Der schwarze Freitag (German Edition)
weiter schrauben. Er
entfernte die Wand, um Platz für Evas Schreibtisch zu
schaffen. Den würden wir dann in Hamburg passend zu
meinem kaufen. Irgendwie hatte ich ein komisches
Gefühl, als Eva und Karin das Geld in die Tüten packten.
Ich musste mit Georg reden, denn er hatte mir erzählt,
dass auch Karin sich verändert hatte und nur noch über
ihre Karriere, Luxus und Geld redete. Das Geld musste ein
zweites Mal herunter vom Schiff und diesmal vor Evas und
Karins Augen verschwinden. Mit dem Telefon in der Hand
ging ich an Deck, um Kalle anzurufen. Nach zehn Minuten
war alles geklärt. Er stellte mir den Mercedes an unseren
Schiffsanleger. Kalle hatte berichtet, dass sich im
Containerhafen die verpackten Autos stapelten und die
Zollplomben bereits angebracht waren. Jetzt fehlte nur
noch das Containerschiff. In zwei Tagen würde es so weit
sein. Wir würden pünktlich ankommen und vor Ort sein,
um zu sehen, ob meine Vermutung stimmte, dass hier
Menschen wie Vieh transportiert und geschmuggelt
wurden.
E s war vermutlich der letzte sonnige Tag im Urlaub hier
auf dem Schiff. Wir waren alle an Deck, als die
Elbmündung in Sichtweite kam. Als wir das Schiff am
Anleger festgemacht hatten, gab ich Georg den Auftrag,
das ganze Geld im Auto zu verstauen und es dann mit
Karin auf dem Weg nach Hause in die Halle zu bringen.
Eva und Karin beobachteten alles vom Schiff aus. Ich
packte die Akten zusammen und verstaute sie in einem
Karton, den ich Karin gab, denn die Akten mussten ja
nicht auf dem Schiff bleiben. Wenn die drei gewusst
hätten, was ich plante!
I ch sah Kalle schon in einiger Entfernung auf dem
Parkplatz in einem anderen Auto sitzen. Als alles im
Mercedes verladen war, kamen die drei auf meine Bitte
hin noch einmal in das Büro. Ich musste Kalle einige
Minuten Luft verschaffen, deshalb gab es eine kurze
Teambesprechung. „Wir sehen uns heute Abend beim
Essen“, sagte ich zum Abschluss. Dann fuhren Georg und
Karin in dem Mercedes los. Ich saß am Computer und
tätigte noch einige Überweisungen, die letzten Gelder
wurden ausgezahlt. Dann vernichtete ich die Listen und
löschte alle Daten. Den Computer warf ich unbemerkt von
Eva in das Wasser der Elbe. Erst als es dunkel wurde,
verließen wir das Schiff und gingen durch die kleine
Siedlung zu Evas Haus. Eva machte einen Sekt auf und
wollte gerne noch mit mir auf der Terrasse sitzen, aber sie
war so anders als sonst. Als ich sie fragte, ob sie Sorgen
habe oder Kummer, verneinte sie, starrte aber weiterhin
still in ihr Glas. Als es kühler wurde, ging ich ins Haus und
legte mich ins Bett zum Schlafen. Eva kam erst einige Zeit
später, kuschelte sich an mich, wollte aber einfach nur die
Augen zu machen. Ich lauschte ihrem Atem. Sie dachte,
mir vortäuschen zu können, dass sie schlafen würde. Ich
wusste aber, dass es nicht so war.
A m nächsten Morgen hauchte sie mir flüchtig einen Kuss
auf die Wange, bevor sie im Bad verschwand. Sie wollte
gerne in der Stadt, um ein paar Kleinigkeiten zu erledigen.
Was genau sie einkaufen wollte, sagte sie mir jedoch
nicht. Danach musste sie zum Dienst. Also war mein
Misstrauen gegen ihre Person doch nicht nur so eine
Vermutung! Eva hatte sich, seit wir in Schweden aus dem
Hafen gefahren waren, noch mehr verändert. Sie war eine
andere Frau, die nur noch ihre Pflicht ausübte, es gab
keine Kür mehr in unserer Ehe. Nachdenklich setzte ich
mich mit einer Tasse Kaffee auf die Terrasse und blickte
auf das Rosenbeet. Gleich, nachdem Eva das Haus
verlassen hatte, rief ich Kalle an. „Alles okay nach Abzug
der Spesen“, sagte er. Jürgen war der Nächste, den ich am
Telefon hatte. „Jan, was ist in den Kartons und was soll ich
damit?“ ‒ „Für mich aufbewahren, ich komme
irgendwann die Tage vorbei und hole sie ab“, erklärte ich
ihm. „Mach ich gern für dich, aber lass das nächste Mal
bitte nicht mitten in der Nacht anliefern.“ ‒ „Danke
Jürgen“, sagte ich und legte auf. Es herrschte eine
ungewohnte Stille um mich herum. Rastlos lief ich durch
das Haus und versuchte, eine Antwort darauf zu finden,
warum Eva plötzlich so anders war. Es ist Freitag , dachte
ich plötzlich.
G eorg war aufgeregt am Telefon. „Die Polizei war gerade
bei mir“, sprudelte es aus ihm heraus, „sie haben den
Schlüssel vom Mercedes abgeholt.“ ‒ „Scheiße<, sagte ich
laut, „was will die Polizei damit? Haben sie gesagt, um was
es geht?“ ‒ „Sie sagten irgendetwas von einem
Verbrechen, in das der Wagen verwickelt gewesen
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