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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bekomme!«
    »Das ist Unsinn, hundertfacher, ja tausendfältiger Unsinn! Wir sind ehrliche Leute und geben dir die Hälfte. Ich habe es gesagt und werde mein Wort halten! Sagst du es uns aber nicht, so wirst du ohne Gnade und Barmherzigkeit erschossen, und zwar sofort, auf der Stelle, hier auf demselben Platze, wo du stehst. Also wähle, wähle rasch! Entweder den Tod oder so viel Feuerwasser, wie du in deinem ganzen Leben trinken kannst!«
    Die Majestät war unbeschreiblich aufgeregt, und die andern Weißen waren es nicht minder. Ueber fünfzig Pferdelasten gediegenes Gold! Das war ja kaum auszudenken! Ihre gierigen Blicke sogen sich jetzt förmlich an die Lippen des Halbblutes fest. Bei diesem schien die abermalige Androhung des Todes ebenso sehr den Ausschlag zu geben wie die Hoffnung auf einen ganzen Mississippi voll Feuerwasser. Er antwortete zum Entzücken all der einunddreißig Männer:
    »Yato Inda will euch sein Vertrauen schenken, er will glauben, daß er sich die Hälfte des Goldes nehmen darf, und wird euch darum zeigen, wo die Bonanza of Hoaka liegt.«
    Da brach ein allgemeiner Jubel aus, ein Jubel, wie ihn der Westmann mit dem Worte »
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« zu bezeichnen pflegt. Selbst Majestät focht mit den Armen wie mit Windmühlenflügeln in der Luft herum und that einen Freudensprung nach dem andern, trotz seines Alters, seines grauen Bartes und seines schneeweißen Haupthaares. Nur ein einziger besaß Gewalt genug über sich, seine Aufregung einigermaßen zu beherrschen, nämlich der lange Hum, dessen Gesicht zwar auch vor Freude strahlte, der aber so laut in den Lärm der andern hineinrief, daß ihn alle hörten:
    »Mylords und Gentlemen, Sennores und Mesch’schurs! Es steht uns eine ungeheure Freude bevor, aber unsre Rechtlichkeit soll nicht geringer, soll nicht kleiner sein. Wir haben diesem Manne die Hälfte des Goldes versprochen, und ich denke, daß wir ihm dieses Versprechen halten werden! Ehrlos der, welcher nicht dieser meiner Meinung ist!«
    »Ja, ja; ja, ja!« lachte die Majestät, und »ja, ja; ja, ja!« lachten auch die andern.
    Dieses Lachen sagte mehr als deutlich, daß das Wort »ehrlos« sie gar nicht abhalten werde, doch das zu thun, was sie sich im stillen vorgenommen hatten. Der Mestize that, als ob ihm dieses Lachen gar nicht auffällig sei und ihn noch viel weniger in seinem Vertrauen erschüttern könne; er erklärte vielmehr:
    »Wenn ich euch jetzt nach der Bonanza führen soll, braucht ihr gar nicht weit mit mir zu reiten.«
    »Nicht weit?« fragte die Majestät. »Dachte es mir! Die Bonanza liegt im Estrecho, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »So würden wir sie nun finden, auch ohne daß du sie uns zeigst!«
    »Nein,« antwortete er jetzt in zuversichtlichem Tone. »Ihr könntet trotzdem viele, viele Jahre danach suchen und würdet sie doch nicht finden.«
    »So komm und geh voran! Aber versuche ja nicht, dich aus dem Staube zu machen! Du würdest sofort von einunddreißig Kugeln durchlöchert werden!«
    Er that, als ob er diese Drohung gar nicht gehört hätte, und machte sich, indem er voranschritt, ohne Weigern auf den Weg; er wußte ja, daß sie ihrem sichern Untergange entgegengingen. Die Ausführung seines Planes war ihm viel, viel leichter gelungen, als er es sich vorgestellt hatte.
    Es versteht sich ganz von selbst, daß die bethörten und vertrauensseligen Weißen jetzt von weiter nichts, als nur von der Bonanza sprachen. Hum war still, er ritt ganz hinterher und ging mit sich zu Rate, wie er es wohl anzufangen habe, seine Gefährten zu einem ehrlichen Verhalten zu bewegen. Nach einiger Zeit gesellte sich die Majestät zu ihm, um ihn lachenden Mundes zu fragen:
    »Das, was Ihr vorhin von der Rechtlichkeit sagtet, ist doch wohl nur ein Scherz von Euch gewesen? Nicht?«
    »Nein, Sir. Dieser Mann liefert uns ohne alle Gegenleistung die Hälfte seiner Schätze aus; da würden wir ja die armseligsten Schurken sein, wenn wir ihm das gegebene Versprechen nicht hielten.«
    »Also war es Eure wirkliche und ernste Meinung?
Pshaw!
Ich bin niemals unehrenhaft gewesen und werde es auch nie sein; aber jedermann weiß, daß man den Indianern kein Versprechen zu halten braucht.«
    »Das ist so schändlich gedacht, Sir, daß ich – hm! Ueberdies ist dieser Yato Inda kein Indsman; sein Vater war ein Weißer!«
    »Das ist ja erst recht ein Grund, sich nichts, gar nichts aus ihm zu machen, denn diese Mischlinge sind noch viel schlimmer, verräterischer und treuloser als die reinblütigen Indianer. Er

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