmerte mich nie. Auf der zweiten Etage standen immer zwei Cops, direkt vor Sbarro’s. Ich schwarwenzelte immer an ihnen vorbei in der unbekümmerten Art von kleinen Kindern reicher Eltern, flirtete mit ihnen (ja, flirtete — so wie Achtjährige halt flirten) und wartete darauf, daß Mama mich fand. Wahrscheinlich genoß sie es, eine Weile allein zu sein. Es muß die Qualität ihres Einkaufsbummels erheblich gesteigert haben. Sobald sie mich dann aufgespürt hatte, sagte sie zu den jungen Polizisten: »Vielen Dank auch, daß Sie auf meine kleine Wanda aufgepaßt haben.« Dann sagten sie: »Gern geschehen Lady«, und ich wand mich vor Wonne. Ich hatte das Gefühl, daß da so eine Art Übereinkommen zwischen mir und den Männern in Blau bestand. Sie waren scharf auf mich, und ich machte sie gnadenlos an. Das war das Spiel. Meine Mutter dachte wahrscheinlich, wenn ich erwachsen wäre, würde ich irgendwelche verqueren sexuellen Zwangsvorstellungen bei Männern in Uniform entwickeln, und wahrscheinlich hab’ ich die auch. Ich hasse sie.
    Dick sagte: »Okay, Tom. Du bist der böse Bulle. Ich muß mal pinkeln gehen.« Sprach’s und latschte hinaus zum Klo.
    Diese beiden sind zwei besonders ekelhafte Exemplare. Sie haben ihren Ruf weg unter den Privatschnüfflern in New York. Dick und Bucky haben zwei Hobbys: Privatdetektive piesacken und sich gegenseitig piesacken. Die klassische sadomasochistische Beziehung. Ich habe bisher zweimal mit ihnen zu tun gehabt. Und beide Male habe ich nachgegeben — was bedeutet, ich habe ihnen die Informationen gegeben, die sie haben wollten. Ich vermutete, sie wollten Informationen über Johann. Ich hatte eine telefonbuchdicke Akte über ihn, angefüllt mit Unmengen von pikanten Einzelheiten. Diesmal war ich entschlossen, standhaft zu bleiben. Sie würden die Akte niemals in die Finger kriegen.
    Alex sagte: »Nachdem wir nun die üblichen Artigkeiten soweit ausgetauscht haben, schlage ich vor, wir kommen zum Kern. Wanda hat nichts mit Belles Tod zu tun.«
    Bucky sagte zu Alex: »Und du hast nichts mit dieser Untersuchung zu tun.« Bucky wandte sich an mich und sagte: »Du hast keine guten Karten, Mallory. Wir haben Zeugen, die deine Auseinandersetzung mit Belle bestätigen. Und wir wissen aus zuverlässiger Quelle, daß Belle deine Haupteinnahmequelle war. Vielleicht bist du zu ihr gegangen und hast sie bedrängt, dich wieder anzuheuern. Vielleicht hat sie abgelehnt, Vielleicht bist du ausgerastet. Vielleicht hast du sie erwürgt.« Bucky hielt inne. Seine Schielaugen durchbohrten mich. Ich blickte herausfordernd zurück. Melodrama ist wie eine Krankheit in dieser Stadt.
    Ich sagte: »Das ist der größte Quatsch, den ich heute gehört habe. Keiner verdächtigt mich. Das kann man mir nicht andrehen.«
    Er sagte: »Okay, Mallory. Vielleicht können wir dich nicht festnehmen. Aber wir können dir sagen, daß du die Stadt nicht verlassen darfst. Und wir können dich, wann immer wir Lust haben, zum Verhör aufs Revier holen und Gertie sagen, sie soll dich ausziehen und jeden Zollbreit deines Körpers mit ihren kalten Gummihandschuhen abtasten. Vielleicht holen wir dich auch, wenn Gertie Mittag macht. Dann müssen Dick und ich die Leibesvisitation selber machen.« Ich gähnte und pickte an meinen Fingernägeln rum. Bucky hat es einfach nicht drauf, den miesen Bullen zu spielen. Wenn er spricht, stehen seine Pferdezähne fast so weit vor wie seine Nase, wenn nicht weiter. Von meinem Stuhl aus konnte ich alle seine Plomben sehen. Ich drückte meine Zigarette aus.
    Alex sagte: »Entschuldigung, aber schämen Sie sich nicht, so mit einer Dame zu reden?« Bucky sagte: »Wenn ich eine Dame vor mir habe, dann rede ich nicht so.«
    Ich sagte: »Können wir jetzt vielleicht mal so langsam zum Geschäftlichen kommen? Ihr wollt meine Akte über Johann. Stimmt’s?« Bucky fuhr sein Gebiß aus. Ich wertete das als ein Ja.
    Ich sagte: »Ich werde euch diese Akte nicht geben.«
    Er sagte: »Wenn du uns die Akte nicht gibst, besorgen wir uns einen Gerichtsbeschluß.«
    »Dann besorgt ihn euch. Aber bis dahin seht ihr überhaupt nichts.«
    In der

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