Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
mag uns die Bonanza zeigen, und dann kann er gehen, wohin es ihm beliebt.«
    »Ohne seine Hälfte?«
    »Natürlich ohne sie! Ihm so eine schauderhafte Menge Gold zu lassen, das würde ja der reine Wahnsinn von uns sein!«
    »Wahnsinn oder nicht, ich gebe es nicht zu, daß er betrogen wird!«
    »Laßt Euch nicht auslachen! Was wollt Ihr gegen unser Vorhaben, gegen unsre dreißig Stimmen machen? Ihr könnt doch nichts, gar nichts gegen uns ausrichten!«
    »O doch!«
    »Was denn? Was habt Ihr vor?« klang es jetzt in scharfem Tone.
    »Was ich thun oder lassen werde, das wird sich ganz nach Eurer Ehrlichkeit richten.«
    »Soll das etwa eine Drohung sein, Sir?«
    »Wenn Ihr nicht rechtlich mit dem Mestizen verfahrt, ja, dann ist es eine Drohung!«
    Winnetou nannte das Gold
deadly-dust
(tödlicher Staub), weil er es schon in zahlreichen Fällen erfahren hatte, welches Unglück das schnell und leicht erworbene Metall den »glücklichen« Findern gebracht hatte. Auch hier, wo man die Bonanza noch gar nicht zu Gesicht bekommen hatte, zeigten sich schon die Folgen der Gier nach dem Besitze. Der Anführer, dessen Liebling Hum bisher immer gewesen war, warf alle Freundschaft hinter sich und drohte, indem sein Gesicht den Ausdruck unerbittlicher Feindschaft annahm:
    »Wagt es ja nicht etwa, den Mestizen zu warnen oder sonst etwas gegen das, was wir zu thun willens sind, vorzunehmen! Wenn es sich um die Bonanza of Hoaka handelt, verstehe ich keine Spur von Spaß, und die andern denken da grade so wie ich. Ich will Euch warnen und Euch sagen: Eine Kugel würde Euch sicher sein!«
    Nach dieser Drohung, die er im vollsten Ernste meinte, trieb er sein Pferd an, um wieder bei dem Halbblut an der Spitze des Zuges zu reiten, und Hum blieb als Hinterster zurück, ja, er verlangsamte die Schritte seines Pferdes noch mehr, denn die nahe vor ihm reitenden Gefährten hatten sein Gespräch mit dem Anführer gehört und wendeten sich zu ihm zurück, um ihn mit nicht weniger schweren Drohungen zu bedenken.
    Er nahm sich in seinem rechtlichen Sinne trotzdem vor, keine Gefahr zu scheuen, um dem Mestizen zu dem Seinigen zu verhelfen; nur mußte er, um dies zu thun, warten, bis der Schatz gehoben war. Bis dahin hatte es keine Eile, und so kam es, daß er, der sich beleidigt und in seiner Ehrlichkeit gekränkt fühlte, immer weiter zurückblieb, bis er die Gefährten aus den Augen verlor. Er hatte nicht etwa weniger Verlangen nach dem vielen Golde als sie, aber der Aerger über den Betrug, den sie ausführen wollten, ließ ihn zögern, ihnen in gleicher Eile nach dem Estrecho zu folgen.
    So kam es, daß er die Felsen, welche die Bonanza bergen sollten, später zu Gesicht bekam als sie. Als sein Auge darauf fiel, stutzte er und hielt sein Pferd an; einen Augenblick später sprang er sogar aus dem Sattel, um nicht so leicht bemerkt zu werden, denn er sah dort beim Estrecho Gestalten hin und her laufen, welche er unmöglich für seine Kameraden halten konnte. Gleich darauf zuckte eine helle Flamme empor, und es drang ein vielstimmiges Geheul zu ihm herüber, welches ihm bewies, daß er Indianer vor sich hatte.
    Er erschrak, allerdings nicht wegen sich selbst. Zum Glück brach eben jetzt die Dämmerung herein, welche die Roten verhinderte ihn zu sehen, und überdies waren diese so mit dem Estrecho beschäftigt, daß sie gar keine Aufmerksamkeit mehr für die Richtung hatten, in welcher er sich von ihnen aus befand. Sie glaubten, alle Weißen in der Falle zu haben, und Ik Senanda war auch dieser Meinung, denn er hatte, an der Spitze des Zuges marschierend, fast gar nicht rückwärts geblickt und also nicht bemerkt, daß der lange Hum zurückgeblieben war.
    Dieser fragte sich natürlich, was er unter den obwaltenden Umständen zu thun habe, und kam auf den ganz richtigen Gedanken, daß er, um seinen Gefährten nützlich sein zu können, vor allen Dingen sich selbst schonen müsse. Er hatte zu erfahren, in welcher Lage sie sich befanden und in welcher Weise er ihnen nützlich sein könne, mußte sich aber sehr hüten, dabei von den Indianern bemerkt zu werden. Darum wartete er, bis es vollständig dunkel geworden war, und ritt dann weiter, aber nicht etwa geradeswegs auf das jetzt noch deutlicher als vorher sichtbare Feuer zu, sondern er hielt sich mehr nach links, nach Osten, um sich in sicherer Entfernung von dem Thatorte hinter irgend einem Felsen seines Pferdes zu entledigen und dann vorsichtig anzuschleichen.
    Die Flamme brannte an der westlichen Seite

Weitere Kostenlose Bücher