Der schwarze Geist
angemeldet. Er will sein neues Auto vorführen. Einen nachtschwarzen Porsche. Und eine Überraschung will er auch mitbringen. Sie heißt Tina. Mehr hat er nicht verraten.
„Ob Tina Brezeln mag?“, überlegt Kugelblitz. Er kauft sie beim Bäcker an der Ecke. Dazu noch frisches Brot. Für alle Fälle. Salat und Käse hat Frau Heinzel besorgt. Das ist die hilfreiche Seele, die sich darum kümmert, dass der Haushalt des viel beschäftigten Kommissars nicht verkommt. Auch den Tisch hat sie schon gedeckt. Für drei.
Es klingelt gegen acht. Kugelblitz eilt an die Tür. Er freut sich auf Tütü, und gespannt auf seine neue Freundin ist er auch. Da kommt Tütü. – Allein!
„Und wo ist Tina?“, erkundigt sich Kugelblitz enttäuscht.
„Hier!“, sagt Tütü und deutet lachend auf den kleinen Cockerspaniel, der schwanzwedelnd hinter ihm durch die Tür kommt.
„Na, dann kommt mal rein!“, sagt Kugelblitz. „Und der Hund muss leider mit Messer und Gabel essen. Frau Heinzel hat ihn für eine Dame gehalten. – Ich übrigens auch!“
Da muss Tütü herzlich lachen, weil ihm sein Streich geglückt ist. Doch dann gibt er keine Ruhe: Kugelblitz muss sich unbedingt sein neues Auto ansehen. Noch vor dem Abendessen!
Kugelblitz bewundert den nachtschwarzen Traum gebührend. Dann sagt er: „Und dabei dachte ich, du wärst endgültig auf das Fahrrad umgestiegen, seit du deine Liebe für das einfache Landleben entdeckt hast!“
„Ich habe es versucht. Aber dann siegte doch das alte Rennfahrerblut in meinen Adern“, bekennt Tütü.
„Na, na“, sagt Kugelblitz. „Aber nicht schneller als fünfzig in der Stadt.“
„Sehr wohl, Herr Kommissar“, antwortet Tütü lachend. Als sie ins Haus gehen, beginnt es zu schneien. Tütü sieht auf die Schneeflocken, die im Schein der Straßenlaterne tanzen, und sagt:
„Da haben wir ja Glück gehabt, Tina und ich, dass wir bei dir übernachten dürfen. Die erste Fahrt bei Eis und Schnee ...“
„Tja, so was gibt leicht Frostbeulen“, murmelt Kugelblitz.
Kurz darauf sitzen sie beim Abendessen.
Laugenbrezeln mit Emmentaler gehören zu Tütüs Leibgerichten. Tina gibt sich mit Brotrinden zufrieden und knabbert dann unter dem Tisch an Kugelblitz’ Schuhbändern. Gegen zehn fängt sie an zu jaulen.
„Ich glaube, sie muss mal raus“, sagt Tütü. „Wär schade um deinen schönen Teppich.“
Die beiden Männer ziehen ihren Mantel an und verlassen mit Tina das Haus. Es ist kalt. Der Atem dampft.
Der Schnee knirscht unter ihren Füßen. Auf der Straße ist es ziemlich glatt.
Als sie zurückkommen, ruft Tütü entsetzt: „Herrje! Mein schönes Auto!“
Auf der Straßenseite ist der linke vordere Kotflügel eingebeult. Nicht mal ein Zettel an der Windschutzscheibe – nichts.
„Typischer Fall von Fahrerflucht!“, murmelt Kugelblitz. Und dann untersucht er die Beule im Schein seiner Taschenlampe. Er findet weiße Lackspuren.
„Wir werden uns alle weißen Autos in der Nachbarschaft genauer ansehen!“, meint Kugelblitz. „Wer weiß ...“
Tatsächlich finden sie drei weiße Autos mit Beschädigungen. Zwei sind allerdings schon älterer „Machart“, das zeigen leichte Rostspuren an den Rändern. Der dritte Wagen hat eine Beule neben dem rechten Scheinwerfer.
„Gibt es schwarze Lackspuren?“, erkundigt sich Tütü hoffnungsvoll.
„Abgewischt! Verdächtig, sehr verdächtig“, sagt Kugelblitz. Er beugt sich nach unten, um sich den Wagen mit der Taschenlampe näher anzusehen.
„Verdammt!“, knurrt er und fasst sich an den Bauch. „Schon wieder einen Knopf gesprengt!“
„Eine Brezel zu viel“, lästert Tütü. „Ich denke, du wolltest eine Abmagerungskur machen?“ Kugelblitz murmelt ein paar unfreundliche Worte und geht in die Knie. Er fischt unter dem Auto den entsprungenen Knopf aus dem Schnee.
Tütü betrachtet inzwischen das Auto genau. Man sieht ganz deutlich, dass der Schneematsch auf dem rechten Kotflügel abgewischt worden ist. Er notiert sich die Autonummer. Dank seiner Beziehungen zum Polizeicomputer findet Kugelblitz die Adresse des Eigentümers schnell heraus. Es ist das Haus, vor dem der Wagen parkt. Der Besitzer heißt Karl Weiß. Er öffnet die Tür. Aus dem Hintergrund dringt fröhliche Musik. Er hat offenbar Besuch. Kugelblitz sagt ihm seinen Verdacht auf den Kopf zu.
„ Ich soll einen Wagen angefahren haben? Im Gegenteil! Ich wurde angefahren, als ich heute Nachmittag vor dem Supermarkt parkte!“
„Dann können Sie es wohl nicht
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