Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
versäumen!«
    Indem er hierauf weitereilte, hörte er dieselbe Stimme hinter sich:
    »Der hat das Loofen ooch von keener Gartenschnecke gelernt! Na, weit kommt er nich; ich seh’ den Hieb schon sitzen!«
    Hum wußte nicht, was das bedeuten sollte, erfuhr es aber nach wenigen Augenblicken, denn noch waren diese Worte kaum verklungen, so richtete sich eine zweite Gestalt vor ihm empor, hielt ihn mit einer Hand im Laufe auf und schlug ihm die andre Faust so an den Kopf, daß er lautlos zusammenbrach. Er befand sich nun, wenigstens für den Augenblick, in einer nicht bessern Lage als seine Gefährten, die er hatte retten wollen, obgleich sie sich ihm in der letzten Stunde nicht mehr so freundschaftlich wie vorher gezeigt hatten.
    Sie waren, wie schon erwähnt, ihm vorausgeritten und unter der Führung des Mestizen an den hohen Quarzfelsen gekommen, in welchen der Estrecho de cuarzo schmal und tief einschnitt. Sie folgten ihm auch ohne Besinnen und mit vollem Vertrauen hinein und schöpften auch dann noch keinen Verdacht, als er stehen blieb und, sie an sich vorüberweisend, sagte:
    »Wenn die Bleichgesichter alle herein sind, mögen sie absteigen und ihren Pferden die Beine zusammenhobbeln. Ich werde bis dahin die verborgene Mine schnell öffnen, um ihnen die Bonanza dann gleich zeigen zu können.«
    Er kniete dabei an der Felswand nieder und begann, in dem dort am Boden angesammelten Steingrus zu wühlen, als ob er da den Eingang zur Bonanza freilegen wolle. Sie ritten auch bis zum letzten Mann an ihm vorüber, und nur Majestät, der aus dem Sattel gestiegen war, blieb bei ihm stehen und fragte begierig:
    »Hier also liegt das Gold so massenhaft vergraben?«
    »Ja,« nickte der Mischling.
    »So will ich dir helfen, damit es schneller geht!«
    »Das Loch ist hier so eng, daß nur ein einzelner Mann graben kann.«
    Er beabsichtigte, den Anführer zu beschäftigen, um dessen Aufmerksamkeit von sich abzulenken, und dieser ging in seiner Ungeduld auch ahnungslos auf diesen Gedanken ein indem er ihm gebot:
    »So tritt zur Seite! Ich will es selber machen.«
    Er kauerte sich nieder und begann mit den Händen das Geröll so eifrig zu entfernen, daß er gar nicht daran dachte, auf den Mestizen acht zu geben. Dieser sah ihm nur eine ganz kurze Zeit zu, nicht einmal eine Minute lang, trat dann einige Schritte zurück, überzeugte sich mit einem schnellen Blick, daß keiner von den Weißen, die alle noch mit ihren Pferden beschäftigt waren, nach ihm sah, und huschte dann mit lautlosen Schritten nach dem Eingange zurück, wo die schnell herbeigeeilten Komantschen sich schon bemühten, ihre Holzbündel aufzuhäufen, und der Häuptling schon sein Punks (Prairiefeuerzeug) handhabte, um Feuer zu machen.
    »Uff!« sagte Tokvi-Kava in hochbefriedigtem Tone. »Sie sind in die Falle gegangen, und ich bin sehr zufrieden mit dir!«
    »Uff!« antwortete Ik Senanda. »Die Gefahr ist glücklich an mir vorübergegangen!«
    »Das habe ich dir vorhergesagt. Der Zunder glimmt schon. Nun werden wir die Bleichgesichter sehr bald heulen hören!«
    Die Dämmerung senkte sich nieder, und hier in der Felsenenge war es noch dunkler als draußen im Freien. Majestät scharrte in den Steinen, als ob sein Leben davon abhängig sei. Dabei sagte er zu dem vermeintlich noch neben ihm stehenden Mestizen:
    »Es ist so finster hier, daß man fast gar nichts sehen kann. Wir werden einige Feuer anbrennen; Holz gibt’s ja da draußen im Walde genug.«
    Als keine Antwort erfolgte, wendete er den Kopf, bemerkte aber den nicht, an welchen diese Worte gerichtet waren. Selbst jetzt schöpfte er noch nicht Verdacht, sondern er richtete sich nur auf, um den Namen Yato Inda einigemale laut zu rufen. Erst als hierauf keine Antwort erfolgte, wurde er besorgt und fragte seine Leute nach dem Mestizen. Keiner konnte Auskunft erteilen. Weiter als bis zu der Stelle, wo er in den Steinen gewühlt hatte, war er nicht in die Enge eingedrungen, und da er sich dort nicht mehr befand, konnte er nur in der Richtung nach dem Ausgange gesucht werden. Nun endlich zeigte sich der Verdacht, und zwar ebenso stark wie plötzlich.
    »Zounds!« rief der Anführer. »Der Mestize wird uns doch nicht entwichen sein!«
    Er bekam keine Antwort, aber alle hatten ganz denselben Gedanken.
    »Wir müssen rasch hinaus!« fuhr er fort. »Da draußen ist es heller als hier. Vielleicht sehen wir ihn noch laufen!«
    Er wendete sich dem Eingange zu, und die andern wollten ihm folgen, doch blieben alle schon

Weitere Kostenlose Bücher