Die Farbe der Gier
Jeffrey Archer
Die Farbe der
Gier
s&p 05/2007
Das teuerste Gemälde der Welt: van Goghs »Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr«. Ein besessener Sammler will es haben – um jeden Preis. Und eine junge Kunstexpertin riskiert mehr als einmal ihr Leben.
ISBN: 978-3-502-18094-4
Original: False Impression (2005)
Aus dem Englischen von Tatjana Kruse
Verlag: Scherz
Erscheinungsjahr: 2005
Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
Buch
Bryce Fenston ist ein skrupelloser Finanzmakler, Seine Leidenschaft sind wertvolle Gemälde – für einen echten van Gogh geht er über Leichen, Das Objekt seiner Begierde: das berühmte »Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr«. Es befindet sich im Privatbesitz einer britischen Lady – noch …
Die junge Kunstexpertin Anna, die für Fenston arbeitet, schwebt in Gefahr, weil sie zuviel über dessen Machenschaften weiß. Und sie ahnt nicht, dass zugleich auch FBI Special Agent Jack Delaney sie beschattet. So beginnt an einem vermeintlich friedlichen Septembermorgen in New York eine atemlose Jagd nach einem Gemälde und ein spektakulärer Wettlauf gegen die Skrupellosigkeit.
Autor
JEFFREY ARCHER, geboren 1940 in London, wurde mit 29
jüngster Abgeordneter im britischen Unterhaus. Hoch verschuldet musste er zurücktreten – und schrieb den ersten von zahlreichen internationalen Bestsellern. 1992 wurde er in den Adelsstand erhoben, gehörte als langjähriges Mitglied dem Oberhaus an und verbüßte bis September 2003 eine zweijährige Haftstrafe wegen Meineids. Zuletzt erschienen von Archer »Der perfekte Dreh«, »Das Attentat« und »Die Kandidaten«.
Für Tara
10. SEPTEMBER
5
1
VICTORIA WENTWORTH saß allein an eben jenem Tisch, an dem Wellington mit 16 seiner Offiziere am Vorabend seines Aufbruchs nach Waterloo gespeist hatte.
An jenem Abend hatte General Sir Harry Wentworth zur Rechten des Eisernen Herzogs gesessen und hatte später dessen linke Flanke befehligt, während der geschlagene Napoleon vom Schlachtfeld ins Exil geritten war. Ein dankbarer Monarch hatte dem General den Titel Earl of Wentworth verliehen, den seine Familie seit 1815 voller Stolz trug.
Dieser Gedanke ging Victoria durch den Kopf, während sie Dr. Petrescus Bericht ein zweites Mal las. Als Victoria die letzte Seite umdrehte, seufzte sie erleichtert auf. Eine Lösung für all ihre Probleme hatte sich aufgetan, buchstäblich fünf vor zwölf.
Die Tür zum Speisesaal öffnete sich lautlos und Andrews, der im Laufe von drei Generationen der Wentworth-Familie vom Lakaien zum Butler aufgestiegen war, entfernte routiniert den Dessertteller ihrer Ladyschaft.
»Dankeschön«, sagte Victoria und wartete, bis er die Tür erreichte, dann fügte sie hinzu: »Wurde für die Abholung des Gemäldes Sorge getragen?« Sie brachte es einfach nicht über sich, den Namen des Künstlers auszusprechen.
»Ja, Mylady.« Andrews drehte sich zu seiner Herrin um. »Das Bild wird abgehängt, bevor Sie zum Frühstück nach unten kommen.«
»Und wurde alles für den Besuch von Dr.
Petrescu
vorbereitet?«
»Ja, Mylady«, wiederholte Andrews. »Dr. Petrescu wird am Mittwoch gegen Mittag erwartet und ich habe die Köchin bereits 6
davon in Kenntnis gesetzt, dass Frau Doktor Petrescu mit Ihnen das Mittagessen im Wintergarten einnehmen wird.«
»Danke, Andrews«, sagte Victoria. Der Butler deutete eine Verbeugung an und schloss leise die schwere Eichentür hinter sich.
Noch vor dem Eintreffen von Dr. Petrescu würde sich eines der kostbarsten Erbstücke der Familie auf dem Weg nach Amerika befinden und obwohl das Meisterwerk nie wieder in Wentworth Hall betrachtet werden konnte, musste das außerhalb des engsten Familienkreises keiner wissen.
Victoria faltete die Serviette und erhob sich vom Tisch. Sie nahm Dr. Petrescus Bericht zur Hand und trat aus dem Speisesaal in den Flur. Ihre Schritte hallten auf dem Marmorboden wider. Sie blieb am Fußende der Treppe stehen und bewunderte Gainsboroughs lebensgroßes Porträt von Lady Catherine Wentworth in einem herrlichen, bodenlangen Gewand aus Seide und Taft, komplettiert von einer Diamantkette mit passenden Ohrringen. Victoria lächelte angesichts des Gedankens, dass eine derart extravagante Spielerei zu der damaligen Zeit zweifelsohne für reichlich schlüpfrig erachtet worden war.
Victoria sah unverwandt geradeaus, als sie die breite, marmorne Rundtreppe zu ihrem Schlafzimmer im ersten Stock emporstieg. Sie fühlte sich nicht in der Lage, ihren Vorfahren in
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